China: Test-Käufer gehen auf Fälschungsjagd

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Sogenannte Fälschungsjäger versuchen in China aus dem Handel mit gefälschten Markenprodukten Profit zu schlagen: sie kaufen gezielt Plagiate, um dann gerichtlich Entschädigungen einzufordern. Eine Entwicklung, die die chinesische Regierung kritisch beobachtet.

Grund für das Aufkommen der Fälschungsjäger ist eine Änderung im chinesischen Verbraucherschutzgesetz, das seit 2013 vorsieht, dass Kunden, die Opfer von Fälschern wurden, eine Entschädigung erhalten. Diese kann bis zu dreimal so hoch sein wie der Preis der gekauften Waren, beträgt mindestens jedoch 500 Yuan (ca. 70 Euro). Bei Lebensmittelprodukten kann die Entschädigung sogar deutlich höher ausfallen, nämlich bis hin zum Zehnfachen des Kaufpreises.

Einer der sogenannten professionellen Fälschungsjäger, Ji Wanchangn, erklärte beispielsweise gegenüber der New York Times, dass er landesweit Geschäfte und Märkte nach Produktfälschungen durchforste und diese kaufe, um dann gegen die Verkäufer vor Gericht zu ziehen. Bis zu 100 Mal pro Jahr. Damit verdiene er pro Jahr rund 148.000 US-Dollar (ca. 138.000 Euro); nach Abzug seiner Ausgaben wie beispielsweise Gerichtskosten würden ihm davon letztendlich zwischen 30.000 und 44.000 US-Dollar (ca. 28.000 bis 41.000 Euro) bleiben.

Einige Experten haben eine derartige Entwicklung nach Einführung des neuen Gesetzes erwartet. So verwundert es nicht, dass „viele professionelle Käufer bewusst nach Angeboten mit falschen und fehlleitenden Produktbeschreibungen suchen, um daraus einen Profit zu schlagen“, so Yang Cui und Michael Tan, von der Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing in Shanghai.

Manche Fälschungsjäger sind der Ansicht, der Gesellschaft mit ihrem Tun einen wichtigen Dienst zu erweisen. Allerdings bergen das Aufkaufen von Fälschungen und konsequente Verklagen der Händler auch einiges an Risiko. Ji Wanchang zum Beispiel wurde nach eigener Aussage bereits mehrfach verprügelt und attackiert, auch wurde er bereits von der Polizei festgehalten wegen Verdacht auf Erpressung.

Die chinesische Regierung untersucht derzeit, ob die Fälschungsjäger die Regelungen zum Verbraucherschutz missbrauchen. Eine erneute Änderung des Verbraucherschutzgesetzes wird in Betracht gezogen.

Quellen: World Trademark Review, New York Times

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