Zollstatistik 2024: Deutscher Zoll meldet deutlich mehr Beschlagnahmungen

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Im Jahr 2024 verzeichnete der deutsche Zoll einen drastischen Anstieg, sowohl beim Gesamtwert als auch der Anzahl der beschlagnahmten Fälschungen. Ein deutlicher Kontrast zum Vorjahr, als die Zollbeamten noch einen merklichen Rückgang vermerkt hatten.

Im vergangenen Jahr beschlagnahmten Beamte des deutschen Zolls insgesamt Fälschungen im Wert von rund 417 Millionen Euro. Das entspricht mehr als dem Doppelten des Wertes aufgegriffener Fälschungen im Jahr 2023 und nähert sich den Zahlen an, die der Zoll für 2022 gemeldet hatte. Das geht aus der neuen Zolljahresstatistik 2024 und dem Bericht der Generalzolldirektion zum Gewerblichen Rechtsschutz 2024 hervor, die Bundesfinanzminister Lars Klingbeil und Dr. Armin Rolfink, Präsident der Generalzolldirektion, im Juni vorstellten.

Neben dem Wert der sichergestellten Fälschungen stieg 2024 auch die Menge der beschlagnahmten Artikel deutlich an, und zwar um mehr als 50 % – auf nun rund 5 Millionen Plagiate, nach noch rund 3,3 Millionen im Jahr 2023. Gleichzeitig meldet der Zoll für 2024 allerdings nur 16.857 Aufgriffe im Zusammenhang mit mutmaßlich gefälschten Waren. Das entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr (2023: 20.179), was umso bemerkenswerter erscheint, da sowohl der Gesamtwert als auch die Anzahl der beschlagnahmten Fälschungen ja deutlich angestiegen sind.

Gesamtwert beschlagnahmter Fälschungen, 2019 bis 2024

Bei einem genaueren Blick auf die Zahlen fällt auf, dass der Beschlagnahmungswert in mehreren Warenkategorien einen deutlichen Anstieg verzeichnet. Spitzenreiter ist hier die Kategorie Persönliches Zubehör, mit Artikeln wie beispielsweise Accessoires, Brillen, Taschen etc., die einen Warenwert von rund 226 Millionen Euro aufweist. Das ist ein enormer Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (2023 noch rund 86 Millionen Euro). Mehr als verdoppelt hat sich ebenfalls der Warenwert in der Kategorie Kleidung und Zubehör, auf rund 82,5 Millionen Euro (2023: ca. 33,7 Millionen Euro).

Von den rund 5 Millionen gefälschten Produkten, die die deutschen Zollbehörden 2024 aus dem Verkehr gezogen hatten, machten Produkte aus dem Bereich Kleidung und Zubehör erneut einen besonders großen Anteil aus, mit rund 765.000 sichergestellten Artikeln – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (2023: ca. 511.000). Auch im Bereich Körperpflegeprodukte, mit Artikeln wie Parfums und Kosmetik, verzeichnete der Zoll einen Zuwachs, und zwar auf rund 586.000 Einheiten (2023: ca. 559.000). Besonders stark stieg zudem auch die Zahl beschlagnahmter Schmuckstücke, Uhren und Accessoires – die Kategorie Persönliches Zubehör stieg auf rund 439.000 Artikel (2023: ca. 188.000). In der Kategorie Tabakerzeugnisse wurde ebenfalls ein enormer Zuwachs gemeldet – auf rund 194.000 (2023: ca. 15.000). Die Kategorie der Mobiltelefone, einschließlich Zubehör, erfuhr einen hohen Anstieg mit 295.000 – ein Zuwachs von ca. 80 % (2023: rund 162.000). Dagegen ging die Zahl gefälschter Arzneimittel deutlich zurück auf nur noch rund 11.000 (2023: ca. 46.000). Bei elektrischer/elektronischer (Computer‑)Ausrüstung kam es zu moderaten Rückgängen bei der Anzahl beschlagnahmter Plagiate, auf rund 280.000 beschlagnahmte Fälschungen (2023: ca. 290.000).

Im Hinblick auf die Menge der aufgegriffenen Waren nach Herkunftsland bleibt China mit rund 39 % unangefochten auf Platz eins – allerdings mit einem merklichen Rückgang gegenüber 2023 (damals noch rund 48 %). Wie in den Vorjahren sind auch die Türkei und Hongkong weiterhin vorn dabei, beide mit jeweils rund 12 % im Jahr 2024. Auffällig ist der starke Anstieg der aufgegriffenen Waren aus der Slowakei und aus Indonesien, mit 12 % beziehungsweise 10 % der 2024 beschlagnahmten Plagiate. Beides sind Herkunftsländer, die 2023 noch keine größere Rolle gespielt hatten. Weitere wichtige Ursprungsländer waren 2024 außerdem Korea mit rund 4 %, das Vereinigte Königreich mit rund 3 % und die Vereinigten Staaten mit rund 2 % der Gesamtzahl der beschlagnahmten Plagiate.Herkunftsländer beschlagnahmter WarenEin Blick auf die Transportwege der Fälschungen verrät: Wie in den Vorjahren erfolgte die Mehrheit der Aufgriffe im Postverkehr (rund 70 %). Gemessen am Warenwert dominierte erneut der Luftverkehr, der über die Hälfte des Gesamtwerts der beschlagnahmten Waren ausmachte. Im Vergleich dazu entfielen nur rund 10 % des Warenwerts auf den Postverkehr, obwohl dieser zahlenmäßig deutlich mehr Fälle ausmachte. Dies deckt sich mit zunehmenden Kleinsendungen von Onlineshops, wie beispielsweise dem chinesischen Online-Marktplatz Temu. Daneben hat der Straßenverkehr an Bedeutung gewonnen und nimmt mittlerweile eine Schlüsselrolle ein, mit einem Anteil von fast 40 % an der Anzahl der abgefangenen Fälschungen beziehungsweise rund 20 % am Warenwert.Transportwege beschlagnahmter WarenBei den durch die beschlagnahmten Produkte verletzten gewerblichen Schutzrechten blieben Verstöße gegen Markenrechte auch 2024 zentral und stiegen weiter an, auf rund 86 % (2023: ca. 75 %), jeweils gemessen an der Anzahl aufgegriffener Waren. Der zweitgrößte Anteil, die Design‑Verletzungen, fielen im Vergleich zum Vorjahr mit rund 8 % etwas ab (2023: ca. 10 %). Auf Verstöße gegen geschützte geografische Angaben entfielen im letzten Jahr nur rund 6 % der aufgegriffenen Artikel (2023 noch ca. 15 %). Verstöße gegen Urheberrecht, Patente und Handelsnamen wurden auch im Jahr 2024 kaum aufgegriffen.

Der Präsident der Generalzolldirektion, Dr. Armin Rolfink, dankte den Beschäftigten des Zolls für ihren Einsatz. Gemeinsam mit Bundesfinanzminister Lars Klingbeil betonte er zudem in einer Pressekonferenz auch die Wichtigkeit der Arbeit des Zolls für die deutsche Wirtschaft.

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