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Is there anybody out there?

Und ob da jemand ist! Unsere Kollegin Caro steht privat gerne mal als Metal-Sängerin auf der Bühne. Das ist Kommunikation frontal: live und in Farbe – durchaus sehr laut und extrem emotional!

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– K-Teilchen –
25. Juli 2019
Is there anybody out there?
Und ob da jemand ist! Unsere Kollegin Caro steht privat gerne mal als Metal-Sängerin auf der Bühne. Das ist Kommunikation frontal: live und in Farbe – durchaus sehr laut und extrem emotional!

Weiterdenken: „Caro, macht es als Musiker überhaupt einen Unterschied, ob jemand zuhört oder nicht?“

Caro: „Das macht einen gewaltigen Unterschied! Wenn ich auf der Bühne stehe, findet zwangsläufig eine Wechselwirkung zwischen dem Publikum und mir statt. Dabei ist für mich am wichtigsten, dass ich eine Mission habe: Was will ich da auf dieser Bühne und warum singe ich genau diese Songs? Kann ja sein, dass man einfach nur unterhalten will. Oder dass ich eine bestimmte Message habe, die raus muss. Wenn ich aber total ziellos singe, wird es schwierig, mit der Resonanz aus dem Publikum umzugehen. Es ist ein bisschen wie bei einem Gespräch. Das verläuft mit einer Absicht, einem Kommunikationsziel, auch besser, als wenn man einfach nur spricht, um Töne von sich zu geben.“

Weiterdenken: „Du nimmst also ein Kommunikationsziel mit auf die Bühne?“

Caro: „Natürlich ist das nicht immer eine ausformulierte Botschaft. Bei vielen Songs können das auch einfach Emotionen sein, die man mitteilt. Am besten ist immer, du singst ein Lied nicht einfach nur so, sondern füllst es mit deiner eigenen Persönlichkeit. Meine Gesangslehrerin sagt manchmal: „Okay, du weißt, wie die Melodie geht, und du hast die Technik drauf – jetzt mach das Lied zu deinem Lied.“ Wenn mir das gelingt, kommt plötzlich viel mehr beim Zuhörer an. Das sind die Momente, die für mich Live-Auftritte so besonders machen. Es bleibt nämlich nicht bei einer einseitigen Sender-Empfänger-Geschichte. Es ist viel besser: Das Publikum antwortet – dein Input resoniert.

Weiterdenken: „Es entsteht also eine Beziehung – eine besondere Art des Dialogs?“

Caro: Ja genau. Und ich meine jetzt nicht irgendwelche Rufe oder Frage-Antwort-Spielchen à la „Wie geht’s euch? – alle schreien – Ich meine, WIE GEHT’S EUCH?? – wieder schreien alle, diesmal lauter“, die ja durchaus auch Spaß machen. Wenn du durch Musik etwas über dich selbst preisgibst und auch tatsächlich transportieren kannst, dann antwortet das Publikum auf die gleiche Art. Du siehst es ihnen an und du fühlst es. Die Reaktionen sind da ganz unterschiedlich.“

Weiterdenken: „Und wie wirken sich diese Reaktionen dann auf deinen Auftritt aus?“

Caro: „Auch das ist ganz unterschiedlich. Die Reaktion des Gegenübers ist – wieder wie bei einem normalen Gespräch – nicht bis ins Letzte kalkulierbar. Und es macht natürlich einen Unterschied, ob du eine feste Setlist hast oder ob deine Band gern auch mal spontan das Programm über den Haufen wirft und auf die Stimmung des Publikums eingeht. Das sind für mich sehr erstrebenswerte, ideale Momente. Jack White (The White Stripes, The Dead Weather, The Raconteurs, oder auch solo) ist bekannt für seine unvorhersehbaren Liveshows und in seiner Einstellung dazu echt ein Vorbild für mich. Er selbst hat zu dem Thema mal gesagt, dass er immer versucht, dieser Unvorhersehbarkeit Raum zu lassen. Selbst die Band weiß manchmal nicht, was gespielt wird. Jack verlässt sich auf die Verbindung, die zwischen den Künstlern und dem Publikum entsteht, und wählt manchmal sogar die Tonart des nächsten Songs einfach nur auf Grundlage der Vibes aus, die er vom Publikum her wahrnimmt. Das finde ich großartig. Denn dazu gehört sehr viel Erfahrung, großes Talent und eine eingespielte Band. Vor allem aber auch Risikobereitschaft. Technische Perfektion steht dann eher nicht an erster Stelle.“

Weiterdenken: „Sondern?“

Caro: „Ohne jetzt irgendwie esoterisch klingen zu wollen: Für mich steht in diesen Idealmomenten an erster Stelle, die Verbindung zwischen dem Publikum und mir aufrechtzuerhalten und diesen Emotions- und Energieaustausch zuzulassen. Das ist einerseits sehr erfüllend, andererseits auch anstrengend. Du musst dich selbst ein Stück weit öffnen und auch ein wenig die Kontrolle über die Situation abgeben beziehungsweise teilen. Und zwar mit dem Publikum. Das ist für mich jetzt wieder ein Vergleichspunkt zu einem Gespräch: Selbst wenn einer der Beteiligten in der Verantwortung ist, das Gespräch zu führen und einen Plan dafür hat, können genauso auch die Reaktionen oder Beiträge vom Gegenüber den Verlauf der Unterhaltung bestimmen.

Das Verrückte an solchen Konzerterlebnissen ist: Obwohl du mit den Zuhörern in diesen Idealmomenten keine verbale Unterhaltung führst, hast du das Gefühl, dich gegenseitig kennenzulernen. Du singst nicht mehr für Fremde. Es herrscht ein Gefühl von Gemeinsamkeit. Solche Erlebnisse sensibilisieren mich nachhaltig: Je aufmerksamer du für die Resonanz deines Gegenübers bist, desto besser kannst du darauf eingehen und desto besser wird die Kommunikation. Auch im voll professionellen Alltag. Und insbesondere in einem Kommunikationsberuf.“

Weiterdenken: „Danke für das Gespräch.“

Quelle: Youtube: „Jack White: Getting in tune with the crowd” (https://www.youtube.com/watch?v=5vFskGzifJw)
 

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