Fälscher treiben ihr Unwesen bei Schweizer Uhrenmesse

Auch umfangreiche Maßnahmen des Schweizer Zolls können den Handel mit Plagiaten rund um die Baselworld-Messe nicht verhindern.

In Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizer Uhrenhersteller (FHS) verstärkt der eidgenössische Zoll rund um die weltgrößte Uhren- und Schmuckmesse Baselworld jährlich seine Kontrollen. Ziel ist es, Plagiate bereits zu beschlagnahmen, bevor sie die Basler Messe überhaupt erreichen. Doch auch die Fälscher finden neue Mittel und Wege, ihre Plagiate an den Käufer zu bringen.

Um die Einfuhr der Plagiate über den Luftverkehr bereits im Keim zu ersticken, legen Zöllner an den meistfrequentierten Flughäfen Zürich und Basel Risikoflüge fest – die meisten davon aus Asien. Unterstützt werden die Beamten dabei von einem Fälschungsexperten des FHS, denn wenn zweifelhafte Produkte gefunden werden, muss im Schnellverfahren entschieden werden, ob es sich um Fälschungen handelt. Dazu gehören beispielsweise Uhren mit illegalen Hinweisen wie „Swiss Made“ oder „Genève“. In solchen Fällen werden die beanstandeten Waren bis zum Ende der Messe eingezogen, danach dürfen die Besitzer ihre Uhren wieder mitnehmen.

Auch Postsendungen an Hotels nimmt der Zoll in der Messezeit verstärkt unter die Lupe. Im letzten Jahr wurden so 230 Uhrenplagiate aus dem Verkehr gezogen. Schlüpfen diese Produkte durch das Netz der Zöllner, kann ein Verkauf im Umfeld der Messe, wie beispielsweise in einem Hotelzimmer, kaum noch gestoppt werden. Versendet zudem ein Händler Uhrenrohlinge und Ziffernblätter mit einem Aufdruck wie „Swiss Made“ getrennt, sind den Zöllnern die Hände gebunden. „Es bestand der dringende Verdacht, dass die Zifferblätter später auf die Uhren gesetzt würden. Wir konnten jedoch nichts tun. Denn die Inhalte der beiden Pakete waren einzeln legal“, kommentiert Michel Arnoux, Leiter der Anti-Fälschungs-Abteilung beim FHS, einen zurückliegenden Fall.

Aber auch abseits der Messe bleiben Uhren-Plagiate ein schier unlösbares Problem, der Onlinehandel mit der gefälschten Ware boomt. Selbst wenn eine Fälscher-Seite geschlossen wird, kann sie umgehend unter einer neuen Internetadresse wieder eröffnet werden. Die Versender der Plagiate sind oft kreativ und verstecken die illegalen Produkte beispielsweise in günstigen Lautsprechern, defekten CD-Laufwerken oder Spielzeug-Produkten. Der Schweizer Uhrenverband schätzt die Zahl der jährlich verkauften Uhren-Plagiate auf dutzende Millionen. Der Gewinn für die Fälscher dürfte sich auf etwa eine Milliarde Franken belaufen.

Quellen: Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie, Der Bund

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