Viele junge Menschen in Europa finden es OK, Plagiate zu kaufen

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Eine neue Studie des EUIPO zeigt, dass es zahlreiche Menschen in Europa in Ordnung finden, unter bestimmten Umständen Fälschungen zu kaufen. Bei den jüngeren Befragten sind dies sogar rund die Hälfte. Dabei spiele vor allem der Preis eine Rolle.

Obwohl viele Menschen in Europa generell aufmerksam gegenüber den Risiken von Fälschungen sind, sind zahlreiche Befragte der Meinung, Plagiate zu kaufen wäre unter bestimmten Umständen in Ordnung. Das ergab eine neue Studie zur Wahrnehmung von geistigem Eigentum des European Union Intellectual Property Office (EUIPO). Demnach hält es fast ein Drittel der europäischen Bevölkerung in bestimmten Situationen für OK, Fälschungen zu kaufen – in der Altersgruppe der 15 bis 24‑jährigen sagt dies sogar rund die Hälfte der Befragten, wenn der Preis des echten Produkts zu hoch ist.

Laut Studie hat dabei vor allem der Preis großen Einfluss auf das Kaufverhalten. Weitere Gründe wurden von jeweils rund 80 % der befragten Personen als Rechtfertigung abgelehnt, wie etwa die Begründung, dass Originalprodukte (noch) nicht verfügbar seien; oder weil jeder Plagiate kaufen würde; oder weil es sich um gefälschte Luxusgüter handele. Wenn allerdings der Preis eines Originals zu hoch sei, fände es rund ein Drittel der Befragten gerechtfertigt, stattdessen eine Fälschung zu kaufen. Bei jüngeren Personen zwischen 15 und 24 stimmt dem nicht nur die Hälfte der Befragten zu, zudem finden auch rund 40 % in dieser Altersgruppe den Kauf von gefälschten Luxusartikeln in Ordnung.

Trotzdem bleibe die Zahl der Menschen, die angaben, in den letzten 12 Monaten tatsächlich Plagiate gekauft zu haben, deutlich niedriger. Rund 13 % der Befragten sagten, dies bewusst getan zu haben, und rund 15 % gaben an, dass sie möglicherweise getäuscht wurden und Fälschungen unbewusst gekauft hätten. Auch hier sind die Zahlen in den jüngeren Altersgruppen deutlich höher: Doppelt so viele 15 bis 24‑jährige wie im EU‑Durchschnitt gaben an, im letzten Jahr vorsätzlich Fälschungen gekauft zu haben. Im Vergleich zu dem Wert von 37 %, der letztes Jahr im Jugendbarometer zu geistigem Eigentum 2022 des EUIPO ermittelten wurde, ist dieser allerdings rückläufig.

//„Die neuste Ausgabe der Studie bietet neue relevante Erkenntnisse darüber, wie die Bürgerinnen und Bürger die Verletzung von Rechten des geistigen Eigentums sehen, und sie macht deutlich, dass mehr für den Verbraucherschutz getan werden muss.“
Christian Archambeau, Exekutivdirektor des EUIPO

Die Zahl der Personen, die Fälschungen im letzten Jahr gekauft hatten, schwanke laut Studie deutlich zwischen einzelnen Ländern. Deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt zum Beispiel Bulgarien: Hier gaben 24 % der Befragten an, vorsätzlich Fälschungen gekauft zu haben. Auch in Spanien (20 %), Irland (19 %), Luxemburg (19 %) und Rumänien (18 %) liegt dieser Wert mindestens 5 % über dem Durchschnitt. In Finnland und Kroatien dagegen bleibe er unter 10 %.

Ein geringerer Preis bei Originalprodukten ist laut Studie der am häufigsten genannte Beweggrund der Befragten, um keine Fälschungen zu kaufen. Rund 43 % stimmten dem zu. Auch ein größeres Angebot sowie bessere Qualität seien für 25 % der Befragten ein guter Grund, um Originale zu kaufen.

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Dabei seien sich die meisten befragten Personen durchaus der Risiken von Fälschungen bewusst. Laut Studie glauben jeweils rund 80 % der Befragten, dass kriminelle Organisationen hinter Fälschungen stecken und dass sich Fälschungen negativ auf die Wirtschaft auswirken. Zwei Drittel der Befragten erkennen Gefahren für Gesundheit, Sicherheit und die Umwelt in Zusammenhang mit gefälschten Produkten. Diese seien teilweise ausschlaggebende Gründe für die Befragten, keine Fälschungen zu kaufen. Dies könnte darauf hindeuten, dass gezielte Markenschutz‑Kommunikation hier entscheidende Vorteile für Firmen bergen kann, etwa um die Nachfrage nach Plagiaten zu senken.

Für die aktuelle Ausgabe der Studie zur Wahrnehmung von geistigem Eigentum des EUIPO wurden zwischen 30. Januar und 15. Februar 2023 in den 27 EU‑Mitgliedsstaaten mehr als 25.000 Personen im Alter von über 15 Jahren befragt.

Quelle: EUIPO

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