Mode, Filme, Wein – aufsehenerregende Aktionen gegen Plagiate

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Deutsche Zöllner verbuchen millionenschwere Erfolge. Hongkongs Behörden verhaften via Livestream verkaufende Fälscher. Eine europaweite Aktion zerschlägt einen Filmpiraterie-Ring. Und ein deutsches Weingut wird mutmaßlich Opfer einer spektakulären Fälscher-Aktion.

Deutscher Zoll meldet millionenschwere Beschlagnahmungen
Deutsche Zollfahnder vermelden aktuell eine ganze Reihe an Beschlagnahmungserfolgen: So konfiszierte etwa der Zoll am Flughafen Köln/Bonn Plagiate im Wert von rund 5,7 Millionen Euro. Rund 1.700 gefälschte Handtaschen und mehr als 7.000 Schuh-Plagiate bekannter Marken wurden dabei sichergestellt. Aktuell erlebe der Zoll eine „regelrechte Fälschungsschwemme“ klassischer Plagiate wie Taschen und Schuhe, so ein Sprecher. Derweil stoppten Zollbeamte im bayrischen Rosenheim über eine Tonne gefälschter Markenbekleidung. Die Beschlagnahme erfolgte bereits Ende letzten Jahres, wurde aufgrund laufender Ermittlungen jedoch erst vor Kurzem bekannt gegeben. In einem aus der Türkei kommenden LKW hatten die Ermittler rund 2.300 gefälschte Kleidungsstücke entdeckt; die Plagiate verletzten die Markenrechte von 36 namhaften Herstellern. Einen weiteren Zollerfolg verbuchten Fahnder in Hamburg, wo sie bei der Inspektion einer Containersendung mehrere Kartons mit rund 1.000 gefälschten Schwimmhilfen konfiszierten.

Hongkong: Fälschungshandel über Live-Webcast gestoppt
Zollbehörden in Hongkong haben erstmals Verdächtige verhaftet, die Fälschungen über einen Live-Webcast auf Social Media verkauft haben sollen. Dem kriminellen Pärchen wird vorgeworfen, über Livestreams gefälschte Markenaccessoires verkauft zu haben, darunter etwa Ohrringe und Schals. Die wöchentlichen, stundenlangen Livestreams fanden dabei spät in der Nacht statt, um möglichst unentdeckt zu bleiben, so die Angaben der Behörden. Bis zu 60 Zuschauer hätten die Fälscher pro Event erreicht. Um den kriminellen Geschäften ein Ende zu bereiten, gaben sich verdeckte Ermittler als potentielle Käufer aus; bei der anschließenden Razzia der Wohnung des Paars wurden rund 2.000 mutmaßliche Fälschungen sichergestellt. Der Zoll geht davon aus, dass die Fälscher erst seit Kurzem aktiv waren und ausnutzten, dass Personen aufgrund der Coronavirus-Pandemie mehr Zeit online verbringen.

Millionenschweres Piraterie-Netzwerk in Europa zerschlagen
Gegen einen mutmaßlichen Raubkopierer-Ring vor allem für noch unveröffentlichte Filme und andere illegale digitale Inhalte gingen nun Ermittler von Europol und Eurojust sowie nationale Strafverfolgungsbehörden vor, darunter Behörden aus mehreren europäischen Ländern und aus Amerika. Das kriminelle Netzwerk soll unerlaubt hunderte Filme kopiert und illegal gehostet haben. Nun schalteten die Ermittler rund 60 Server ab, etwa in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Kanada, Lettland, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Südkorea, Spanien, Schweden, der Schweiz, Tschechien und dem Vereinigten Königreich. Zudem wurden zwei Verdächtige auf Zypern und in den Vereinigten Staaten verhaftet. Die Raubkopierer hatten sich Zugang zu Filmen verschafft, bevor diese im Einzelhandel veröffentlicht wurden, etwa indem sie sich gegenüber Filmvertrieben als DVD- und Blu-Ray-Händler ausgaben. Tatsächlich kopierten sie die Inhalte und veröffentlichten sie online über Streaming-Plattformen sowie Peer-to-Peer- und Torrent-Netzwerke.

Reinland-Pfälzisches Weingut wurde mutmaßlich Opfer von Weinfälschern
Weinfälscher stehen in Verdacht, bei dem renommierten Weingut Egon Müller-Scharzhof eingebrochen zu sein und Etiketten entwendet zu haben. Betroffen sind demnach Etiketten hochwertiger Weine, die bereits mit laufenden Flaschennummern versehen waren. Das Weingut befürchtet nun, dass Fälscher die Originaletiketten auf nachgemachte Weine anbringen könnten – wodurch die Fälschungen äußerlich fast nicht von den Originalen zu unterscheiden wären. Das betroffene Weingut befürchtet gar, dass bereits gefälschte Weine mit den entwendeten Etiketten im Umlauf sind. Um Kunden zu helfen, mögliche Fälschungen zu entdecken, kommuniziert der Hersteller nun öffentlich die Flaschennummern der gestohlenen Etiketten.

Quellen: Hauptzollamt Köln, Hauptzollamt Rosenheim, Hauptzollamt Hamburg; The Star; Europol; Falstaff

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