Infineon setzt auf Kooperation und Kommunikation

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Um gegen Fälschungen seiner Produkte vorzugehen, betreibt der deutsche Halbleiter-Hersteller Infineon ein eigenes Anti-Fälschungsprogramm. Besonderes Augenmerk gilt der Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Behörden sowie der Aufklärung von Kunden.

Der führende deutsche Halbleiterhersteller Infineon warnt aktuell vor gefälschten Halbleiter-Produkten. Neben Mikrochips (oft auch IC bzw. Integrated Circuit) sind auch einfache Produkte wie Dioden betroffen. Immer häufiger fälschen Betrüger zudem auch Komponenten der Leistungselektronik.

Infineon geht seit einigen Jahren mit einem eigenen Programm gegen Plagiate vor und setzt auf Zusammenarbeit. So ist der Münchner DAX-Konzern beispielsweise als Mitglied des World Semiconductor Councils gemeinsam mit anderen Herstellern gegen Produkt- und Markenpiraterie aktiv. Auch arbeitet der Konzern direkt mit Zollbehörden zusammen und gibt Informationen und Hinweise zu Verdachtsfällen an Behörden weiter.

Von zentraler Bedeutung ist für Infineon auch die Aufklärung seiner Kunden. Im Mittelpunkt steht dabei oft der Kauf von Halbleiter-Bauteilen im Internet, erklärt Martin Robl, Senior Manager Corporate Security Programs & Investigations bei Infineon. „Hauptumschlagplätze [für gefälschte Halbleiter] sind Online-Börsen und -Auktionsplattformen wie ebay oder Aliexpress.“ Tausende Online-Broker hätten sich darauf spezialisiert, Bauteile günstig aufzukaufen und weltweit zu vertreiben – ein Geschäftsumfeld, das die Fälscher für sich zu nutzen wissen.

Erschwert wird das Vorgehen gegen gefälschte IC dabei dadurch, dass die Gehäuseformen vieler Bauteile genormt sind – lediglich Aufdrucke oder Gravuren verraten, was sich im Inneren der Gehäuse versteckt. Und die lassen sich einfach fälschen. Produktpiraten können so etwa schrottreife Halbleiter als Neuware oder billige Standardteile als teure Spezialartikel ausgeben. „Die einfachste Methode ist das Abschleifen oder Überlackieren von Typenbezeichnung und Datums-Code“, so Robl. „Von außen kann man einem Baustein also nicht ansehen, was tatsächlich drinsteckt. Wenn der Aufdruck der bestellten Ware entspricht, schöpft man keinen Verdacht.“

Aus der Täuschung entsteht ein erhebliches Risiko für die Nutzer. So weiß Robl beispielsweise von einem Fall, in dem ein australischer Zughersteller unwissentlich gefälschte Leistungsmodule verbaut hat, die während einer Testfahrt explodierten und erheblichen Schaden anrichteten. Auch in Fahrzeugen, der Luftfahrt und der Medizintechnik sowie sogar im Militärbereich wurden bereits gefälschte Halbleiterbauteile gefunden.

Wie groß das Ausmaß des Problems ist, veranschaulicht eine europaweite Aktion des OLAF (Europäische Amt für Betrugsbekämpfung) im vergangenen Jahr. Innerhalb von nur zwei Wochen konfiszierten europäische Behörden mehr als eine Million gefälschter Halbleiter (wir berichteten). Branchenvertreter vermuten, dass es sich bei schätzungsweise ein bis drei Prozent aller Halbleiter auf dem Markt um Fälschungen handelt.

Um seine Kunden zu schützen, hat Infineon eine eigenen Webseite zum Thema eingerichtet. Der Konzern empfiehlt unter anderem, Infineon-Produkte ausschließlich direkt beim Hersteller oder über autorisierte Händler zu erwerben. Nutzer, die verdächtige Produkte erhalten haben, können sich telefonisch an die Experten von Infineon wenden.

Quellen: Elektronik Praxis, Infineon

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