Hongkong: Zoll nutzt KI und steigert Beschlagnahmungen

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Mit Hilfe künstlicher Intelligenz hat der Hongkonger Zoll seine Beschlagnahmungen in den letzten sechs Monaten um rund ein Drittel gesteigert. Gleichzeitig werden weitere Verbesserungen in zwei wichtigen Handlungsfeldern angemahnt.

Künstliche Intelligenz soll jetzt dem Hongkonger Zoll helfen, gefälschte Waren aus dem Verkehr zu ziehen. Seit Dezember 2017 nutzen die Fahnder dafür einen Supercomputer, mit dessen Hilfe rund 2.000 der insgesamt 5.200 beschlagnahmten Fälschungen innerhalb der letzten sechs Monate aufgespürt wurden. Insgesamt wurden nachgemachte Artikel im Wert von über 1,96 Millionen Hongkong-Dollar (etwa 215.000 Euro) beschlagnahmt – eine Steigerung von rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert (1,47 Millionen Hongkong-Dollar, umgerechnet ca. 160.000 Euro).

Der Supercomputer durchsucht dafür soziale Medien und Onlineshops nach verdächtigen Angeboten. Die dort gesammelten Daten werden mit Hilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet, um Benutzerkonten möglicher Fälscher zu ermitteln. Die Big Data-Analyse vergleicht zeitgleich verschiedene Plattformen und analysiert Schlagwörter, ganze Sätze oder aktuelle Trends. So sollen verdächtige Händler für die Behörden ausfindig gemacht werden.

Ein besonders interessanter Fall ergab sich beispielsweise im April: Der Supercomputer fand fünf verdächtige Shops, die Waren über mehrere Accounts auf verschiedenen sozialen Netzwerken angeboten hatten. Bei anschließenden Razzien fanden Hongkonger Zollbeamte gefälschte Markenkleidung, Uhren und Taschen im Wert von etwa 160.000 Hongkong-Dollar (ca. 17.000 Euro). Sechs Personen, die eine Mischung aus echten und gefälschten Markenprodukten verkauft haben sollen, wurden verhaftet.

Das neue Vorgehen des Zolls sieht der Rechtsanwalt Alan Chiu, Managing Partner der Hongkonger Kanzlei Ella Cheong & Alan Chiu, positiv. Weiteren Handlungsbedarf sieht er allerdings vor allem bei der Zusammenarbeit der Hongkonger Zollfahnder mit ihren internationalen Kollegen, insbesondere aus China, und in der Kooperation mit den Markeninhabern. Ein weiteres, großes Problem erkennt er auch im zunehmenden Versand von Fälschungen in kleinen Postsendungen: „Mit der Ausbreitung von E‑Commerce – insbesondere mit Plattformen wie Alibaba, Taobao, Tmall und JD.com – kam es zu einem Zustrom von Fälschungen vom chinesischen Festland nach Hongkong über kleine Pakete.“

Markeninhaber ruft Chiu dazu auf, auch innovative Maßnahmen zu entwickeln: „Die Gesamtsituation hat sich verbessert, aber es gibt nach wie vor weniger offenkundige Rechtsverstöße, und die Markeninhaber müssen kosteneffizientere Durchsetzungsstrategien entwickeln und häufiger über den Tellerrand hinausschauen.“

Quellen: South China Morning Post, World Trademark Review

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