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Streite dich glücklich!

Wer die Feiertage insgeheim mit Familienstreits assoziiert, freut sich sicher über diese frohe Botschaft: Man kann sich streiten und trotzdem glücklich miteinander sein.

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– Unser Senf dazu –
17.11.2020
Streite dich glücklich!
Wer die Feiertage insgeheim mit Familienstreits assoziiert, freut sich sicher über diese frohe Botschaft: Man kann sich streiten und trotzdem glücklich miteinander sein.

Süßer der Lockdown nie klinget als beim Weihnachtsstreit … oder so ähnlich. Pünktlich zum Fest des Friedens wollen wir mal das besonders festliche Thema Beziehungsstreits unter die Lupe nehmen. Für viele von uns intensiviert sich nämlich in den nächsten Tagen nicht nur die Adventsstimmung, der Plätzchenkonsum und der Geschenkpapierverbrauch – sondern auch die Zeit im Kreis unserer nächsten Angehörigen.

Pandemiebedingt haben wir ja zuletzt ohnehin schon kaum jemand anderen gesehen. Aber an den Feiertagen fallen dann auch noch unsere derzeitigen Lieblingsbeschäftigungen Arbeiten und Einkaufen weg. Wir wagen daher eine (nicht wirklich gewagte) Prognose für die ruhigen Feiertage: Es könnte auch mal etwas lauter zugehen. Grund genug, sich pünktlich zum Fest mal konstruktiv mit Streitkultur auseinanderzusetzen. Kann man sich streiten und trotzdem glücklich miteinander sein? Und wenn ja, welcher Strategie folgt man dabei am besten?

Nicht jeder Streit ist wie der andere
Eine Studie der University of Tennessee Knoxville zum Thema Streits zwischen Ehepaaren lieferte höchstinteressante Ergebnisse: Glückliche Paare streiten anders. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Inwiefern streiten sie anders? Vielleicht kann man davon ja die eine oder andere Kommunikationsstrategie für das eigene besinnliche Weihnachtsfest oder sogar generell für Konfliktsituationen ableiten.

Im Zuge der Studie wurde das Streitverhalten von Paaren, die sich selbst als glücklich bezeichnen, beobachtet und erfragt. Dabei wurden die Ergebnisse zweier Gruppen verglichen: Paare in den Mittdreißigern, durchschnittlich 9 Jahre verheiratet und Paare Anfang 70, die im Schnitt 42 Jahre lang verheiratet waren. Wer so lange glücklich verheiratet ist, macht bestimmt irgendwas richtig.

Ein Blick auf die gängigen Streitpunkte der glücklichen Test-Paare verriet, dass sie auch nur mit Wasser kochen und über ganz normale Themen streiten, wie Ausgaben, Familie, Aufgabenverteilung oder Freizeitgestaltung. Beide Gruppen ordneten außerdem den verschiedenen Streitpunkten ähnliche Schweregrade zu. So wurden zum Beispiel Intimität, Freizeit, Haushalt, Kommunikation und Geld als die ernstesten Themen eingestuft – Eifersucht, Religion und Familie als weniger ernst.

Manchmal ist es einfach leichter
Was sich aber bei den beiden Testgruppen unterschied – und damit auch einen Hinweis auf ein vielversprechendes Streitkonzept liefert – ist der jeweilige Fokus. In der Gruppe der durchschnittlich 42 Jahre lang verheirateten Paare, wurde verstärkt über Themen gestritten, die zuvor als weniger gravierend eingeschätzt wurden. Dafür handelte es sich aber um konkret lösbare Streitpunkte, wie zum Beispiel eine Umstrukturierung von Haushaltsaufgaben zwischen den beiden Partnern oder ihre Freizeitgestaltung.

Was zugegeben auf den ersten Blick nach Verdrängung aussieht, weist laut Autoren der Studie auf eine mögliche Strategie hin, die Paare zu glücklicheren Paaren machen könnte. Es scheint, so die Forscher, der primäre Fokus auf lösbare Probleme fördere ein Gefühl von Sicherheit in der Partnerschaft. Diese Erfahrung, in der Lage zu sein, gemeinsam Probleme zu lösen, könne wiederum das Vertrauen und die Motivation stärken, auch schwerere Streitpunkte anzupacken. Je weniger erfolgreich gelöste (wenn auch einfachere) Eheprobleme ein Paar zu verbuchen hat, desto höher wohl die Wahrscheinlichkeit, dass ernstere Probleme die Partnerschaft tatsächlich gefährden und zu weniger Eheglück führen.

Wissen, was wirklich wichtig ist
Eine weitere Besonderheit der langjährig Glücklichen: Sie streiten offenbar nicht nur mehr über lösbarere Themen, also eher pragmatisch, sondern auch insgesamt weniger. Das mag vielleicht zum einen von Lebenserfahrung herrühren, teilweise aber sicher auch an der Perspektive liegen: Mit 70 hat man nun mal in der Regel nicht mehr den Großteil des Lebens vor, sondern hinter sich. Damit erfährt man auch die Zeit, die man mit dem Partner verbringen kann, eher als begrenzt und kostbar. Vor diesem Hintergrund fragt man sich bei Konflikten dann vielleicht schon mal: „Ist das jetzt tatsächlich einen Streit wert?“

Um uns also glücklich zu streiten – ob in der Partnerschaft oder generell – lässt sich von dieser Studie also folgendes Rezept ableiten: Strategisches Streiten beginnt bei der Themenwahl. Kann ein Streitpunkt realistischerweise behoben werden – und muss er wirklich unbedingt jetzt ausgefochten werden oder lässt er sich auch vertagen oder gar anders lösen? Konstruktiv und in Teamarbeit gelöste Probleme fördern das Selbstbewusstsein und die Beziehung zueinander, sodass man sich besser gewappnet den schwerwiegenderen Problemen zuwenden kann. Vielleicht reicht es also zu Weihnachten dann auch mal, mit dem Partner zum Beispiel zu diskutieren, ob derjenige, der gekocht hat, auch die Küche putzen muss. Wenn das erfolgreich geklärt ist, kann man sich ja immer noch auf die größeren Kämpfe einlassen – wenn sie es denn wert sind.

Quelle: news.utk.edu

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