Als sie in einem Berliner Fachgeschäft Produkte für einen Kopfhörer-Test einkaufen, erhalten Mitarbeiter der Stiftung Wartentest auch ein vermutlich gefälschtes Produkt der renommierten US-Marke Beats by Dr. Dre. Im Test fiel der Kopfhörer vor allem durch starke Qualitätsprobleme auf und hätte von den Prüfern die Note „mangelhaft“ erhalten – ein potenziell großer Imageschaden für den Hersteller, wenn das Produkt gewertet worden wäre.
Insgesamt entdeckten die Tester im Vergleich zu einem anderen Beats-Exemplar über 60 Unterschiede. Unter anderem waren der linke und rechte Tonkanal vertauscht, außerdem wies der rechte Kanal Defekte auf. Zudem waren das Kabel und der Stecker des leichtgewichtigen Verdächtigen anders als beim Vergleichsprodukt.
Die Prüfer der Stiftung Warentest fanden über 60 Unterschiede zwischen Original und mutmaßlicher Fälschung
Ob es sich letztlich tatsächlich um eine Fälschung handelt, wollte der amerikanische Hersteller jedoch nicht abschließend bescheinigen. „Sowohl per Mail als auch bei einem Besuch vor Ort bestätigen Beats‑Mitarbeiter zunächst den Verdacht. Als die Stiftung Warentest eine offizielle schriftliche Bestätigung wünscht, will sich das Unternehmen aber nicht mehr äußern“, erklärt die Stiftung Warentest in einer aktuellen Mitteilung. „Erstaunlich – schließlich müsste der Hersteller seine Geräte kennen und bemüht sein, Kunden vor dem Kauf von Fälschungen zu schützen.“ Gekauft hatten die Prüfer das verdächtige Produkt in einer Filiale der Fachhandelskette Conrad Electronic in Berlin. Conrad reagierte jetzt mit einer Versandsperre für den Beats-Kopfhörer, „um den kompletten Lagerbestand anhand der Prüfkriterien nochmals untersuchen zu können“, so der Händler gegenüber der Stiftung Warentest.
Die Stiftung Warentest stellt in einem Online-Special Informationen über die mutmaßliche Fälschung zur Verfügung und auch der Hersteller Beats Electronics warnt Kunden in einem speziellen „Safe Buying Guide“. Die hochpreisigen und gerade bei Jugendlichen sehr beliebten Kopfhörer von Beats standen schon früher im Fadenkreuz von Produktpiraten (wir berichteten).
Wie jüngst bekannt wurde, hat Beats zudem vor einem US-Gericht Klage gegen mehrere chinesische Fälscher erhoben. Die Piraten würden gefälschte Beats-Produkte online verkaufen und dann in kleinen Sendungen in die USA verschicken – so sollen sie Jahr für Jahr Umsätze von über 135 Milliarden Dollar (knapp 100 Milliarden Euro) generieren, wie der US-Konzern in seiner Klageschrift erklärt. Selbst wenn das Gericht dem folgt und Beats Schadensersatz im Milliarden-Bereich zuspricht ist es allerdings wohl unwahrscheinlich, dass die Fälscher tatsächlich Schadensersatz zahlen werden.