Europol: Gefälschte Pestizide immer öfter in der EU hergestellt

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In über 30 Ländern nehmen Behörden mit einer großen Operation mehr als 1.000 Tonnen illegaler Pflanzenschutzmittel vom Markt. Die Aktion offenbart auch, dass illegale Pestizide zunehmend in der EU gefertigt werden – und dass Fälschungen von Marken-Pflanzenschutzmitteln zunehmen.

Koordiniert von Europol gingen Behörden in 25 EU‑Mitgliedsstaaten und sechs weiteren Ländern1 von Januar bis April 2022 gegen illegale und gefälschte Pflanzenschutzmittel vor. Im Rahmen der großangelegten Operation Silver Axe VII nahmen die Fahnder zehn Verdächte fest und konfiszierten insgesamt rund 1.150 Tonnen illegaler Pestizide – ähnlich viele wie in der Vorjahresaktion Silver Axe VI. Die Ermittler konzentrierten sich dabei auf Häfen und Flughäfen, die für den Import illegaler Pestizide, Herbizide und Fungizide genutzt werden könnten, sowie auf ausgewählte Online-Märkte und auf eine Fabrik, in der gefälschte Pflanzenschutzmittel hergestellt wurden.

Dabei zeichnete sich eine deutliche Zunahme im Handel mit illegalen Pestiziden im Süden Europas und am Schwarzen Meer ab – insbesondere Lieferungen illegaler Waren aus der Türkei haben rasant zugenommen, so die Behörden. Insgesamt bleibe jedoch China das wichtigste Herkunftsland für illegale beziehungsweise nachgemachte Pflanzenschutzmittel. Zudem zeigte sich eine weitere Zunahme von Beschlagnahmungen kleinerer Lieferungen (bis zu 10 Litern oder Kilogramm), die auch schon in den Vorjahren zu beobachten war. Insgesamt sei auch eine Zunahme von Fälschungen zu erkennen, die bekannte Pflanzenschutz-Marken illegal nachahmen.

// Mit den früheren Silver Axe-Aktionen konnten Strafverfolgungsbehörden fast 5.000 Tonnen illegaler und gefälschter Pestizide beschlagnahmen.
Catherine De Bolle, Executive Director, Europol

Besonders besorgniserregend erscheint allerdings auch, dass illegale Pflanzenschutzmittel nach Erkenntnissen der Behörden immer öfter innerhalb der EU hergestellt werden. Dabei unterscheiden die Fahnder verschiedene Vorgehensweisen: Ein relevanter Modus Operandi ist beispielsweise die Praxis, Pflanzenschutzmittel in Verpackungen ohne Markennamen zu importieren, die jedoch den Verpackungen eines Markenherstellers ähnlich sehen. Im Zielmarkt in Europa werden die Plagiate dann nur noch mit einem angeblichen Markenlabel etikettiert.

Teilweise führen Betrüger allerdings auch nur die Inhaltsstoffe für gefälschte Pflanzenschutzmittel ein. Die Plagiate werden dann in Europa hergestellt, mit lokal produzierten gefälschten Verpackungen. Im Rahmen der diesjährigen Aktion Sliver Axe VII gelang den Behörden ein seltener Schlag gegen eine solche Untergrundfabrik in Bulgarien. Als eine weitere Masche, um ihre illegalen Geschäfte zu verschleiern, geben Kriminelle manchmal auch vor, ein illegales Produkt wäre in einem anderen EU‑Land zugelassen – und dürfe daher auch im Zielland verkauft werden.

// Wir müssen weiterhin über diese Produkte informieren, damit sowohl Landwirte als auch seriöse Unternehmen kriminelle Angebote, die die nachhaltige Erzeugung von Lebensmitteln gefährden, erkennen und ablehnen.
Olivier de Matos, Director General, CropLife Europe

Die Wirtschaft unterstützte die Aktion Silver Axe VII über ihren Branchenverband CropLife – der im Anschluss auch auf die große Bedeutung von gezielter Kommunikation im Kampf gegen Fälschungen hinwies. Neben den Verbänden CropLife Europe beziehungsweise CropLife International wurde die Operation auch vom Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO), dem Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF), und der Generaldirektion der Europäischen Union für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (SANTE) unterstützt.

1 Beteiligte EU‑Mitgliedsländer: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn; Weitere beteiligte Länder: Brasilien, Kolumbien, Norwegen, Ukraine, USA, Vereinigtes Königreich
Quellen: Europol, OLAF

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