Handel mit Fälschungen in sozialen Netzwerken boomt

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Soziale Netzwerke wie Facebook bieten eine ideale Verkaufsplattform für Plagiate jeder Art, so eine Untersuchung des UKIPO. Demnach können Fälscher ihre illegalen Waren in sozialen Netzen nahezu ohne Risiko bewerben und verkaufen. Neben der Taktik der Fälscher ist dabei auch ein weiterer Faktor entscheidend.

Fälscher ziehen einen enormen Nutzen aus den vielfältigen Vernetzungsmöglichkeiten durch soziale Medien, so die aktuelle Analyse ‚Share and Share Alike‘ des UKIPO (UK Intellectual Property Office). So verwenden Fälscherbanden beispielsweise spezielle Themen- und Fanseiten, um ihre Angebote zu verbreiten. Dadurch, dass Leser und Konsumenten dann die Inhalte teilen und weiterleiten, vergrößert sich die Reichweite der illegalen Angebote stetig.

„Fälscher sehen soziale Medien als einen sicheren Zufluchtsort und nutzen sowohl offene als auch geschlossene Gruppen, um ihre Angebot zu verbreiten, zusammen mit Likes und Retweets,“ so der Report des UKIPO. „Die sozialen Netzwerke machen es leicht, Verkaufskanäle zu wechseln, durch das Einrichten von Fanseiten und dadurch, dass sie Transaktionen innerhalb oder außerhalb der Social Media-Plattformen ermöglichen.“

Vor allem Facebook stellt der Studie zufolge eine besonders attraktive Handelsplattform für Fälscher dar. So ermittelte das UKIPO, dass auffallend viele verdächtige Inhalte über Facebook-Gruppen geteilt werden – rund 8 % aller Aktivitäten in offenen Gruppen bzw. beinahe 41 % der Aktivitäten in geschlossenen Gruppen würden verdächtige Inhalte aufweisen. Zwar bietet Facebook seinen Nutzern die Möglichkeit, verdächtige Aktivitäten zu melden, nach Aussage des Social Media-Giganten können derartige Hinweise aber nur langsam abgearbeitet werden.

Als entscheidender Faktor kommt hinzu, dass vielen der Social Media-Konsumenten ein Unrechtbewusstsein beim Kauf von Fälschungen fehle – oft würden sie sich, so der UKIPO Report, sogar bewusst für den Kauf der illegalen Imitate entscheiden. So soll den Social Media-Anwendern in rund 88 % der untersuchten Handelsaktivitäten bewusst gewesen sein, dass es sich bei den ihnen angebotenen Produkten um Plagiate handelte.

Der Report thematisiert offen die dünne Datenlage, die eine Einschätzung der tatsächlichen Rolle von Social Media im Fälschungshandel erschwere. Insbesondere zum Handel in geschlossenen Gruppen fehlen Informationen. Und auch die aktuelle Analyse des UKIPO bietet letztlich nur eine Momentaufnahme von 2015, basierend auf einer Literaturanalyse und einer Online-Umfrage unter 3.000 Nutzern. Weitere Untersuchungen, so die Schlussfolgerung, seien notwendig um das Problem der Produktpiraterie in sozialen Netzwerken zu erfassen.

Neben Facebook waren auch andere soziale Medien wie WhatsApp und das chinesische Yupoo bereits als Vertriebswege für Fälschungen in der Diskussion (wir berichteten).

Quelle: World Trademark Review

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