Durch einen 2021 gelaunchten In‑App‑Marktplatz, genannt TikTok‑Shop, hat sich die Unterhaltungs‑App TikTok mittlerweile auch zu einem erfolgreichen Kanal für den Onlinehandel entwickelt. Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Savanta im Vereinigten Königreich sei die App dafür bei Nutzern unter 26 Jahren sogar beliebter als Instagram oder Facebook. Dies machen sich auch dubiose Anbieter von gefälschter und illegaler Kosmetik zu Nutze.
Vermehrt würden auf TikTok gefälschte Kosmetika und Designer‑Parfums angepriesen und direkt über die Plattform verkauft, so berichtet die britische Guardian Media Group. Auch rezeptpflichtige Produkte wie hautaufhellende Lotionen mit teils verbotenen Inhaltsstoffen und starke Akne‑Cremes werden offen beworben. Die meisten dieser Produkte kommen aus China und Einzelheiten über Herkunft und Herstellungsverfahren sind oft nicht bekannt. Tests von beschlagnahmten gefälschten Kosmetika durch die britische Polizeibehörde PIPCU (Police Intellectual Property Crime Unit) hätten früher bereits ergeben, dass viele von ihnen giftige Mengen an Arsen, Quecksilber und Blei enthalten könnten.
Vor allem Influencer treiben die Nachfrage nach solchen Produkten. Das sei ein Grund dafür, dass der Verkauf von Fälschungen in den sozialen Medien in den letzten Jahren zugenommen habe, so die Einschätzung von Gavin Terry, leitender Beamter für geistiges Eigentum beim Chartered Trading Standards Institute (CTSI). Schon 2021 zeigte auch ein Bericht des britischen Intellectual Property Office (IPO) die Rolle von Influencern auf: Demnach gaben 13 % von 1.000 befragten Frauen zwischen 13 und 60 Jahren an, sie seien durch Empfehlungen in den sozialen Medien bereits zum Kauf gefälschter Produkte verleitet worden.
// Influencer sind die weiche Fassade des Ganzen. Dahinter verbirgt sich eine kriminelle Organisation. Und die Social‑Media‑Plattform ist ein Vermittler – sie schafft den Kanal.
Gavin Terry, leitender Beamter für geistiges Eigentum beim Chartered Trading Standards Institute
TikTok bekommt eine Provision von 5 % auf alle Verkäufe über die Plattform. Das soziale Netzwerk, das vom chinesischen Unternehmen ByteDance betrieben wird, gibt aber an, dass es strenge Regeln zum Verkauf über TikTok‑Shop gebe. So soll zum Beispiel das Anbieten gefälschter Produkte verboten sein, genauso wie der Verkauf von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Tatsächlich hat TikTok nach einem Hinweis der Journalisten die Suche nach Produkten mit verschreibungspflichtigen Inhaltsstoffen unterbunden und Einträge für Hautaufhellungscremes mit verbotenen Wirkstoffen entfernt.
Nach eigenen Angaben hat TikTok in diesem Jahr bereits Hunderte von Produkten und Händlern vom TikTok-Shop entfernt. Im Jahr 2022 war bereits ein Zentrum zum Schutz geistigen Eigentums eingerichtet worden. Es soll Marken helfen, Angebote zu identifizieren, die gegen ihre Schutzrechte verstoßen.