Kleine Marken gehen neue Wege gegen Fälscher

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Fälschungen betreffen immer häufiger auch kleinere Marken, auch in der Textilindustrie. Im Kampf gegen die Nachahmer setzen unabhängige Modelabels auf kreative Lösungen – neben technischen Maßnahmen vor allem auch mit Anti-Piraterie-Kommunikation.

Von einem scharfen Anstieg an Fälschungen und Nachahmungen berichteten kürzlich kleinere, unabhängige Modelabels. Neben großen Luxuswarenherstellern hätten es Produktpiraten demnach immer öfter auch auf aufstrebende Modemarken abgesehen, wie das Fachmagazin Vogue Business berichtete. Da rechtliche Schritte gegen Nachahmer für diese kleineren Firmen ein Problem darstellen würden, etwa wegen der damit verbundenen Kosten, würden sie auf alternative Methoden zum Schutz vor Nachahmungen zurückgreifen.

So setzt etwa die aus Südkorea kommende Marke Goodboy auf gezielte Kommunikation, um Handelspartner und Kunden über Fälschungen und Plagiate zu informieren. Beispielsweise informiert Goodboy seine Händler über Unterscheidungsmerkmale zwischen Originalen und Fälschungen, auch damit diese die Information an deren Kunden weitergeben können. Der Gründer des Modelabels, Jinkoo Lee, erläutert, dass Nachahmungen zwar das Logo, die Muster und Stofffarben kopieren können, die Nähdetails und Stoffqualitäten jedoch völlig anders seien. Als ein weiteres Element ihrer Anti-Fälschungs-Strategie nutzt die Marke ein QR-Code-Label, mit dem Kunden die Authentizität ihres Kaufs verifizieren können. Zudem würde Goodboy das Logo der Marke in jeder Saison verändern und damit auch Fälschern das Kopieren ihrer Kleidung erschweren.

Auch das britische Modelabel House of Sunny berichtet von gefälschten und nachgemachten Waren und zeigt sich überrascht, wie früh sie dem Problem gegenüberstanden. „Ich hätte als junger Designer nicht gedacht, dass wir so schnell in dieses Dilemma geraten würden“, so Sunny Williams, Gründerin des Labels. House of Sunny möchte daher auch Konsumenten für Produktpiraterie sensibilisieren. „Sie sind vielleicht so sehr auf den Modetrend fixiert, dass sie bereit sind, die Fälschung zu kaufen und zu tragen. Wenn wir zu dieser Person [durchdringen können], wird das die Nachfrage nach Fälschungen stoppen“. House of Sunny wird zudem im Laufe des Jahres ebenfalls ein QR-Code-Label einführen.

Als Absatzkanal für nachgemachte Designermode stehen dabei oft soziale Netzwerke im Fokus: Je erfolgreicher ein Produkt sei und je stärker es auf Social Media viral geteilt werde, desto eher würde es anscheinend auch kopiert werden. Für Marken wie House of Sunny, die selbst auf Social-Media-Kommunikation setzen und beispielsweise über 620.000 Follower auf Instagram erreichen, stelle dies eine permanente Gefahr dar. Experten raten jungen Marken oft, rechtzeitig Maßnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen: Viele aufstrebende Modelabels würden zunächst abwarten wollen, wie sich ihre Marke entwickelt. Dies sei jedoch keine gute Strategie. „Wenn sie sich jetzt nicht schützen, müssen sie morgen einen Rechtsstreit führen“, so Loke-Khoon Tan, Senior Partner der Kanzlei Baker Mckenzie in Hongkong und China.

Quelle: Vogue Business

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