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Wie spricht man „Alien“?

Schon lange tüfteln Forscher an Lösungen, mit Außerirdischen kommunizieren zu können. Wie ein Plausch mit E.T. & Co aussehen könnte und was wir vielleicht daraus lernen, findest du in diesem Beitrag.

© Kovalenko I/stock.adobe.com
– K-Teilchen –
12.03.2020
Wie spricht man „Alien“?
Schon lange tüfteln Forscher an Lösungen, mit Außerirdischen kommunizieren zu können. Wie ein Plausch mit E.T. & Co aussehen könnte und was wir vielleicht daraus lernen, findest du in diesem Beitrag.

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …
Der Weltraum, unendliche Weiten …

Bereits seit Generationen füllen Science-Fiction-Geschichten unsere Köpfe mit Bildern von fremden Galaxien und insbesondere ihren außerirdischen Bewohnern: grüne Marsmännchen, Hollywood-Langfinger namens E.T. oder furchterregende Klingonen.

Fiktion einmal beiseitegelassen: Wie genau unsere galaktischen Nachbarn aussehen mögen, ist sicherlich umstritten, aber dass es sie irgendwo geben muss, ist breiter wissenschaftlicher Konsens – alleine schon aufgrund der Größe des Universums. Und das bedeutet: Früher oder später wird es voraussichtlich zur Kontaktaufnahme kommen. Doch wie genau wird diese aussehen? Wie können wir mit dem „maximal Fremden“ kommunizieren, ohne zu wissen, mit welchen Medien, Zeichen, Sinnen wir uns verständlich machen können? Zu diesen Fragen wollen wir dir zunächst eine Bestandsaufnahme der Alienkommunikation präsentieren – um danach die Frage zu stellen, was wir vielleicht sogar für unsere Arbeit daraus lernen können.

Der erste Kontakt

In jedem Fall wird alles mit dem sogenannten Erstkontakt beginnen. Forscher im Bereich der Exosoziologie (Überbegriff wissenschaftlicher Disziplinen, die sich unter soziologischen Gesichtspunkten mit extraterrestrischen Lebensformen beschäftigen) gehen grundsätzlich von drei Erstkontakt-Szenarien aus:

  1. Signalszenario: Radioteleskope fangen Signale ab, die definitiv künstlichen Ursprungs sind.
  2. Artefaktszenario: Die materielle Hinterlassenschaft einer außerirdischen Zivilisation wird entdeckt.
  3. Begegnungsszenario: In relativer Erdnähe erscheint ein außerirdischer Flugkörper, von dem anzunehmen ist, dass er von künstlicher oder biologischer Intelligenz gesteuert wird.

Alle drei Szenarien gehen grundsätzlich davon aus, dass die Menschheit beim Erstkontakt die Rolle des Rezipienten einnimmt – oder anders ausgedrückt: Statt selbst aktiv Signale oder Objekte auszusenden, wird angenommen, dass die Menschheit auf ihrer Suche nach außerirdischem Leben eher Empfänger eines Signals oder Entdecker eines Artefakts sein wird. Seit 1960 werden wissenschaftliche Projekte, die sich rein mit der Suche nach Zeichen außerirdischen Lebens beschäftigen, unter dem Akronym SETI zusammengefasst: Search for Extra-Terrestrial Intelligence. Einen deutlich aktiveren Ansatz wählt dagegen die Organisation METI (Messaging to Extra-Terrestrial Intelligence), die tatsächlich interstellare Nachrichten kreiert und sendet.

Wir, menschlich, ca. 300.000 Jahre alt, suchen …

Der aktive Ansatz hat allerdings eine erstaunlich lange Geschichte: Bereits im 19. Jahrhundert gab es konkrete Überlegungen, wie mittels optischer Signale Botschaften ins Weltall geschickt werden könnten. Ein Vorschlag lautete, gewaltige brennende Gräben in Form geometrischer Figuren in der Sahara zu ziehen. Die Jahre 1972 und 1976 markieren die einzigen beiden Versuche, bei denen physische Objekte mit Botschaften versehen wurden: eine Plakette an den Raumsonden Pioneer 10 und 11 (1972) sowie die berühmte Datenplatte „Voyager Golden Record“ an den Sonden Voyager 1 und 2 (1976). Die Datenplatte enthält sowohl Bild- als auch Audio-Informationen und hat das spannende Ziel „Unbestimmt“.

