Deutschland ist Hauptziel in der EU für gefährliche Plagiate

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Gerade bei gefährlichen, riskanten Fälschungen sind die Länder der EU unter den wichtigsten Absatzmärkten, so eine Studie von EUIPO und OECD. Deutschland ist dabei eines der Hauptziele in Europa – und steht im globalen Vergleich lediglich hinter den USA.

Viele derjenigen Fälschungen, die ein relevantes Gesundheits-, Sicherheits-, oder Umweltrisiko darstellen, werden in der Europäischen Union beschlagnahmt. Dies zeigt jetzt die kürzlich veröffentlichte Analyse Dangerous Fakes von OECD und EUIPO, die globale Beschlagnahmungsergebnisse von Strafverfolgungsbehörden, darunter vor allem Zoll-Beschlagnahmen, aus den Jahre 2017 bis 2019 analysiert. Deutschland spielt dabei eine besondere Rolle als eines der Hauptziele solcher gefährlichen Fälschungen.

Nach der Studie sind rund die Hälfte (ca. 47 %) aller Zoll-Beschlagnahmungen („global customs seizures“) gefährlicher Plagiate, die in die EU importiert werden sollten, für die Einfuhr nach Deutschland bestimmt. Mit deutlichem Abstand folgen als weitere Zielländer in der EU Belgien, Dänemark, Italien, Spanien, und Österreich. Betrachtet man den Wert der Beschlagnahmungen, steht Deutschland an zweiter Stelle nach dem Vereinigten Königreich, das im analysierten Zeitraum noch Mitglied der EU war.

Auch im internationalen Vergleich nimmt Deutschland demnach eine wichtige Rolle als Zielmarkt für gefährliche Fälschungen ein: Während rund 37 % der weltweiten Zoll-Beschlagnahmungen gefährlicher Fälschungen auf die USA entfielen, steht Deutschland für mehr als ein Fünftel dieser globalen Beschlagnahmungen (ca. 21 %). An dritter Stelle ist Belgien mit nur noch rund 9 %, gefolgt von Italien (ca. 6 %) und Dänemark (ca. 3 %).

Viele dieser gefährlichen Plagiate werden dabei online gehandelt: Fast zwei Drittel (rund 60 %) der weltweiten Beschlagnahmungen von Sendungen gefährlicher Fälschungen mit Ziel in der EU sind auf den Handel im Web zurückzuführen. Dass dies ein besonderes Risiko für Deutschland darstellen kann, betont etwa auch Christian Köhler, Hauptgeschäftsführer des Markenverbandes: „Ein sicheres Internet gibt es nur, wenn die Verbraucher endlich vor dem Onlinekauf gefälschter Produkte wirksam geschützt werden.“ Der Markenverband appelliert daher in einer aktuellen Meldung, mit dem bevorstehenden Digital Services Act (DSA) in der EU gegen den Fälschungshandel entschieden vorzugehen.

Zu den am häufigsten beschlagnahmten gefährlichen Plagiate, die für den EU-Markt bestimmt waren, gehörten Parfüms und Kosmetikprodukte (ca. 35 %), Bekleidung (ca. 24 %) und Spielwaren (ca. 24 %); erst kürzlich erregte etwa eine Europol-Aktion aufsehen, bei der mehrere Millionen gefälschte Spielwaren sicherstellt wurden. Weitere relevante Produkte waren etwa Automotive-Teile (ca. 7 %), Pharmazeutika sowie elektrische Anlagen und Elektronik, so die Behördeninformationen.

Mit rund zwei Drittel stammt der überwiegende Teil der für die EU bestimmten Fälschungen aus China; sowohl nach der Anteil an den weltweiten Zoll-Beschlagnahmungen als auch nach dem Anteil am Beschlagnahmungswert. Auf den nächsten Plätzen liegen Hongkong (China) und die Türkei.

Aktuell beleuchtet auch eine Studie des US-Industrieverbands American Apparel and Footwear Association (AAFA) gefährliche Plagiate im Bereich Bekleidung und Schuhe, die etwa mit Chemikalien und Schwermetallen belastet seien. In diesem Zusammenhang fordert der Verband die rasche Umsetzung aktueller Gesetzesentwürfe in den USA, die gegen Fälschungen im Onlinehandel vorgehen sollen, etwa des INFORM Consumers Act und des SHOP SAFE Act.

Quellen: AAFA, EUIPO, Markenverband, OECD, WTR

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