Im Jahr 2024 konnten Polizei-, Zoll- und Marktüberwachungs‑Behörden in der Europäischen Union (EU) rund 112 Millionen Plagiate an den Außengrenzen sowie innerhalb des EU‑Binnenmarkts sicherstellen. Damit zeigt sich ein ähnlich hohes Niveau wie im Vorjahr, auch wenn die Zahl der beschlagnahmten Fälschungen unter der von 2023 bleibt. Zudem bestätigt sich insgesamt ein besorgniserregender Trend: Im Vergleich zu 2022 stieg die Zahl der beschlagnahmten Waren um rund 30 %, im Vergleich zu 2020 sogar um fast 70 %. Das geht aus der Jahresbilanz 2024 hervor, die aktuell von der Europäischen Kommission und dem Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) veröffentlicht wurde.
Besonders bemerkenswert ist auch die rasante Entwicklung des geschätzten Warenwerts der beschlagnahmten Fälschungen. Dieser erreichte mit rund 3,8 Milliarden Euro einen neuen Spitzenwert. Das entspricht einem Zuwachs von rund 11 % gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu 2020 ergibt sich sogar ein Zuwachs um etwa 81 % insgesamt.
Wie bereits im Vorjahr ist der Großteil der Sicherstellungen auf Aktionen innerhalb des EU‑Binnenmarkts zurückzuführen. Einige wenige Länder spielen dabei eine zentrale Rolle: Insbesondere Italien erwies sich erneut als führender Akteur bei der Sicherstellung von Plagiaten. Bemerkenswerterweise stammten über 68 aller beschlagnahmten Fälschungen aus Operationen der Behörden des Mittelmeerlandes. Auch Spanien und Frankreich verzeichneten vergleichsweise hohe Anteile an Sicherstellungen und zählten zu den aktiveren Mitgliedsstaaten. Deutschland ist ebenfalls in den Top‑10 der beteiligten EU‑Mitgliedsstaaten zu finden.
Beim Blick an die EU‑Außengrenzen fällt auf, dass hier insgesamt mehr Fälschungen beschlagnahmt wurden als noch im Vorjahr. Und zwar stieg die Zahl der sichergestellten Waren um rund 12 % auf insgesamt rund 20 Millionen. Gleichzeitig erreichte auch hier der geschätzte Wert der Fälschungen ein beachtliches Hoch, mit insgesamt rund 1,51 Milliarden Euro. Das entspricht einem sehr starken Anstieg um rund 87 % gegenüber dem Vorjahr.
Im Jahr 2024 entfiel der größte Anteil der beschlagnahmten Fälschungen auf Waren aus dem Bereich CDs und DVDs, mit einem Anteil von rund 35 % gemessen an der Anzahl der Waren. Dahinter rangierten die Branchen Spielzeug (rund 18 %) sowie Kleidung (rund 8 %) und Accessoires (rund 6 %). Die meisten Fälschungen verletzten dabei vor allem Markenrechte (rund 59%), gefolgt von Urheberrechtsverletzungen (rund 38 %) und Verstößen gegen Designschutzrechte (rund 4 %).
Dabei bleibt China weiterhin das Hauptursprungsland der Fälschungen, rund 42 % der beschlagnahmten Plagiate stammten aus dem Land. Stark vertreten als Herkunftsländer sind insbesondere auch die Türkei (rund 18 %) und zudem auch die Vereinigten Arabischen Emirate (rund 5 %). Nach wie vor bleibt die Seefracht der beliebteste Transportweg für gefälschte Waren. Im Jahr 2024 wurden auf diesem Weg rund sieben Millionen Artikel mit einem geschätzten Wert von über 547 Millionen Euro beschlagnahmt. Zusätzlich spielt der Transport über die Straße per LKW eine bedeutende Rolle: Hier wurden 2024 über vier Millionen Artikel sichergestellt.
Die EU‑Zollstatistik beleuchtet zudem auch wichtige neue Herausforderungen im Markenschutz. Besonders betont wird die rasante, technologische Entwicklung. Sie ermögliche die Herstellung zunehmend raffinierterer und komplexerer Fälschungen, während klassische Plagiate weiterhin stark verbreitet seien. Zusätzlich erschwere die Diversifizierung der Transportwege mit zahlreichen Zugangspunkten die Kontrolle durch die Behörden.
In Kombination mit den begrenzten Ressourcen der Behörden und dem überwältigendem, weiterhin steigenden Volumen des E‑Commerce entstehe eine große Herausforderung, die effektive Maßnahmen erfordere, so die Schlussfolgerungen des Berichts. Um den Fälschungsmarkt zu bekämpfen und die europäische Wirtschaft wirksam zu schützen, benötige es weiterhin starke internationale Kooperationen zwischen Behörden, Zollstellen und Markeninhabern, sowie einem intensiven Informationsaustausch und den Einsatz moderner Technologien.


