Deutlich weniger Zoll-Anträge in Österreich

Wie die jetzt veröffentlichte Zoll-Jahresstatistik zeigt, registrierte der österreichische Zoll 2014 eine stark rückläufige Zahl von Beschlagnahme-Anträgen. Als eine wesentliche Ursache machen die Behörden der Alpenrepublik die neue EU-Piraterieverordnung aus.

Erstmals seit 2001 zeigen die kürzlich veröffentlichten Zoll-Statistiken in Österreich einen Rückgang bei den Anträgen auf Tätigwerden des Zolls. Offenbar hätten nicht alle Rechteinhaber unter dem neuen Regime der EU-Produktpiraterieverordnung 2014 neue Anträge gestellt, beurteilt die Behörde die Entwicklung. Vielmehr seien viele Anträge ersatzlos ausgelaufen. Dabei sind die Anträge für die Arbeit des Zolls grundlegende Voraussetzung, 2014 erfolgte das Tätigwerden fast ausschließlich (zu 99,81 %) auf Basis entsprechender Anträge. Rechteinhaber, die ihre Produkte in Österreich schützen wollen, sollten daher eine rechtzeitige Erneuerung nicht vergessen.

Zugleich stellt der Produktpirateriebericht des Bundesministeriums für Finanzen für 2014 einen Rückgang an Aufgriffen auf knapp 1.300 Fälle fest; 2013 konnten die Fahnder noch rund 1.900 Fälle vermelden. Trotzdem konnte sich der Gesamtwert der in Österreich beschlagnahmten Plagiate auch im vergangenen Jahr bei deutlich über fünf Millionen Euro behaupten.

 

 

Insgesamt wurden 2014 fast 200.000 gefälschte Artikel sichergestellt, was wiederum fast eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Prominentester Erfolg, der sich deutlich in der Statistik niederschlägt, war ein Großaufgriff gefälschter Zubehörteile für Mobiltelefone mit mehr als 110.000 Stück. In der Warengruppe Mobiltelefone und Zubehör stieg damit der Gesamtwert sichergestellter Plagiate von 1,9 Millionen Euro im Vorjahr auf über drei Millionen Euro in 2014, was zugleich Mobiltelefone als am stärksten betroffene Produktgruppe zum traurigen Spitzenreiter im Pirateriebericht macht.

Dass die Aufgriffe im Bereich der zweiten stark von Fälschungen betroffenen Produktgruppe der Medikamente zurückgegangen ist, kann auf den Erfolg der „Operation Vigorali“ zurückgeführt werden. Bei dieser waren insgesamt acht Personen festgenommen worden, die auf zahlreichen Internet-Plattformen gefälschte Arzneimittel verkauft hatten. Gerhard Marosi, Leiter der Abteilung Betrugsbekämpfung im österreichischen Finanzministerium warnt vor dem Erwerb solcher Medikamente: „Im Internet kann ich nicht feststellen, woher die Ware kommt.“ Entsprechend häufig werden so völlig wirkungslose Potenztabletten, Abnehmpillen oder Mittel gegen Haarausfall in Umlauf gebracht. Bisweilen tauchen aber auch gefährlich überdosierte Medikamente oder haarsträubende Fälschungen wie etwa Herztabletten aus Ziegelmehl, Farbe und Möbelpolitur auf.

Vor Österreich hatten auch Deutschland und die Schweiz in den vergangenen Wochen ihre jährlichen Zollberichte veröffentlicht (wir berichteten). Unternehmen, die in der EU einen Antrag auf Tätigwerden des Zolls stellen wollen, finden Unterstützung bei Verbänden und Dienstleistern wie beispielsweise den Experten von Karg und Petersen.

Quellen: Bundesministerium für Finanzen (BMF) Österreich, Kurier.at

– Anzeige –