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Totgesagte bloggen länger

Bloggen ist out. Blogs haben keine Relevanz mehr. Blogs sind tot. Diese und ähnliche Sätze hört man seit Jahren. Aber stimmt das wirklich? Wir haben uns das mal angeschaut.

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– Trennt's: Spreu vom Weizen –
26.02.2024
Totgesagte bloggen länger
Bloggen ist out. Blogs haben keine Relevanz mehr. Blogs sind tot. Diese und ähnliche Sätze hört man seit Jahren. Aber stimmt das wirklich? Wir haben uns das mal angeschaut.

Starten wir mit einer einfachen Google‑Recherche: „Sind Blogs noch zeitgemäß?“ Diese Frage führt zu fast 90.000 Ergebnissen, und die Headlines zeigen schon, dass unsere Frage von den meisten wohl mit einem klaren „Ja!“ beantwortet wird. Super, Frage gestellt, Antwort erhalten … danke für deine Aufmerksamkeit. Bis zum nächsten Mal!

Ok, wir geben zu, damit würden wir es uns zu einfach machen. Graben wir also noch etwas tiefer …

Aktuell gibt es weltweit mehr als 600 Millionen Blogs. Allein auf der Blogging‑Plattform Tumblr werden pro Tag rund 70.000 neue Blogs gestartet. Jeder dritte Blogger macht Geld mit seinen Online‑Texten. Rund 10 Prozent verdienen mehr als 10.000 Dollar im Jahr. Jedoch nur rund 0,6 Prozent nehmen 1 Million Dollar oder mehr pro Jahr ein. Das klingt jetzt erst mal nicht so, als ob Blogs vom Aussterben bedroht wären.

Woran liegt es also, dass Blogs so häufig die Relevanz abgesprochen wird? Eine Möglichkeit wäre, dass Social‑Media‑Kanäle wie X (ehemals Twitter), Instagram oder TikTok in den letzten Jahren immer mehr an Relevanz gewonnen haben und in der öffentlichen Wahrnehmung stärker geworden sind. Gerade auch, weil sie häufig in Artikeln oder Nachrichtensendungen als Quellen genutzt werden. Laut aktueller ARD/ZDF‑Onlinestudie nutzen 18 Prozent der Deutschen wöchentlich Social Media, 34 Prozent tun dies sogar täglich. Blogs werden jedoch nur von 9 Prozent mindestens einmal pro Woche gelesen.

Wer bloggt denn da?
Eine weitere Möglichkeit, weshalb es zum ständigen Abgesang auf Blogs kommt, könnte sein, dass ein Großteil der 600 Millionen Blogs tatsächlich wenig Relevanz besitzt. „Ach ja? Jetzt also doch?“, fragst du dich wahrscheinlich gerade.

Nun ja, unter dem Überbegriff „Blog“ tummeln sich natürlich die verschiedensten Inhalte. Da gibt es die kleinen, privaten Blogs, die beispielsweise als eine Art Online‑Tagebuch geführt werden. Oder sie dokumentieren die private Reise für daheim gebliebene Freunde und Familie. Auch wenn es Ausnahmen gibt, sind diese häufig nicht professionell aufgezogen und auch nicht dafür gedacht, möglichst viele Leser anzusprechen. Sie sind also für den Großteil der Nutzer tatsächlich nicht relevant.

Dann gibt es die Nischen‑Blogs, die sich mit einem spezifischen Thema beschäftigen. Mode, Lifestyle, Essen, Reisen … die Themen sind genauso vielfältig, wie die Menschen, die diese Blogs ins Leben gerufen haben. Für jeden Nischen‑Blog, der erfolgreich und relevant ist, gibt es Hunderte oder Tausende, die man als „unter ferner liefen“ abstempeln kann. Das kann an mangelnder Professionalität und Originalität liegen oder einfach an der großen Menge an anderen Blogs, die dasselbe Thema bespielen und damit zur direkten Konkurrenz werden.

Und dann sind da natürlich noch die Corporate Blogs, die zu Unternehmen gehören und die zum Beispiel zur Kundenbindung, Imagepflege oder Wissensvermittlung genutzt werden. Diese können, wenn sie richtig genutzt werden, einen echten Mehrwert bieten. Oder, wenn nicht richtig genutzt, auch einfach nur eine Zeit‑ und Ressourcenverschwendung sein.

