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Verdammt intelligent!

Gut platziert kann ein Fluch sehr wirksam sein. Warum wir fluchen, was Schimpfwörter mit Intelligenz zu tun haben und worauf es vor allem beim Fluchen am Arbeitsplatz ankommt, erfährst du hier.

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– K-TEILCHEN –
21.02.2022
Verdammt intelligent!
Gut platziert kann ein Fluch sehr wirksam sein. Warum wir fluchen, was Schimpfwörter mit Intelligenz zu tun haben und worauf es vor allem beim Fluchen am Arbeitsplatz ankommt, erfährst du hier.

Geflucht wird in allen Lebenslagen – selbst von den friedliebendsten Zeitgenossen. Und genauso vielfältig wie die Flüche selbst sind die Auslöser und Gründe. Prinzipiell verbinden wir mit Schimpfwörtern meist etwas Negatives. Doch das muss nicht so sein: Fluchen kann gezielt eingesetzt sogar von Intelligenz zeugen. Aber fangen wir mal vorne an und klären zunächst, was Fluchen eigentlich bedeutet.

Was versteht man eigentlich unter Fluchen?
Laut Duden spricht man von Fluchen, wenn Menschen im Zorn oder in ärgerlicher Erregung Flüche oder Kraftausdrücke von sich geben. Oder wenn sie diese benutzen, um heftig auf jemanden oder etwas zu schimpfen.

Auslöser für einen Fluch können verschiedenste Dinge sein. Manchmal erregt das Verhalten anderer unser eigenes Gemüt so sehr, dass wir beginnen zu fluchen. Der Stein des Anstoßes muss jedoch längst nicht immer das Verhalten anderer Menschen sein. Läuft einem selbst etwas granatenmäßig gegen den Strich, explodiert man auch gern mal ohne fremde Hilfe. Zum Beispiel, wenn wir Schmerz empfinden: Wer sich den Fuß stößt, wird selten liebevolle Worte verlieren und sich beim Tischbein für den gebrochenen Zeh bedanken – lieber verfluchen wir das verdammte Teil und wünschen ihm ein langes und qualvolles Ableben. Damit machen wir uns Luft, und das hilft offensichtlich, den Schmerz zu lindern oder zumindest, zu verarbeiten.

Und schließlich kann Fluchen auch eine soziale Komponente haben. So können Schimpfwörter beispielsweise die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe untermauern. Vor allem in speziellen Milieus, in jüngerem Alter oder auch in der Musik wird gerne mal ordentlich geflucht. Worte wie F**k oder Ba***ard sind im Rap gang und gäbe und vor allem auch für Kinder und Jugendliche weitaus weniger negativ behaftet als für Erwachsene. In Teilen von Großbritannien, Irland und Australien gibt es dafür ein besonders augenfälliges Beispiel: Hier gilt in einigen Milieus sogar die Bezeichnung „cunt“ als zärtlicher Begriff. Schwer vorzustellen, wenn man bedenkt, wie in Deutschland auf diesen Begriff – und allgemein auf offensichtliche Flüche – reagiert wird.

Wer flucht ist intelligent
Zunächst ist Fluchen überhaupt nicht angesehen. Vielleicht hält man fluchenden Menschen im besten Fall zugute sie wüssten nicht, wie sie sich anders ausdrücken sollten. Man schreibt ihnen ein eher hohes Aggressionspotential oder schlechte Manieren zu. Dabei kann Fluchen durchaus intelligent sein.

Wir nutzen diese Kommunikationsform nicht nur zur Schmerzbewältigung oder, um soziale Zugehörigkeit zu demonstrieren. Wir können Kraftausdrücke auch sehr gezielt für positive Effekte nutzen. Etwa als besonders deutliche Form der Kommunikation, um Argumente zu untermauern, um Emotionen darzustellen oder einfach als besonders provozierende Form des Humors. Wenn etwas „fu**ing wichtig“ ist, wird dem in den meisten Fällen deutlich mehr Aufmerksamkeit zukommen als Dingen, die einfach nur „wichtig“ sind. Und nicht zu unterschätzen: Wenn wir fluchend einfach mal Dampf ablassen, kann das den Kopf frei machen – und es stehen danach wieder mehr Ressourcen zum Lösen komplexer Aufgaben zur Verfügung. Manchmal ist es durchaus schlau, Emotionen nicht stumm in sich hineinzufressen.

