Millionenschwerer Betrug mit gefälschten Parallelimporten

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Als angebliche Graumarkt-Waren wurden in der Schweiz gefälschte Waschmittel im Millionenwert auf den Markt gebracht und gelangten bis nach Deutschland. Hinweise von Kunden alarmierten die Markeninhaber schließlich über die Plagiate.

Ein Schweizer Geschäftsmann soll Tausende Waschmittel-Plagiate namhafter Hersteller aus Ungarn in die Schweiz importiert haben. Die Produkte wurden als sogenannte Parallelimporte bzw. Graumarktprodukte abseits der offiziellen Vertriebswege in die Schweiz eingeführt und für 3,65 Millionen Franken (circa 3,31 Millionen Euro) an einen bekannten Einzelhändler verkauft, der die vermeintlichen Restposten günstig weiterverkaufte; auch bis nach Deutschland. Die Produkte der Marken Ariel und Persil sind allerdings gefälscht; 2016 führten Behörden Razzien durch, nach vier Jahren Ermittlungsarbeit liegt der Fall nun vor einem Gericht in Zürich.

Der Ursprung der Fälschungen soll in Ungarn liegen. Von dort erreichte den Schweizer Geschäftsmann 2013 ein Angebot eines ungarischen Händlers; in der Folge wurden Produkte im Umfang von insgesamt 88 LKW-Lieferungen in die Schweiz importiert. Die Ware wurde in großen Mengen an die Otto’s AG weiterverkauft: rund 5.000 Flaschen mit je 4,55 Liter Flüssigwaschmittel und circa 2.500 Packungen Waschpulver mit je 6,5 Kilogramm. Laut aktuellem Gutachten handelte es sich bei diesen Produkten um Fälschungen.

Die Plagiate des Flüssigwaschmittels von Ariel stammen aus einer alten Industriehalle in einem Gewerbegebiet im Raum Budapest; nur wenige Kilometer entfernt wurde tschechisches Billigwaschpulver in Persil-Schachteln abgefüllt, so Berichte. Die Fälschungen sollen den Originalprodukten dabei zum Verwechseln ähnlichgesehen haben – dem Käufer Otto’s AG hätten die Abweichungen kaum auffallen können; auch die Preise seien branchenüblich gewesen und hätten daher keinen Anlass zum Verdacht gegeben, dass es sich um illegale Produkte handeln könnte, so Medienberichte.

Die illegalen Geschäfte des Schweizer Geschäftsmanns fielen nach drei Jahren vielmehr durch einen Zufall auf: Kunden in Deutschland beschwerten sich beim Hersteller Henkel über die Füllmenge von Persil-Maxipackungen. Dies ließ den Konzern misstrauisch werden und Strafanzeige stellen. Ermittlungen offenbarten die Spur der Fälschungen, die über ein Lager in Norddeutschland in die Schweiz und schließlich bis nach Ungarn führt. Die ungarischen Behörden, die im August 2016 gegen das illegale Treiben vorgingen, wandten sich auch an den Ariel-Hersteller Procter & Gamble (P&G), um Unterstützung bei der Echtheitsprüfung zu erhalten. „Seitdem hat P&G mit den Behörden in Ungarn und der Schweiz bei der Aufklärung zusammengearbeitet“, so eine Sprecherin laut Medienberichten. P&G habe ein eigenes Team, um Fälschungen zu identifizieren und Behörden bei Fälschungsverdachten zu unterstützen.

Der nun angeklagte Schweizer hatte für seine Graumarktgeschäfte ein komplexes Netz von Firmen aufgebaut. In nur viereinhalb Jahren gründete er zehn verschiedene Handelsgesellschaften, viele Firmen löschte er bereits nach wenigen Monaten wieder aus dem Handelsregister. Um seine Spuren zu verwischen, soll er auch mithilfe von Mittelsmännern mehrere Zwischenhandelsgeschäfte fingiert haben, so die Anklage; und dazu auch auf das Führen einer Buchhaltung verzichtet haben. Seine Einnahmen verwahrte er als Bargeld und in Gold – bei einer Razzia der Wohnung seiner Eltern im Jahr 2016 fanden Polizeibeamten zehn Kilo Gold. Die Eltern müssen sich nun wegen Geldwäsche vor Gericht verantworten.

Der aktuelle Fall veranschaulicht, dass auch Kriminelle mitmischen bei Geschäften mit sogenannten Graumarktprodukten, die im Ausland gekauft beziehungsweise abseits der offiziellen Vertriebswege gehandelt werden. In der Schweiz sind sogenannte Parallelimporte erlaubt, mit der Ausnahme von Medikamenten. Das Gericht in Zürich soll nun klären, ob der Verdächtige wissentlich mit Plagiaten handelte. Laut seinem Anwalt soll er dies nicht gewusst haben; zudem stellt dieser die Gutachten in Frage, die belegen sollen, dass es sich um Fälschungen handele. Weitere Verfahren in dem Fall laufen derzeit noch in Ungarn.

Quelle: NZZ
 

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