Rund 46 % der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland hatten in den letzten zwei Jahren mit Plagiaten zu kämpfen. Das zeigt die neue Studie zu Industrial Security und Produktpiraterie 2024 des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), die im April veröffentlicht wurde. Besonders interessant dabei: Im Vergleich zur Studie von 2022 ging die Zahl der Fälle von Produktpiraterie offenbar deutlich zurück (2022 noch bei rund 72 %) und erreichte nun den niedrigsten Wert seit Beginn der Studie. Der starke Rückgang kann laut Studie auch auf effektive Maßnahmen gegen Fälschungen durch die betroffenen Firmen zurückgeführt werden.
Der Gesamtschaden belaufe sich auf rund 4,1 Milliarden Euro, zugleich gingen rund 16.000 Arbeitsplätzen verloren, so der VDMA. Auch diese Werte gingen im Vergleich zu 2022 zurück. In rund 60 % der Fälle wurden Plagiate der Kategorien Komponenten und äußeres Erscheinungsbild erstellt, so die Studie. Fast ein Drittel der befragten Unternehmen gaben außerdem an, dass ihre Webseiten beziehungsweise Onlineshops kopiert wurden, und auch Kopien von Katalogen, Broschüren und Produktfotos seien deutlich angestiegen. Plagiate von ganzen Maschinen seien allerdings zurückgegangen.
Eine deutliche Veränderung gab es in der Verteilung der Auftraggeber von Plagiaten. Während 2022 noch 70 % der Plagiate von Wettbewerbern in Auftrag gegeben wurden, waren es laut Studie 2024 nur noch 58 %. Dafür stiegen die Fälle mit professionellen Großplagiatoren (42 %) und staatlichen Unternehmen (18 %) unter den Nachahmern deutlich an. Die meisten Nachahmungen kamen aus China, wie schon zwei Jahre zuvor, mit rund 82 % der Plagiate. Auf dem zweiten und dritten Platz fanden sich Indien (18 %) und Deutschland selbst (16 %).
Zudem weist die VDMA‑Studie auf die steigende Bedrohung durch Cyberangriffe hin. Etwa jedes vierte Unternehmen im Maschinen- und Anlagebau war laut der Untersuchung in den letzten zwei Jahren von oftmals schwerwiegenden Cyberangriffen betroffen. Die befragten Unternehmen reagierten auch bereits auf die erhöhte Bedrohung durch Cyberangriffe: Fast alle befragten Unternehmen gaben an, sich mit mindestens einer Maßnahme gegen Cyberangriffe abzusichern. Beispielsweise hätten 80 % der Unternehmen eine Angriffserkennung eingerichtet, während 59 % eine Cyberversicherung abgeschlossen hätten. Auch eine neue Richtlinie für den sicheren Betrieb von Informationssystemen (NIS2) mache den Unternehmen zu schaffen; sie verpflichte betroffene Firmen, sich bei einer nationalen Behörde zu registrieren.
Alle zwei Jahre untersucht der VDMA in dieser Studie Produktpiraterie im Maschinen- und Anlagenbau, sowie deren Gefahren und Auswirkungen und befragt dazu rund 100 Unternehmen der Branche. In diesem Jahr hat der Verband seine Studie auch erstmals auf Untersuchungen zur Cybersecurity erweitert.