Etsy als Vertriebsplattform für Fälscher kritisiert

© Rawpixel.com/stock.adobe.com
Ein neuer Report wirft dem Online-Marktplatz Etsy vor, eine der größten Vertriebsplattformen weltweit für gefälschte Produkte zu sein. In der Folge verlieren die Aktien der E Commerce-Plattform, die vor allem auch als Anbieter für Kunsthandwerk bekannt ist, rapide an Wert.

Ein Bericht des Investment-Diensts Citron Research sieht den Online-Marktplatz Etsy als wichtigen Vertriebsweg für Fälschungen und Plagiate. Laut der im Februar veröffentlichten Citron-Research-Mitteilung habe das Management von Etsy den Verkauf mutmaßlicher Fälschungen auf der eigenen Plattform sogar wissentlich oder zumindest fahrlässig zugelassen. Der Anteil der Fälschungen an den Waren, die über Etsy gehandelt werden, sei mittlerweile zu groß geworden, als dass dies weiterhin als geringfügig verteidigt werden könne, so Citron.

Zudem würden laut Citron die illegalen Geschäfte auf Etsy dadurch weiter begünstigt, dass Verkäufer auf dem Marktplatz auch geschützte Markennamen als Keywords für Anzeigen (sogenannte „ad words“) kaufen könnten – und dass sie dann oftmals von Etsy sogar als vertrauenswürdige Anbieter gelabelt würden. Der Citron-Report verweist dabei auf Marken wie Rolex, Disney oder Nike als Beispiele. Citron gehe zudem davon aus, dass Etsy auch mit Maßnahmen von US‑Behörden wie der Federal Trade Commission (FTC) oder etwa der Zollbehörde US Customs and Border Protection (CBP) rechnen müsse.

Citron Research war bereits zuvor in der Branche bekannt, da der Investment-Dienst angebliche leistungsschwache Unternehmen hervorheben würde, um dann gegen deren Aktien zu wetten. Kurz nachdem die Vorwürfe gegenüber Etsy bekannt geworden waren, verloren die Aktien des Online‑Marktplatzes auch rund 8,4 % an Wert.

Etsy betonte, dass es ausdrücklich verboten wäre, Plagiate auf der Plattform zu verkaufen. Außerdem hätte Etsy die eigenen Anti-Fälschungs-Maßnahmen ausgebaut und würde Angebote entfernen, die gegen die eigenen Richtlinien verstoßen. Für den Online-Marktplatz ist es allerdings nicht das erste Mal, dass er wegen mutmaßlicher Fälschungen in die Kritik geraten ist. Bereits 2015 hatte ein Bericht der Investmentfirma Wedbush angemerkt, dass rund fünf Prozent aller auf Etsy gehandelten Waren möglicherweise gefälscht wären oder IP‑Rechte verletzen würden. Dies entspräche rund zwei Millionen Artikeln. „Etsy ist zu einer ersten Adresse für Fälschungen geworden“, so eine Wedbush-Mitteilung damals; demnach zeige eine Stichprobe stark betroffener Angebote auch, dass es teilweise wahrscheinlicher wäre, auf Etsy auf einen gefälschten Artikel zu stoßen, als auf eBay oder der Plattform AliExpress des Alibaba-Konzerns.

– Anzeige –