Studie: Jugendliche kaufen bewusst Fälschungen

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Mehr als jeder dritte Jugendliche in Europa kauft vorsätzlich Plagiate, so eine aktuelle Studie des EUIPO. Damit hat sich der Anteil der Käufer von Fälschungen zuletzt mehr als verdoppelt. Ein Grund ist die Covid-19-Pandemie – aber wohl auch eine allgemein hohe Akzeptanz.

Ein großer Teil der europäischen Jugendlichen ist anscheinend bereit, bewusst und gezielt gefälschte Produkte zu kaufen – und erschreckende 37 % haben das offenbar in den letzten 12 Monaten auch gemacht. Dies zeigt das kürzlich veröffentlichte Jugendbarometer zu geistigem Eigentum 2022 des EUIPO. Die dritte Ausgabe dieser europaweiten Befragung beleuchtet dabei auch die Meinungslage nach der weltweiten Coronavirus‑Pandemie.

Der Anteil der befragten Jugendlichen, die in den letzten 12 Monaten ganz bewusst mindestens einmal eine Fälschung gekauft haben, stieg dabei rasant an: Der jetzt erreichte Anteil von 37 % entspricht weit mehr als doppelt so vielen Fälschungskäufern, als noch bei der vorherigen Erhebung (2019: 14 %). Am häufigsten kauften junge Europäer gefälschte Kleidung und Accessoires (17 %), nachgemachte Schuhe (14 %), Elektronik-Plagiate (13 %) sowie gefälschte Hygieneartikel, Kosmetika und Parfüms (12 %). Der Anteil an jugendlichen Konsumenten, die unbewusst Plagiate kauften, war dabei für alle diese Produkte ähnlich hoch.

2022-06_Vorsätzliche und unbewusste Käufe

Als Hauptgrund für den Kauf von Plagiaten wird vor allem der günstigere Preis nachgeahmter Produkte genannt – durch fast die Hälfte (rund 48 %) aller Befragten. Als weitere Gründe nannten Jugendliche eine Gleichgültigkeit, ob ein Produkt gefälscht sei (rund 27 %); den Glauben, dass es keinen Unterschied mache, ob es sich bei einem Produkt um ein Original oder eine Fälschung handle (rund 24 %); oder eine bessere Verfügbarkeit und ein einfacheres Bestellen von Fälschungen, etwa beim Shoppen im Web (18 %).

Besorgniserregend scheint, dass auch die soziale Akzeptanz von Plagiaten scheinbar deutlich gestiegen ist, so der Report. Demnach gaben 39 % der Befragten an, es sei ihnen egal, ob sie eine Fälschung kauften – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Ergebnis von 2019 (rund 31 %). Rund 60 % sagten zudem, dass sie nicht in der Lage seien, zwischen Originalen und Fälschungen zu unterscheiden; etwa 26 % gaben an, nicht zu wissen, ob sie in den letzten 12 Monaten ein Plagiat gekauft hätten. Dies könnte darauf hindeuten, dass gezielte Markenschutz-Kommunikation hier entscheidende Vorteile für Firmen bergen kann, etwa um Käufern zu helfen, Fälschungen zu vermeiden und um die Nachfrage nach Plagiaten zu senken.

2022-06_Gründe für den Kauf

Zwischen den EU‑Mitgliedsstaaten zeigen sich teils große Unterschiede im Ausmaß der Fälschungskäufe durch Jugendliche. Besonders alarmierend ist die Verbreitung in Griechenland, wo rund 62 % der befragten Jugendlichen angaben, absichtlich Fälschungen gekauft zu haben. Ebenfalls mehr als die Hälfte der Befragten (rund 53 %) gaben dies in Zypern an, gefolgt von Lettland, Spanien und Polen (zwischen 46 % und 44 %). Besonders niedrig ist der Anteil etwa in Italien (rund 27 %), der Slowakei (rund 26 %) und Tschechien (rund 24 %). Deutschland liegt hier mit rund 39 % im Mittelfeld.

2022-06_Verbreitung von Fälschungskäufen

Relevante Gründe, um Fälschungen nicht zu kaufen, sind für die Jugendlichen die Furcht vor einem möglichen Missbrauch von Kreditkartendaten (rund 43 %), fehlende Produktgarantien oder Erstattungen (rund 31 %) oder Gesundheitsrisiken durch Fälschungen (rund 31 %). Positiv bewertet die Studie den Umstand, dass der Kauf von Plagiaten oft auch mit einer Knappheit von bestimmten Produkten im Handel während der Covid‑19‑Lockdowns zusammenhängen könnte. Dies erlaube die Hoffnung, dass es sich bei dem aktuellen Anstieg um einen vorübergehenden Trend handeln könnte.

Für das kürzlich veröffentlichte Jugendbarometer zu geistigem Eigentum 2022 wurden rund 22.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 24 Jahren befragt. Die Befragung im Auftrag des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) fand in 27 Ländern statt.

Quellen: EUIPO, World Trademark Review

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