Südost-Asien zunehmend im Fokus internationaler Fälscher-Routen

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Immer mehr Plagiate aus China werden Richtung Südost-Asien exportiert, wie eine aktuelle Analyse zeigt. Parallel dazu nehmen auch illegale Exporte nach Europa weiter zu; Deutschland ist dabei eines der zentralen Zielländer für Fälschungssendungen in die EU.

Aktuelle Analysen chinesischer Zolldaten deuten auf eine zunehmende Verschiebung der Bestimmungsorte für Fälschungen mit Ursprung in China hin. Zu diesem Ergebnis kommt nun ein Bericht im Fachmagazin WTR auf Basis von Behördenangaben zu Beschlagnahmungen in China, unter Beteiligung der Firmen Law Business Research und Rouse. Die analysierten Daten geben Auskunft über die Anzahl der Beschlagnahmungen chinesischer Behörden, die Strafentscheidungen nach sich zogen. Analysiert wurden Fälle von 2013 bis einschließlich des ersten Halbjahres 2019.

Besonders auffallend ist dabei der rapide Anstieg an Fälschungsexporten nach Südost-Asien: So stieg der Wert der beschlagnahmten Sendungen, die in die ASEAN-Staaten gehen sollten, in den letzten zwei Jahren um rund 450 % – während der Gesamtwert der chinesischen Exporte in die ASEAN-Staaten nur um rund 27 % zunahm. Stoppten chinesische Behörden im Jahr 2014 noch 66 Sendungen, die nach Südost-Asien gehen sollten, wurden im Jahr 2018 insgesamt bereits 299 entsprechende Sendungen gestoppt. Der Trend, den die analysierten Daten andeuten, sei dabei repräsentativ – allerdings deckten sie nur einen Teil der tatsächlichen Beschlagnahmungen des chinesischen Zolls ab. Der eigentliche Umfang des illegalen Handels sei um ein Vielfaches höher.

Anzahl der Beschlagnahmungen nach Zielregion

Betrachtet man die Beschlagnahmungen von Fälschungssendungen aus China, die für die ASEAN-Staaten bestimmt waren, so lag der Gesamtwert bei den analysierten Fällen im Jahr 2018 bei fast einer Million Dollar; im Jahr 2019 wurde die Millionen-Schwelle allerdings bereits nach dem ersten Halbjahr überschritten. Der Wert aller entsprechenden Fälschungssendungen wird insgesamt auf mehrere hundert Millionen Dollar geschätzt, da nur ein geringer Anteil aller Fälschungssendungen überhaupt abgefangen würde.

Die meisten der seit 2013 erfassten Beschlagnahmungen entfielen dabei auf Malaysia und Singapur. Singapur war eines der wichtigsten Ziele für Fälschungssendungen; vermutlich da es der größte Umschlaghafen der Welt ist, so die Einschätzung. In Sendungen für die ASEAN-Länder wurden gefälschte Kleidung und Schuhe häufig beschlagnahmt, gefolgt von Maschinenteilen und Taschen. Zu den vor allem betroffenen Marken zählen etwa Nike, Adidas und Disney, sowie Luxusmarken wie Gucci, Louis Vuitton und Chanel.

Auch für Lieferungen, deren Ziel in der EU oder in Großbritannien lag, verzeichneten die chinesischen Behörden einen deutlichen Anstieg seit 2016. Insgesamt 551 der analysierten Beschlagnahmungen hatten demnach seit 2013 ihr Ziel in der EU oder Großbritannien. Besonders häufig sollten die Lieferungen nach Frankreich, Griechenland, Deutschland oder Großbritannien gehen. Insgesamt entfielen rund 80 Prozent des Wertes auf diese Länder; dies entspricht Fälschungen im Wert von mehr als acht Millionen chinesischer Yuan (ca. 9,9 Millionen Euro). Im ersten Halbjahr 2019 wurde zudem bereits mehr als die Hälfte des Vorjahreswerts erreicht.

Zu den besonders stark von solchen illegalen Sendungen in die EU und Großbritannien betroffen Marken zählen unter anderem Adidas, Nike, Samsung oder etwa Louis Vuitton; am häufigsten beschlagnahmt wurden Kleidung und Schuhe. Zusätzlich war eine große Menge gefälschter Taschen für diese Märkte bestimmt.

Ein anderes Bild zeigt sich für Sendungen in die Vereinigten Staaten. Auf die USA entfiel der niedrigste Anteil der Beschlagnahmungen mit anschließenden Strafentscheidungen, mit lediglich 209 Beschlagnahmen seit 2013 in den analysierten Fällen. Während die Anzahl für Sendungen in die ASEAN-Länder sowie in die EU und Großbritannien seit 2016 anstieg, erscheint der Trend für Sendungen in die Vereinigten Staaten im Jahr 2019 rückläufig.

Quelle: World Trademark Review (WTR)

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