Dark Web: Fälschungsbekämpfung hat Nebeneffekte

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Das Abschalten einzelner illegaler Marktplätze im Dark Web begünstigt den Handel mit Fälschungen bei anderen Anbietern. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine US-amerikanische Untersuchung und warnt damit vor unüberlegtem Vorgehen gegen IP-Verstöße im Dark Web.

Eine aktuelle Studie zeigt ungewollte Effekte der Stilllegung des bekannten Dark Web-Marktplatzes Silk Road 2.0 im November 2014. Das Abschalten dieser Plattform hatte positive Effekte sowohl für Käufer von Fälschungen als auch für Betreiber anderer Marktplätze im Dark Web, auf denen Fälschungen gehandelt werden – so das Ergebnis der Forscher der US-amerikanischen Tuck School of Business Administration am Dartmouth College.

In ihrer Studie From Darknets to Light untersuchten die Forscher insbesondere die Auswirkungen der Stilllegung von Silk Road 2.0 auf zwei weitere große Dark Web-Marktplätze, Evolution und Agora. In den Wochen, nachdem Strafverfolgungsbehörden Silk Road 2.0 vom Netz genommen hatten, nahmen die Transaktionen pro Händler auf den alternativen Seiten zu. Gleichzeitig sanken die Preise für Fälschungen, was einen allgemein positiven Effekt auf den illegalen Handel gehabt habe. „Infolge der Sperrung [von Silk Road 2.0] durch die Strafverfolgungsbehörden war es billiger, gefälschte Produkte zu kaufen“, erklärte Prasad Vana, einer der Autoren der Studie.

Kriminelle Händler versuchten möglicherweise, mit der Preisreduktion neue Kunden anzulocken, die nach der Abschaltung von Silk Road 2.0 nach neuen Handelsplattformen suchten. „Ein Teil der Anbieter verkauft auf mehreren Märkten gleichzeitig, und wenn ein Markt schließt, verlagern sie ihr Geschäft auf einen anderen“, so Vana weiter. Kunden würden sich über Foren und Onlinebewertungen austauschen, wo Waren im Dark Web gehandelt würden. Aufgrund der Anonymität im Dark Web sei davon auszugehen, dass die dortigen Marktplätze weiterhin einen relevanten Absatzkanal für Fälscher darstellen. Wenn man gegen diese Handelsplattformen vorgehe, sollte man allerdings solche ungewollten Konsequenzen berücksichtigen.

Quellen: Tuck School of Business, WTR

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