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Gleiche Geschwindigkeit beim Informationsflug

So groß die Unterschiede zwischen den Sprachen unserer Erde auch sein mögen – sie haben offenbar ein gemeinsames Merkmal: die Geschwindigkeit, mit der wir Informationen übermitteln.

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– Dataaa! –
30.07.2020
Gleiche Geschwindigkeit beim Informationsflug
So groß die Unterschiede zwischen den Sprachen unserer Erde auch sein mögen – sie haben offenbar ein gemeinsames Merkmal: die Geschwindigkeit, mit der wir Informationen übermitteln.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass auf unserer Erde 6.500 bis 7.000 Sprachen gesprochen werden. Während einige davon sich stark ähneln, sind andere sicher so unterschiedlich wie Tag und Nacht – was zum Beispiel ihre Zeichen, ihre Semantik oder ihre Phonetik angeht.

Sicherlich würdest du nicht so schnell auf die Idee kommen, dass es beispielsweise Gemeinsamkeiten zwischen Japanisch und Deutsch gibt. Oder selbst näherliegend: Hört man im Vergleich einer entspannten Finnin und einem temperamentvollen Spanier zu – dann sind das doch wohl unüberhörbar verschiedene Welten, oder etwa nicht? Und es ist doch sicherlich davon auszugehen, dass dir der Spanier innerhalb von fünf Minuten seine gesamte Lebensgeschichte erzählen kann, während die Finnin im selben Zeitraum womöglich erst die Begrüßung abgeschlossen hat. Was die interessante Frage aufwirft, ob manche Sprachen – im Vergleich zu anderen – die gleiche Menge Informationen schneller übermitteln können …

Dieser Punkt führt uns zu zwei Merkmalen, die beim Vergleich von Sprachen eher seltener betrachtet werden: Sprechgeschwindigkeit und Informationsmenge pro Silbe. Schaut man sich diese beiden Merkmale genauer an, gibt es Erstaunliches zu entdecken.

Forscher fanden heraus, dass sich diese beiden Merkmale ziemlich gut ausbalancieren: Bei Sprachen mit hoher Informationsdichte ist die Sprechgeschwindigkeit langsamer, bei niedrigerer Informationsdichte ist sie schneller. Sprachforscher sprechen an dieser Stelle auch gerne von „Redundanz“: Englisch hat zum Beispiel eine Redundanz-Rate von 50 Prozent – das heißt, jede zweite Silbe könnte beim Englisch-Sprechen weggelassen werden, ohne die Informationsmenge zu mindern.

Als universelle Größe für die Geschwindigkeit der Informationsübermittlung menschlicher Sprachen errechneten die Forscher einen Wert von 39 Bits pro Sekunde. Ob also in Aachen oder auf Zypern: Überall auf der Welt werden Informationen mit dieser durchschnittlichen Rate von Menschen übertragen und prozessiert.

Und tatsächlich: Aus unserer Arbeit für internationale Kunden können wir dieses Ergebnis durchaus bestätigen. Ganz besonders stellen wir dieses Phänomen immer wieder im Bereich der Video-Kreation fest: Während es noch bei den übersetzten Drehbüchern große Unterschiede bezüglich der Textlänge gibt, sind die Videos am Ende doch ähnlich lang, da die Sprecherinnen und Sprecher mehr Text durch eine erhöhte Sprechgeschwindigkeit wieder ausgleichen. Das war uns bei Projektplanung und -umsetzung schon lange aufgefallen – und jetzt haben wir die faszinierende Erklärung.

Am Ende ist 39 also die (statistische) Antwort auf alle Fragen danach, wie viele sprachliche Informationen wir Menschen in einem bestimmten Zeitraum überhaupt senden und aufnehmen können. Damit ist sie ein entscheidender Kommunikations-Baustein, der uns in dieser globalisierten Welt die gute Verständigung mit- und untereinander vereinfacht – und vielleicht auch erst möglich macht.



Quelle: technologynetworks.com

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