Fälscher-Chef wegen Mehrwertsteuer-Betrugs verurteilt

© MAGNIFIER / Fotolia.
Nach jahrelangen Ermittlungen wurde im Vereinigten Königreich jetzt der Drahtzieher einer Gruppe, die mit gefälschter Kleidung im Wert von zig Millionen gehandelt hatte, schuldig gesprochen. Dies bedeutet auch einen Erfolg in einem der größten Steuerbetrugsfälle Großbritanniens.

Nach einem Schlag der britischen Behörden gegen ein riesiges Fälschersyndikat im Vereinigten Königreich wurden Anfang April nun der Kopf der Gruppierung und ein Komplize nach einem 14‑tägigen Prozess schuldig gesprochen. Die Gruppe hatte gefälschte Designer‑Kleidung mit einem Original‑Wert von mindestens 50 Millionen Pfund (ca. 58 Millionen Euro) importiert und verkauft. Zudem hatten sie versucht, fast 100 Millionen Pfund (ca. 115 Millionen Euro) durch Mehrwertsteuerbetrug zu ergaunern.

Der verurteilte Fälscher‑Chef, Sockenfabrikant Arif Patel, hatte laut Behörden in großem Umfang mit gefälschter Designerkleidung gehandelt: Über eine im nordenglischen Preston, Grafschaft Lancashire, ansässigen Firma hatte er demnach mit seinen Komplizen den Import nachgemachter Kleidungsstücke sowie betrügerische Exportgeschäfte koordiniert. Der gemeinsam mit Patel schuldig gesprochene Mohamed Jaffar Ali, der wie Patel unter anderem auch wegen Geldwäsche für schuldig befunden wurde, wusch die erzielten Gewinne über Konten in Dubai und Offshore-Konten. Bereits im Jahr 2004 hatte die Gruppierung mit dem massenhaften Import gefälschter Kleidung begonnen. In den drei Folgejahren wurden immer wieder Dutzende Container mit nachgemachter Designerkleidung in Häfen des Vereinigten Königreichs gestoppt – etwa in Liverpool, Southampton und Felixstowe. Auch hatte die Gruppe gefälschte Waren an britische Händler weiterverkauft, wie durch eine auf dem Weg zu einem Großhändler in Glasgow von der Polizei abgefangene Lieferung bestätigt werden konnte.

Darüber hinaus hatte Patel sogenannte Karussellgeschäfte zum Umsatzsteuerbetrug getätigt (bei Fällen innerhalb der EU spricht man teilweise auch auf Englisch von Missing Trader Intra-Community (MTIC) fraud). Bei diesen hatte die Gruppe Millionen verdient, indem sie Verkäufe und Exporte von Textilien und Mobiltelefonen fingiert hatten und für diese Schein-Transaktionen die Mehrwertsteuer zurückforderten. Insgesamt machte die Bande 97 Millionen Pfund (ca. 112 Millionen Euro) für fingierte Exporte geltend, wovon das britische Amt für Finanzen und Zollverwaltung (HMRC) rund 64 Millionen Pfund (ca. 74 Millionen Euro) stoppen konnte. Außerdem wurden 78 Millionen Pfund (ca. 90 Millionen Euro) aus dem Vermögen des Fälscherrings vom HMRC beschlagnahmt und sollen nun zurück in öffentliche Kassen fließen.

Nachdem aktuell auch zuvor geltende Berichterstattungsbeschränkungen zu dem Fall aufgehoben worden waren, wurde bekannt, dass zwischen 2011 und 2014 bereits 24 Mitglieder der Bande schuldig gesprochen und zusammen zu insgesamt über 115 Jahren Gefängnis verurteilt worden waren. Arif Patel, der mittlerweile in Dubai lebt, hielt sich zum Zeitpunkt seines Gerichtsverfahrens in Dubai auf. Er wurde in Abwesenheit am 11. April für schuldig befunden und soll nun im Mai verurteilt werden.

– Anzeige –