Schmähpreis Plagiarius prangert wieder dreiste Kopien an

© Aktion Plagiarius e.V. (links: Original – rechts: Plagiat/Fälschung)
Der diesjährige Plagiarius kürt einmal mehr dreiste Nachahmungen – 2024 für Kopien von Marken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zudem standen auch Betreiber namhafter E‑Commerce-Plattformen im Fokus des Negativpreises.

Der erste Platz beim Negativ‑Preis Plagiarius ging 2024 an einen deutschen Hersteller von Glasprodukten, der mutmaßlich die Glasserie DENK’ART der Österreicher Firma ZALTO kopierte (vgl. Artikelfoto oben). Vier Glastypen der Serie Definition der Bayrischen Glaswerke sollen laut Plagiarius‑Jury Kopien der österreichischen Originale sein, es sei bereits ein Klageverfahren anhängig. Bayrische Glaswerke dagegen bestreite den Plagiatsvorwurf und verweise laut Plagiarius auf ihr Recht zur „Nachahmungsfreiheit“.

Spielbausatz-Autos
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Platz zwei wurde für den Bausatz eines Modells des Volkswagen Käfers vergeben. Laut Plagiarius soll die Firma GDR‑Trading aus den Niederlanden diesen kopiert und sowohl die 3D‑Marke, die wie der VW‑Käfer EU‑weit geschützt sei, als auch die „VW im Kreis“‑Marke des Wolfsburger Autoherstellers verletzt haben. Die Nachahmer hätten demnach bereits eine Unterlassungsklage unterschrieben. GDR‑Trading warb wohl mit Bildern der Originalbausätze und dem Hinweis, das Modell sehe nach dem Bau „originalgetreu“ aus.

Cubrokegelbahn
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Den dritten Preis erhielt eine Firma aus China für Kopien des Kugelbahnmodells „Standard 32“ von Cuboro aus Bern. Dieses und weitere Modelle soll der chinesische Hersteller demnach, teils inklusive Verpackung, Fotos und Auszeichnungen, kopiert und über die Onlinehandels‑Plattform Taobao vertrieben haben. Dort seien die Produkte wohl als „mit Cuboro kompatibel“ beworben und deutlich unter dem Originalpreis verkauft worden sein.

Zusätzlich zu den drei Hauptpreisen wurden zwei Sonderpreise verliehen sowie vier gleichwertige Auszeichnungen.

Koziol Besteckset
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Einer der Sonderpreise bezieht sich auf gleich drei Onlinehandelsplattformen: Temu, Alibaba und Fruugo.com hätten laut Plagiarius‑Jury nicht genug getan, um den Verkauf von Kopien des koziol Besteck‑Sets „klikk pocket“ zu unterbinden. Die Betreiber hätten zwar Angebote für die Plagiate entfernt, aber wohl nicht aktiv unterbunden, so dass entsprechende Angebote immer wieder aufgetaucht seien. Kopien eines Bestecks von Hersteller Koziol »ideas for friends belegten 2022 den ersten Platz beim Negativ‑Preis Plagiarius.
Puma T-Shirt
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Ein zweiter Sonderpreis ging an die deutsche Firma Streetwall 68, die sich die Bekanntheit der Wort‑Bild‑Marke von Puma zu Nutzen machte: Mit der Änderung des Puma‑Logos zum Schriftzug „Pumba“ mit einem springenden Warzenschwein parodiere der Nachahmer den Aufdruck der original T‑Shirts.
Himolla-Sofa
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Zudem wurde eine der zusätzlichen Auszeichnungen für die Kopie eines Sofas verteilt: Ein Polstermöbelhersteller aus Polen habe laut Plagiarius das geschützte Design des Sofas „Modell 1926“ von himolla kopiert. Das Landgericht Köln habe bereits entschieden, dass die polnische Firma Schadensersatz zahlen und ihre Restbestände vom Markt nehmen müsse.
Leifheit-Knoblauchwippe
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Eine weitere Auszeichnung wurde für die Kopie der Knoblauchwippe „Knobi King“ von Leifheit vergeben. Ein chinesischer Hersteller habe das EU‑weit geschützte Design (Gemeinschaftsgeschmacksmuster) nachgeahmt und über eine slowenische Firma vertrieben, so die Aktion Plagiarius.
VW Schaltknauf
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Auch der E‑Commerce‑Riese Amazon stand bei den weiteren Auszeichnungen im Fokus: Plagiarius prangerte an, dass sich Amazon zu wenig darum kümmere, Kopien des Schaltknaufs „DSG“ für Volkswagens Golf 6 zu entfernen. Diese würden gegen die eingetragene Marke von VW verstoßen. Auf eine Abmahnung reagiere Amazon nicht, und neue Angebote tauchten immer wieder auf, so Plagiarius.
Wika Bimetall-Thermomanometer
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Die weitere Auszeichnung verleiht Plagiarius schließlich für Fälschungen der Messtechnik von WIKA und dem Verkauf der Kopien auf eBay in Deutschland. Hier sei es schwer, gegen die Kopien vorzugehen, da die Plattform zuerst ein Gerichtsurteil verlange. Im letzten Jahr wurde bereits die Fälschung der WIKA‑Webseite mit einem Plagiarius‑Sonderpreis ausgezeichnet

Besonders betont hat das Komitee auch die Verbreitung von Nachahmungen und Fälschungen auf Online‑Plattformen wie Temu und Shein oder etwa auf dem zur Alibaba-Gruppe gehörenden AliExpress. Laut Plagiarius werden dort oft billige Artikel angeboten, die seien allerdings oft Nachahmungen bzw. Plagiate oder entsprächen nicht den EU‑Standards. Die Plattformen würden zudem aggressiv auf Social‑Media‑Plattformen beworben, wo eine besonders junge Zielgruppe angesprochen werden soll, so Plagiarius.

Mit der jährlichen Auszeichnung des Schmähpreises soll ein Bewusstsein für die Methoden von Nachahmern und Fälschern geschaffen und Verbraucher vor den Risiken von Plagiaten gewarnt werden. Plagiarius fordert auch vor allem Plattformbetreiber auf, strenger gegen Plagiate vorzugehen und potenzielle Verkäufer genauer zu überprüfen.

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