Am 29. November ist es wieder so weit: Der Black Friday, einer der größten Shoppingtage des Jahres, steht an. Im Jahr 2023 wurden an diesem Tag laut Adobe Analytics allein in den USA 9,8 Milliarden Dollar umgesetzt. Und auch in diesem Jahr können die Händler wieder auf fette Umsätze hoffen. Denn die Jagd nach Schnäppchen ist für viele Kundinnen und Kunden zum jährlichen Ritual geworden.
Doch immer wieder gibt es auch andere Ansätze, den Black Friday für das Marketing zu nutzen – ganz ohne Rabatte. Wir haben uns einige dieser kreativen Ansätze angeschaut und bewertet:
Alles für den guten Zweck
Die Outdoor-Bekleidungsmarke Patagonia erregt immer wieder Aufmerksamkeit durch ungewöhnliche Black-Friday-Kampagnen. 2011 wurde mit der „Don’t Buy This Jacket“‑Kampagne dazu ermutigt nichts (!) zu kaufen. Die Kundinnen und Kunden sollten vielmehr ihr Konsumverhalten und dessen Auswirkungen auf den Planeten überdenken. 2016 folgte dann die Kampagne „100% For The Planet“, bei der 100 Prozent der am Black Friday generierten Umsätze an Umweltschutzorganisationen gespendet wurden. Klingt ungewöhnlich, war aber durchaus erfolgreich. So wurden 2016 statt der anvisierten 2 Millionen Dollar sogar über 10 Millionen am Black Friday eingenommen.
Wir finden diesen Ansatz super. Jedoch funktioniert das sicherlich nicht für jedes Unternehmen. Patagonia setzt sich das ganze Jahr über für den Umweltschutz ein, spendet regelmäßig an gemeinnützige Organisationen und setzt dies in ihren Black‑Friday‑Kampagnen glaubwürdig fort. Das kommt bei Kundinnen und Kunden gut an. Unternehmen, die so eine Aktion als Feigenblatt nutzen und sonst nicht aktiv, dauerhaft und glaubwürdig für Themen wie Umweltschutz eintreten, würden mit so einem Ansatz jedoch höchstwahrscheinlich kläglich scheitern.
Vorübergehend geschlossen
Mit einer ähnlichen Argumentation wie Patagonia, aber einer gänzlich anderen Umsetzung, hat auch Hiut Denim auf sich aufmerksam gemacht. Die walisische Jeansmarke hat am Black Friday 2023 ihren Onlineshop für 24 Stunden geschlossen. Das Unternehmen wollte sich laut einem Statement nicht am Kampf darum, wer am billigsten ist, beteiligen. Zusätzlich zu dieser Ankündigung haben sie auf Instagram ein „Buy Less“‑Manifesto veröffentlicht, in dem sie die Gier nach immer mehr anprangern und dazu anregen, bedacht einzukaufen.
Die Idee von Hiut Denim finden wir echt stark und mutig. Gerade für kleinere Unternehmen, die genau kalkulieren müssen und sich große Rabatte nicht leisten können, kann es von Vorteil sein, sich aus dem Schnäppchenkampf herauszuhalten – auch wenn dafür natürlich nicht zwingend komplett auf Umsatz verzichtet werden muss. Auch wenn viele die Aktion von Hiut Denim unterstützt haben, gab es natürlich auch Stimmen, die die Aktion des Unternehmens negativ ausgelegt haben. Da ist es wichtig, die Beweggründe nachvollziehbar und transparent zu kommunizieren.
Darf’s ein bisschen mehr sein?
Jedes Jahr zum Black Friday stellen sich die Fans von Cards Against Humanity die Frage, welche verrückte Idee wohl dieses Mal aus dem Hut gezaubert wird. Und das Unternehmen, das Kartenspiele verkauft, liefert ab. Ein paar Beispiele gefällig? 2013 haben sie die Preise ihrer Kartenspiele um 5 Dollar erhöht – und mehr Produkte verkauft als normalerweise am Black Friday. 2015 hatten die Kundinnen und Kunden die Möglichkeit 5 Dollar für nichts auszugeben. Obwohl sie tatsächlich nichts für ihr Geld bekommen haben, haben über 1.000 Menschen das „Angebot“ angenommen, manche sogar mehrfach. Und 2021 konnte man Aufgaben erfüllen und dafür dann 5 Dollar und mehr einstreichen. Sich impfen lassen, Plätzchen in Optik eines Schauspielers backen oder 100 Dollar überweisen, um dann 105 Dollar zurückzubekommen, waren nur einige der gestellten Aufgaben.
Wir finden die Black‑Friday‑Kampagnen von Cards Against Humanity ziemlich außergewöhnlich und manchmal auch etwas schräg. Und würden nicht unbedingt jedem Unternehmen empfehlen, das nachzumachen. Die ungewöhnlichen und skurrilen Ansätze funktionieren wohl nur bei den Fans dieses schrägen Kartenspiels. Aber wir sind schon sehr gespannt, was dieses Jahr passiert.
Unter dem Strich bleibt es natürlich dabei: Die meisten Kundinnen und Kunden freuen sich auf die Schnäppchenjagd am Black Friday. Und gegen Rabatte und Sonderangebote ist auch nichts einzuwenden. Wer jedoch nachhaltig im Gedächtnis bleiben und das eigene Image stärken möchte, kann darüber nachdenken, auch mal andere Wege zu gehen. Die oben genannten Beispiele zeigen, dass es möglich ist. Solange man sich selbst und seinen Werten treu bleibt.