Designermöbel aus der Fälscher-Werkstatt

Möbel werden massenhaft nachgemacht und auch Entwürfe deutscher Unternehmen stehen häufig im Fokus von Fälschern. Besonders Hersteller von Design-Klassikern haben im In- und Ausland immer wieder mit Plagiaten zu kämpfen.

„Plagiate sind ein ganz großes Thema in der Branche“, erklärt Ursula Geismann, Trendexpertin beim Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM). Viele Verbraucher denken bei Fälschungen erst einmal an Handtaschen, Schmuck oder ähnliches. „Am Ende aber zählen Möbel zu den meistkopierten Produkten überhaupt.“ Zudem gibt es in der Möbelindustrie immer noch einen „großen rechtsfreien Raum“, so die Expertin weiter.

Besonders Möbelklassiker, deren Baupläne längst bekannt sind, werden häufig gefälscht. So zum Beispiel auch der freischwingende Stahlrohrstuhl des hessischen Möbeldesigners Thonet. Das Unternehmen versucht daher gezielt gegen die Plagiatoren vorzugehen, zum Beispiel mit Hilfe eines auf Marken- und Urheberrecht spezialisierten Anwalts. Dieser fahndet für den Möbelhersteller unter anderem auf Möbelmessen nach potenziellen Fälschungen. Thonet-Geschäftsführer Thorsten Muck bestätigt: „Wir verfolgen jeden uns bekannten Fall“. Erst im vergangenen Jahr wurde man auf einem chinesischen Stand auf der Kölner Möbelmesse fündig und ließ den gefälschten Stuhl entfernen.

Im Ausland wäre dies unter Umständen nicht so leicht gegangen, meint Muck. „Leider gibt es je nach Land unterschiedliche Ausprägungen der Schutzrechte, selbst innerhalb der Europäischen Union.“ Auch die Kosten spielen bei solchen Fällen eine entscheidende Rolle. Und viele Unternehmen verzichten gerade im Ausland darauf, ihre Rechte juristisch durchzusetzen, weil der Erfolg am Ende keineswegs sicher ist.

Neben Gerichtsverfahren setzt der hessische Möbeldesigner im Kampf gegen Fälschungen daher auch auf Service und bietet Kunden auf seiner Webseite eine Echtheitsbestimmung an. „Die Kunden können uns Fotos schicken und wir sagen ihnen, ob das entsprechende Thonet-Möbel echt ist oder nicht“, sagt Geschäftsführer Muck. Der kostenlose Service wird rege genutzt und „eine relevante Zahl der vermeintlichen Originale ist falsch“.

Quelle: Welt

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