Bundesweite Razzien gegen Raubkopierer

Mit zahlreichen Razzien gingen Polizei und Staatsanwaltschaft in ganz Deutschland gegen Raubkopierer vor. Im Fokus standen dabei sowohl Betreiber illegaler Download-Portale als auch Händler gefälschter DVDs.

Am frühen Morgen des 5. Novembers durchsuchten Beamte der Kriminalpolizei unter Leitung der Staatsanwaltschaft Bonn die Räume eines DVD-Händlers im Landkreis Euskirchen. Bis in die Abendstunden trugen die Beamten in den Privat- und Geschäftsräumen des Händlers über 40.000 gefälschte Film-DVDs zusammen, die zusammen mit weiteren Beweismitteln wie Laptops und Dokumenten sichergestellt wurden.

„Der außergewöhnlich große Umfang der Sicherstellung lässt vermuten, dass der ‚Markt‘ für solche Fälschungen in Deutschland immer noch bedeutend ist“, so die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) in einer aktuellen Mitteilung. Bei den DVDs, darunter populäre Titel wie „Herr der Ringe“ oder „Star Wars“, aber auch seltene Sammlerstücke, handelte es sich sowohl um fertig verpackte Fälschungen als auch um sogenannte Spindelware, die noch darauf wartete, konfektioniert und verpackt zu werden. Dafür standen vier professionelle Verpackungsmaschinen parat. Der Durchsuchung vorausgegangen war eine anonyme Anzeige bei der Polizei sowie ein Strafantrag seitens der GVU; die GVU war zuvor auf zahlreiche zweifelhafte Angebote bei Amazon und anderen Online-Shops aufmerksam geworden.

Nur einen Tag zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Köln zusammen mit über 400 Polizeibeamten konzertierte Durchsuchungen in 14 verschiedenen Bundesländern durchgeführt. In über 121 Wohnungen wurde nach Material zu den Hintermännern rund um die illegale Download-Plattform boerse.bz gesucht. Seit Mitte November ist die Seite nun nicht mehr in Betrieb. Schon zuvor hatte sie allerdings an Bedeutung verloren und sich nach Berichten zunehmend auf legale Angebote verlegt, während zahlreiche Raubkopien unter einer anderen URL abrufbar blieben.

Nach Schätzungen des Analysedienstes Similarweb.com wurde boerse.bz im Monat vor den Razzien noch rund 5,6 Millionen mal genutzt; die Nutzer hatten laut GVU illegal Zugriff auf über 11.000 E-Books bzw. E-Book-Kollektionen, knapp 30.000 Spiele für PC und Konsolen, über 60.000 Kinofilme und rund 30.000 TV-Serien und Dokumentationen. „Wir freuen uns über das Verschwinden von boerse.bz“, kommentiert GVU-Geschäftsführer Dr. Matthias Leonardy, dessen Organisation die Aktion mit angestoßen hatte. Er fügt hinzu: „Wir sind zuversichtlich, dass die Ermittlungsbehörden auch diesmal anhand der jetzt anstehenden Zeugenbefragungen und Auswertung anderer Beweismittel die Betreiber finden und zur Rechenschaft ziehen wird.“

Quellen: Staatsanwaltschaft, lesen.net, GVU

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