Bereits im Jahre 1962 wurde das weltweit erste Radiosignal ausgesendet, die sogenannte „Morse Message“, bestehend aus den Wörtern „MIR“, „LENIN“ und „SSSR“. Seit 1999 fokussiert sich die Wissenschaft aufgrund der Reisegeschwindigkeit ausschließlich auf das Aussenden solcher Radiosignale. Die wohl aufsehenerregendste Kontaktaufnahme war die „Arecibo-Botschaft“ aus dem Jahre 1974. Am Beispiel dieses Radiowellen-Signals möchten wir zeigen, welch faszinierenden Überlegungen der Alienkommunikation zugrunde liegen.

Die Geheimnisse der Arecibo-Botschaft

Am Anfang steht ja grundsätzlich die Frage: Wie kommuniziert man mit einer Lebensform, über die man rein gar nichts weiß? Um Kommunikation überhaupt zu ermöglichen, bräuchte es zunächst eine Art Anleitung, wie Inhalte entschlüsselt werden können. Bei der Arecibo-Botschaft gingen die Wissenschaftler davon aus, dass intelligente Lebewesen Zahlenordnungen verstehen müssen – und ihnen somit auch Primzahlen bekannt sein müssten. Dieses mathematische Grundverständnis als Basis war somit die gesuchte Anleitung. Das Besondere an Primzahlen ist, dass die Natur diese nicht nutzt, so die Forscher. Die Empfänger müssten also davon ausgehen, dass die Herkunft des Signals künstlicher Natur sei.

Die Nachricht selbst ist ein kleines mathematisches Kunstwerk. Grundsätzlich besteht das Signal aus 1679 Bit – und falls du es nicht gleich erkannt haben solltest: Dabei handelt es sich um eine sogenannte „Semiprimzahl“, die aus den Primfaktoren 23 und 73 besteht. Ordnet man die Bits in einer 23×73-Matrix an, entsteht durch die Binärcodierung (Nullen und Einsen) ein Schwarzweißbild mit mehreren Inhalten. Darunter sind Informationen über die menschliche DNS, unser Sonnensystem oder die uns bekannten chemischen Elemente. Ein Teil des Signals ergibt zudem das rudimentäre Pixel-Bild eines Menschen.

Allerdings: Dieser Ansatz geht von visueller Rezeptionsfähigkeit der Empfänger aus. Doch woher wollen wir wissen, über welche Sinnesfähigkeiten unsere außerirdischen Kommunikationspartner verfügen? Es ist durchaus denkbar, dass das Signal eines Tages auf intelligente Empfänger trifft – diese die entschlüsselte visuelle Darstellung aber gar nicht wahrnehmen können. Die Tatsache, dass wir nichts über die möglichen Empfänger wissen, führt übrigens auch dazu, dass solche aktiven Kontaktaufnahmen in der wissenschaftlichen Welt äußerst umstritten sind. Stephen Hawking drückte seine Bedenken beispielsweise wie folgt aus: ‘‘Wenn Aliens uns besuchen, könnte das wie bei der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus enden: Die Ureinwohner hatten dabei das Nachsehen.“

Und im Kommunikations-„Alltag“?

All diese Überlegungen zeugen von der Komplexität der Kommunikation mit dem „maximal Fremden“.

Im Unterschied dazu haben wir als Kommunikationsschaffende in unserer täglichen Arbeit den Vorteil, dass wir die Zielgruppen unserer Botschaften analysieren, also kennenlernen können. Nur so ist es möglich, Inhalte und Medien so zuzuschneiden, dass die Kommunikation so optimal wie möglich funktioniert. Doch auch die beste Zielgruppenanalyse hat irgendwo ihre Grenzen – zum Beispiel, wenn die Zielgruppe sehr groß und heterogen ist. Und so schicken auch wir manchmal Botschaften ins zumindest etwas Ungewisse und Unbekannte … In diesem Sinne: Möge die Macht der Kommunikation mit uns sein.

Quellen: nsa.gov; researchgate.net; nytimes.com; seti.org 

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