Nach Zufallsfund: Gefängnisstrafe für bedeutenden Modefälscher

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Seit 2011 soll ein in Berlin lebender Türke in großem Stil mit Fälschungen bekannter Markentextilien gehandelt haben. Ein Zufallsfund brachte die Behörden auf seine Spur. Jetzt wurde der Mann vor Gericht zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

Die Ermittlungen gegen den Tatverdächtigen hatten Anfang September 2016 begonnen, als Zollbeamte am Flughafen Berlin-Tegel eine Warensendung aus der türkischen Millionenstadt Bursa kontrollierten. Dabei bemerkten die Fahnder rund 1.600 gefälschte Kleidungsstücke der Marke Hugo Boss; der renommierte Markenname war unter abnehmbaren Aufklebern und Aufnähern des vermeintlichen Herstellers ‚Mio Caldino‘ getarnt worden.

Die Fälschungen, die auf dem Markt rund 35.000 Euro eingebracht hätten, sollten nach Berlin-Spandau geliefert werden und führten die Ermittler schnell auf die Spur des 31-jährigen Tatverdächtigen, der dort auf einem Industriegelände mehrere Container gemietet hatte. Ein auf dem Gelände angestellter Hausmeister soll jährlich rund 2.400 Euro bekommen haben, um hunderte Pakete mit Fälschungen für den Mann anzunehmen.

Wie der geständige Täter im Prozess bestätigte, stammten die Fälschungen stets aus der Türkei. Hier ließ der Bruder des Verurteilten die oft minderwertigen Nachahmungen produzieren, die dann über Polen oder Großbritannien nach Berlin verschickt wurden. Dafür nutzten die Fälscher sowohl Paketdienste wie UPS und DHL als auch Luftfrachtdienstleister für eilige Fälle. Verkauft wurde die gefälschte Markenkleidung unter anderem an Großabnehmer in Dresden und im hessischen Ortenberg, die sie dann beispielsweise über eBay, Amazon oder Zalando an Endkunden verkauften. Bei den betroffenen Original-Herstellern handelt es sich neben Hugo Boss etwa um Calvin Klein, Dolce & Gabbana, Giorgio Armani und Ralph Lauren.

Der Tatverdächtige konnte zwei Monate nach Ermittlungsbeginn verhaftet werden. Vor Gericht wurde er nach seinem umfassenden Geständnis zu vier Jahren Haft verurteilt. Unterdessen versuchen die Fahnder, gegen den Bruder des Mannes sowie eine weitere Komplizin in der Türkei vorzugehen und über die türkischen Behörden vor Ort zu ermitteln. „Aber gerade im Textilbereich ist das sehr schwer, weil viele einflussreiche Persönlichkeiten in der Textilbranche eingebunden sind“, so der Zoll-Ermittlungsführer während des Prozesses.

Zwischenzeitlich konnten die Behörden weitere Beweismittel im Haus des verurteilten Fälschers sicherstellen sowie einige bulgarische Briefkastenfirmen aufdecken, die die Brüder zur Abwicklung ihrer Geschäfte genutzt hatten.

Quelle: rbb

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