Produktpiraterie kostet Maschinenbauer Milliarden

Produkt- und Markenpiraterie kostet deutsche Maschinenbau-Unternehmen Jahr für Jahr rund acht Milliarden Euro, warnt der Branchenverband VDMA. Auf einem Anwendertag präsentieren betroffene Hersteller jetzt unterschiedliche Schutzmaßnahmen.

Drei von vier Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau leiden unter Piraterie, so der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in einer 2014 veröffentlichten Studie (wir berichteten). Illegale Konkurrenten, die oft sogar auch aus Deutschland kommen, verursachen jährlich einen Schaden von etwa 7,9 Milliarden Euro. Um den Austausch unter betroffenen Unternehmen zu stärken, veranstaltete der VDMA im Juni einen Anwendertag, auf dem betroffene Hersteller unterschiedliche Schutzansätze vorstellten.

Die hohe Bedeutung illegaler Konkurrenten ist vielen vertretenen Unternehmen bewusst. „Bei uns spielt sich der Schaden in der Bandbreite von fünf bis zehn Prozent vom Umsatz ab“, so Bruno Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung bei ebm-papst, im Rahmen des Anwendertags. „In Euro ausgedrückt geht uns Geschäft im Volumen von 100 bis 150 Millionen Euro pro Jahr verloren. Das ist ein erheblicher Faktor.“ Der baden-württembergische Elektromotoren- und Ventilatorenhersteller setzt im Kampf gegen Piraterie vor allem auf Innovationen (wir berichteten). So will ebm-papst den Fälschern immer einen Schritt voraus sein – und dafür sorgen, dass Fälschungen bei ihrem Markteintritt bereits wieder veraltet sind.

Eine Alternative sehen viele Firmen in rechtlichen Schritten. „Wir haben in China einen Anwalt beschäftigt“, bestätigt etwa Horst Lang, Leitung Global Engineering Quality bei Festo im schwäbischen Esslingen. Auch die VDMA-Studie zeigt, dass noch immer viele der Fälschungen aus China kommen.

Die Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden wird dabei oft positiv eingeschätzt. „Auch die Chinesen wollen, dass das Thema Plagiate vom Tisch kommt“, erklärt Steffen Zimmermann vom VDMA. Auch Ulrich Demuth vom fränkischen Messtechnik-Hersteller Wika Alexander Wiegand kennt die chinesischen Gerichte: „Sie kommen da gut zu ihrem Ziel – außer, wenn die Gegenseite in der Mittagspause mit dem Richter essen geht.“

Selbst bei erfolgreichen Gerichtsverfahren in China bleibt allerdings ein Wermutstropfen: „Die Kosten werden durch die Strafen nicht gedeckt“, sagt Lindl. Anstatt gegen jeden Nachbau juristisch vorzugehen, gehe es daher viel eher um eine abschreckende Wirkung.

Ein Ende der Fälschungsproblematik sei in der Maschinenbau-Branche nicht in Sicht, mahnt VDMA-Experte Zimmermann – im Gegenteil, das Thema könnte durch den zunehmenden Abfluss digitaler Daten und einen fehlenden wirksamen Know-how-Schutz noch weiter an Brisanz gewinnen.

Quellen: VDMA, Handelsblatt

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