Deutscher Zoll: Deutlicher Anstieg des Beschlagnahmungswerts 2022

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Der deutsche Zoll verzeichnet 2022 erneut einen rasanten Anstieg beim Gesamtwert beschlagnahmter Fälschungen. Die Jahresbilanz zeigt, dass bestimmte Branchen besonders davon betroffen sind – und sich die Transportwege für Plagiate verschieben könnten.

Im vergangenen Jahr beschlagnahmten Beamte des deutschen Zolls insgesamt Fälschungen im Wert von über 434 Millionen Euro – ein alarmierender Anstieg von fast 40 % im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig ist die Anzahl der beschlagnahmten Waren rückläufig: Während 2021 noch rund 18,8 Millionen Fälschungen beschlagnahmt wurden, verzeichnet der deutsche Zoll im Jahr 2022 rund 8,6 Millionen beschlagnahmte Plagiate. Das geht aus der neuen Zolljahresstatistik 2022 hervor, die im Mai 2023 von Bundesfinanzminister Christian Lindner und der Präsidentin der Generalzolldirektion, Colette Hercher, vorgestellt wurde.

Gesamtwert beschlagnahmter Fälschungen 2018-2022

Besonders dramatisch ist der Anstieg des Beschlagnahmungswerts zum Beispiel im Bereich Arzneimittel zu sehen: Während 2021 solche nachgemachten Medizinprodukte im Wert von rund einer Millionen Euro aus dem Verkehr gezogen wurden, hat sich dieser Wert 2022 fast verzehnfacht und liegt bei 9,6 Millionen Euro. Auch die Werte in den Kategorien Körperpflegeprodukte, Tabakerzeugnisse und Schuhe stiegen jeweils. Den insgesamt höchsten Beschlagnahmungswert erreichten, wie schon 2021, Waren aus der Kategorie persönliches Zubehör, zu der Produkte wie Sonnenbrillen, Taschen, Uhren und Schmuck gehören. Für 2022 vermerkt der Zoll für diese Produkte einen Beschlagnahmungswert von rund 280 Millionen Euro – der 2021 schon hohe Wert hat sich damit nochmals verdoppelt.

Während der Wert der abgefangenen Plagiate oftmals deutlich anstieg, zeigt sich ein anderes Bild bei der Anzahl der beschlagnahmten Fälschungen. Beim Blick auf die einzelnen Warenkategorien fällt auf, dass die Anzahl der aufgegriffenen Waren in vielen Kategorien rückläufig war. Nur in einzelnen Branchen stiegen die Mengen an aufgegriffenen Plagiaten, so in den Bereichen Kleidung und Zubehör, Nahrungsmittel und Getränke sowie Schuhe.

Unter den Herkunftsländern der gefälschten Waren lag, wie schon 2021, die Volksrepublik China auch 2022 wieder deutlich vorne. Gemessen an der Anzahl beschlagnahmter Waren kamen rund 80 % der beschlagnahmten Plagiate von dort. Auf dem zweiten Platz mit 9 % der beschlagnahmten Waren landete die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong. Weitere wichtige Ursprungsländer waren die Türkei mit rund 5 % sowie Taiwan, Vietnam und die Ukraine mit jeweils rund 2 % der Gesamtzahl der Beschlagnahmungen.

Herkunftsländer beschlagnahmter Fälschungen 2022

Bei den Transportwegen der beschlagnahmten Waren bleibt Seefracht als deutlich größter Wert, mit einem leichten Rückgang, von rund 86 % im Jahr 2021 auf rund 80 % im Jahr 2022 (nach Anzahl beschlagnahmter Waren). Bemerkenswert allerdings: Die zweitwichtigste Transportroute für Fälschungen, Luftfrachtsendungen, konnten sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppeln, auf nun rund 12 %, gemessen an der Anzahl an beschlagnahmten Plagiaten. Betrachtet man hingegen den Beschlagnahmungswert, stehen Luftfrachtsendungen mit über 75 % sogar noch deutlicher auf Platz eins als im Vorjahr (rund 60 %).

Bei den durch die beschlagnahmten Produkte verletzten gewerblichen Schutzrechte stieg der Wert von Verstößen gegen Markenrechte auf rund 91 % (2021 bei rund 86 %). Der zweitgrößte Anteil, die Design‑Verletzungen, fiel dagegen auf 6 % (2021 bei rund 12 %). Verstöße gegen geschützte geografische Angaben (rund 3 %) sowie gegen Urheberrechte (0,05 %), spielten im Vergleich dazu, wie schon 2020 und 2021, eine eher untergeordnete Rolle. Verstöße gegen Gebrauchsmuster, Sortenschutz und Handelsnamen sanken sogar auf 0 %.

Die Präsidentin der Generalzolldirektion, Colette Hercher, dankte den rund 48.000 Beschäftigten des Zolls für ihren Einsatz. Die Arbeit des Zolls in Europa steht zudem im Fokus bei aktuellen Reformplänen der Europäischen Union, die auch auf den Kampf gegen Fälschungen Auswirkungen haben könnten.

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