Europol: Hochgiftige Pestizid-Fälschungen konfisziert

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In einer von Europol koordinierten Aktion sind europäische Ermittler jetzt erfolgreich gegen die Verbreitung gefälschter und illegaler Pflanzenschutzmittel vorgegangen. Insgesamt wurden mehr als 120 Tonnen der gefährlichen Produkte sichergestellt, die Ermittlungen dauern an.

Während der 10-Tage-langen Aktion mit Codenamen Silver Axe II untersuchten europäische Strafverfolgungsbehörden rund 940 Sendungen verdächtiger Pflanzenschutzmittel, in denen sie insgesamt über 120 Tonnen illegaler Pestizide sicherstellten. Die Kontrollen führten die Fahnder sowohl an wichtigen Flug- und Seefrachthäfen als auch an Landgrenzen der 16 beteiligten EU-Länder* durch. Auch Ermittler aus Deutschland, Frankreich, Polen und den Niederlanden waren beispielsweise an der Aktion beteiligt. In rund 50 Fällen wurden weitere Ermittlungen eingeleitet.

Mit den beschlagnahmten Pestiziden hätten nach Angaben der Ermittler knapp 5.000 Quadratkilometer landwirtschaftlicher Nutzflächen besprüht werden können; das entspricht in etwa der zweifachen Größe von Luxemburg. Ihren Ursprung sollen die riskanten Imitate hauptsächlich in China gehabt haben, von wo sie über das Internet oder via mobile Händler an Landwirte in Europa verkauft worden sein sollen. Neben gefälschten Produkten beschlagnahmten die Fahnder auch Pestizide, die z. B. aufgrund nicht zugelassener oder unbekannter Inhaltsstoffe illegal waren, sowie falsch deklarierte Stoffe.

„Pestizide stehen, so wie alle hochwertigen Waren, im Visier von Fälschern. Im Gegensatz zu nachgemachten Schuhen oder T-Shirts, stellen gefälschte oder illegale Pflanzenschutzmittel jedoch eine reale Gefahr für Gesundheit und Umwelt dar. Daher muss es eine klare Null-Toleranz-Politik gegenüber solchen kriminellen Aktivitäten geben“, erklärt Graeme Taylor, Director of Public Affairs der ECPA.

Unterstützt wurden Europol und die örtlichen Fahnder während der Aktion von Behörden wie dem Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF), als auch von verschiedenen Interessensverbänden der europäischen Pflanzenschutzindustrie, wie etwa CropLife International, der European Crop Protection Association (ECPA) und der European Crop Care Association (ECCA). Um den Austausch zwischen den beteiligten Behörden und Wirtschaftsvertretern zu erleichtern, fungierte Europol im Rahmen der Aktion als zentrale Datensammelstelle, analysierte die in den teilnehmenden Ländern gewonnenen Erkenntnisse und gab sie weiter.

„Die Aktion beweist einmal mehr, dass eine gezielte Zusammenarbeit im Kampf gegen kriminelle Organisationen unerlässlich ist. Unsere auf Informationsaustausch und Datenverarbeitung basierende Arbeit wird in Zukunft sicherlich weitere operative Erfolge dieser Art ermöglichen“, kommentiert Will van Gemert, Deputy Executive Director of Operations bei Europol, den Erfolg.

In Deutschland wurden in der Vergangenheit beispielsweise am Hamburger Hafen große Mengen gefälschter Pestizide beschlagnahmt (wir berichteten). Hier konfiszierten Zollfahnder in einem einzelnen Fall rund 200 Tonnen Pflanzenschutz-Plagiate im Wert von rund 15 Millionen Euro. Als Grund für den enormen Fund sahen die Zollexperten die enge Anbindung des Hafens an China.

*Beteiligte Länder bei Silver Axe II: Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Litauen, Niederlande. Polen, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Ungarn, Vereinigtes Königreich.
Quellen: Europol, HNA

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