Relevant sein oder nicht sein ist die Frage
Wie kann man also dafür sorgen, dass der eigene Blog Relevanz hat und behält? Am wichtigsten sind und bleiben die Inhalte. Wer interessante Inhalte liefert, die einen Mehrwert für die Zielgruppe bieten, wird belohnt! Laut Demand Metric schätzen es 80 Prozent der Nutzer, wenn sie beispielsweise in Corporate Blogs durch individuelle Inhalte mehr über ein Unternehmen erfahren. Wer es schafft diese dann auch noch auf eine unterhaltsame und eigene Weise zu kommunizieren, wird gern gelesen. Der Kommunikationsspezialist René Borbonus bringt es auf den Punkt: „Inhalte sind relevant – Inhalte mit Persönlichkeit sind relevanter.“

Ein Blog muss regelmäßig mit neuen Inhalten befüllt werden. Das heißt jedoch nicht, dass man jede Woche einen neuen Beitrag online stellen muss – vor allem nicht, wenn dieser dann Qualität vermissen lässt. Egal ob einmal im Monat, einmal pro Woche oder einmal am Tag – eine gewisse Kontinuität ist wichtig, aber sollte nicht das Hauptaugenmerk sein. Qualität steht immer vor Quantität! So sind laut der Annual Blogger Survey vor allem diejenigen erfolgreich, die mehr Zeit in das Schreiben der Artikel investieren und nicht die, die möglichst schnell viel Inhalt produzieren.

Neben Texten können zudem Infografiken, Videos oder Podcasts für Abwechslung sorgen und den Blog frisch und lebendig halten. Und sie schaffen zusätzlich mehr Interaktion. So haben zum Beispiel Beiträge mit Videos viermal höhere Engagement‑Metriken – werden also häufiger geteilt oder kommentiert.

Und zu guter Letzt: Wenn niemand von deinem Blog weiß, wird ihn auch niemand lesen. Um Traffic zu generieren und die Bekanntheit zu steigern, sind Social‑Media‑Kanäle das perfekte Tool. Schließlich werden diese von mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung genutzt. Kleine Teaser zu den Themen, die im Blog ausführlicher behandelt werden, interessante Fakten und Zitate optisch hübsch aufbereitet … es gibt viele Möglichkeiten, um deinen Blog regelmäßig online sichtbar zu machen.

Und wozu das alles?
Erfolgreiches Bloggen ist mit viel Arbeit verbunden. Aber es kann sich lohnen. Gerade für Unternehmen:

  1. Die Bekanntheit einer Unternehmensmarke sowie die Bindung der unterschiedlichen Lesergruppen werden gesteigert. Und somit bekommen auch Produkte und Dienstleistungen einer Firma mehr Aufmerksamkeit. Denn 70 Prozent der Verbraucher fühlen sich dank Content Marketing einem Unternehmen näher.
  2. Bloggen schafft Unabhängigkeit von Algorithmen. Gerade auf Social‑Media‑Kanälen sind gepostete Inhalte schnell nicht mehr sichtbar oder werden durch andere Inhalte in den Hintergrund gedrängt. Im eigenen Blog ist man der Hauptakteur und muss nicht befürchten ausgestochen zu werden.
  3. Und schließlich ist der Blog eine kostenlose Marketingplattform, der die Website sowie die Social‑Media‑Kanäle eines Unternehmens pushen und den Vertrieb unterstützen kann. Laut aktueller Annual Blogger Survey geben 82 Prozent der Befragten an, dass sie durch einen Blog starke Marketingresultate bekommen – also zum Beispiel mehr Website‑Traffic und Leads.

Noch ein paar weitere Zahlen? Unternehmen mit Blogs generieren monatlich durchschnittlich 67 Prozent mehr Leads und 55 Prozent mehr Website‑Besucher als Unternehmen, die nicht bloggen. Na, wenn das nicht motivierend ist!

Unser Fazit
Der Blog lebt! Egal, ob im Privaten, in der Nische oder im beruflichen Kontext: Er ist das perfekte Tool, um Themen zu besprechen und Inhalte zu schaffen, die relevant sind und nachhaltig wirken. Und besonders für Unternehmen bleibt er weiterhin ein wichtiges Tool, um mehr Aufmerksamkeit zu generieren oder auch Kundenbindung zu betreiben. Zumindest solange man sich Qualität auf die Fahnen schreibt. Lieblose Inhalte ohne Relevanz sind kontraproduktiv. Wir bleiben dem Bloggen auf jeden Fall auch in Zukunft treu!

Unsere Trendenz:

 

Quellen: acquisa.de, ARD/ZDF-Onlinestudie 2023, bloggerabc.de, blog.hubspot.com, demandmetric.com, Orbit Media Annual Blogger Survey 2023, webtribunal.net

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