Dass Fluchen etwas mit Intelligenz zu tun haben kann, unterstreicht auch eine Studie aus den USA. Diese stellt fest, dass Fluchen durchaus Emotionen fördert und von einem erweiterten Wortschatz und einer höheren Sprachkompetenz zeugt. In einem Experiment sollten Probanden jeweils eine Minute lang fluchen und dann eine Minute lang Tiernamen aufzählen. Probanden, die mehr Schimpfwörter kannten, konnten auch mehr Tiernamen aufzählen und darüber hinaus die Sprache besser sprechen.

Es stellt sich jetzt natürlich die Frage: Bedeuten ein umfangreiches Vokabular und eine hohe Sprachkompetenz auch eine höhere Intelligenz? Wir denken, beides legt zumindest nahe, dass sich diese Menschen rhetorisch gesehen geschickter ausdrücken können. Und wer sich geschickt ausdrückt, wirkt immerhin mal intelligent. Ist Fluchen, gezielt in der Kommunikation eingesetzt, dann also so was wie deine geheime Superpower? Ja, vielleicht … Und für das erfolgreiche Fluchen im professionellen Umfeld helfen dir die nachfolgenden Regeln.

Fluchen am Arbeitsplatz
Wir alle wissen, im Arbeitsalltag wird gerne mal geflucht. Amerikanische Forscher kamen in einer Studie sogar zu dem Ergebnis, dass über die Hälfte der Amerikaner regelmäßig am Arbeitsplatz fluchen. Und manchmal fluchen auch Politiker, so zum Beispiel der englische Premierminister Boris Johnson. Damals noch Außenminister, fegt er im Zuge der Diskussionen über den Brexit die Bedenken von englischen Unternehmen mit „fuck business“ vom Tisch. Doch welche Tipps gibt es jetzt eigentlich, um im Arbeitsumfeld richtig zu fluchen?

Zum einen ist es besonders wichtig, die richtige Intensität zu finden. Man will ja nicht versehentlich die Kolleg:innen beleidigen, sondern allenfalls seinen Standpunkt deutlich machen. Zum anderen sollte man auf keinen Fall zu viel fluchen, denn auch Flüche nutzen sich ab. Und im schlimmsten Fall wirst du irgendwann als Grantler vom Dienst abgestempelt.

Ein weiterer wichtiger Faktor beim Fluchen ist die Körpersprache – besonders am Arbeitsplatz. Ohne Gestik und Mimik ist es schwierig einzuordnen, ob ein Fluch jemanden beleidigen oder einfach nur ein Argument untermauern soll. Deshalb gilt es bei der Kommunikation in Schriftform besonders vorsichtig zu sein. Also Achtung: Bei E-Mails, in WhatApps oder Chats gelten nochmal schärfere Regeln. Da wird schnell was falsch verstanden, was ungewollten Tumult auslöst. Deshalb immer den Kontext im Auge behalten. Genauso sind bestimmte Wörter und Begriffe schlichtweg tabu. Etwa rassistische Ausdrücke oder Flüche, die zu sehr unter die Gürtellinie gehen.

Und es macht schlussendlich auch einen großen Unterschied, ob ein Fluch in einen positiven oder negativen Kontext fällt. „Verdammt, das war eine glückliche Wendung“ wird am Arbeitsplatz mit Sicherheit deutlich weniger kritisch wahrgenommen als „Dieser verdammte Scheißladen hier“.

Fluch und Segen zugleich
Halten wir also fest: Es wird äußerst vielfältig und in den verschiedensten Situationen geflucht. Klar ist dabei, dass Fluchen nicht automatisch von Intelligenz zeugt. Denn wahrscheinlich nicht jeder ständig schimpfende Nachbar zeigt so seine Hochbegabung. Aber Fluchen ist auch nicht pauschal negativ. Intelligent, bewusst und dosiert eingesetzt kann ein richtig gesetzter Fluch so manchen positiven Effekt in der Kommunikation haben. Sowohl im privaten Umfeld als auch am Arbeitsplatz. Wenn du es also beherrschst, ganz gezielt den einen oder anderen Fluch fallen zu lassen, kann das also durchaus ein wirkungsvolles und intelligentes Stilmittel sein.

Quellen: duden.de, sputnik.de, sciencealert.com, theconversation.com, business-spotlight.de, sciencedirect.com, bbc.com

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