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Du bist vielleicht ’ne Marke!

Was haben Markentheorie und Gebärdensprache gemeinsam? Diese Frage haben wir uns anlässlich des heutigen Internationalen Tags der Gebärdensprache gestellt.

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– TOPografie –
23.09.2020
Du bist vielleicht 'ne Marke!
Was haben Markentheorie und Gebärdensprache gemeinsam? Diese Frage haben wir uns anlässlich des heutigen Internationalen Tags der Gebärdensprache gestellt.

Für diejenigen unter uns, die bislang nicht mit Gebärdensprache in Berührung gekommen sind, erscheint diese auf den ersten Blick wie ein Buch mit sieben Siegeln. Ähnlich wie jede Fremdsprache, die wenig bis keine Verwandtschaft mit der eigenen Muttersprache hat. Zudem gibt es „Fremdsprachen“ und Dialekte auch unter den Gebärdensprachen – was die Sache nicht gerade einfacher macht.

Allerdings gibt es in der Gebärdensprache Zeichen, die so intuitiv sind, dass sie sehr einfach verstanden oder zumindest sehr schnell nachvollzogen werden können – auch von Menschen, die der Gebärdensprache nicht mächtig sind. Denn wie bei kaum einer anderen Sprache kommt es bei dieser darauf an, effizient und schnell zu kommunizieren.

Besonders häufig kommen ebensolche allgemeinverständlichen Gesten interessanterweise bei gebärdensprachlichen Namen prominenter Zeitgenoss*innen vor. Und als ob die Gebärdensprache selbst aus Kommunikationssicht nicht schon aufregend genug wäre, finden wir in den Namensgesten für Prominente zusätzlich noch eine spannende Parallele zum Thema Markentheorie. Welche, erklären wir dir, indem wir uns mal genauer anschauen, wie Gebärdensprache funktioniert und wie sich diese „Sonderzeichen“ herausbilden.

Sprechen mit dem ganzen Körper
Zunächst sei angemerkt, dass Gehörlose nicht nur mit Zeichen kommunizieren, die Sie mit den Händen machen, sondern mit einer Verbindung von Gestik, Mimik, lautlos gesprochenen Wörtern und der gesamten Körperhaltung.

Grundlage ist jedoch ein Fingeralphabet, das in jeder Sprache unterschiedlich sein kann und das zum Buchstabieren von Wörtern verwendet wird – hier zum Beispiel das deutsche. So werden grundsätzlich auch immer zunächst mal Namen kommuniziert.

Bekannt, bekannter, „Markenzeichen“
Wenn es um die Benennung von bekannten Menschen geht, setzt sich aber mit der Zeit oft jeweils eine ganz spezielle Geste durch, die dann für eben jenen Menschen steht und so die Kommunikation dieses Namens schneller und einfacher macht. Der Mensch bekommt sozusagen ein „Markenzeichen“. Dieses Phänomen funktioniert natürlich umso besser, je bekannter die entsprechende Person ist. So kann es auch sein, dass sich bestimmte Zeichen international in verschiedenen Gebärdensprachen durchsetzen.

Spezielle Namensgebärden funktionieren dabei ganz ähnlich wie Marken – und haben ein ähnliches Fundament. Denn die Namensgebärden leiten sich oft von sehr speziellen und daher typischen Merkmalen der referenzierten Personen ab. Genauso wie starke Marken spezifische und einzigartige Merkmale des Produkts oder Unternehmens, für das sie stehen, fokussieren.

In der Gebärdensprache sind das sehr häufig äußerliche Merkmale, die besonders ins Auge stechen und sofort ein klares Bild bei Betrachter*innen auslösen. So zum Beispiel die Geste „Dick/Dünn“, die unseren ehemaligen Außenminister Joschka Fischer mit seinen berühmt gewordenen Diät-Jo-Jo-Effekten bezeichnet. Die Gebärden können aber auch von Wesenszügen oder Verhaltensmustern kommen, für die Personen besonders bekannt sind. Fischers ehemaliger Chef beispielsweise, Altkanzler Gerhard Schröder, wird aufgrund seiner öfter mal wechselnden Ansichten mit einer kippenden Armbewegung als „der Wankende“ bezeichnet.

Natürlich ist der Vergleich von Namensgebärden und Marken eher mit einem Augenzwinkern zu sehen. Denn wie die Beispiele oben zeigen, gehen Gehörlose in ihren Gebärden oft nicht gerade zimperlich mit den Personen um, die sie bezeichnen wollen. Im Markenaufbau für Unternehmen oder deren Produkte oder Dienstleistungen sollte man sich das eher nicht zum Vorbild nehmen und eine Marke lieber auf positiven Aspekten und Alleinstellungsmerkmalen aufbauen.

Hättest du’s gewusst?
Bleiben wir aber zum Schluss noch mal bei der Gebärdensprache und in der Spitzenpolitik – mit einer Probe aufs Exempel: Weil Bilderrätsel so viel Spaß machen, haben wir hier mal unsere Top 3 der Gesten für die Namen von politischem Führungspersonal zusammengestellt. Wir sind gespannt, welche „Marken“ du erkennst …

Welche Regierungschefs oder -chefinnen verstecken sich hinter diesen Gebärden?
(Zur Auflösung bitte einfach über das Bild hovern.)

Quellen: sueddeutsche.de, welt.de, stern.de, signsuisse.sgb-fss.ch

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