Neue Studie: Freihandelszonen fördern Produktpiraterie

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Die Errichtung von Freihandelszonen führt zu einem deutlichen Zuwachs illegaler Exporte – so eine neue Studie von EU und OECD, die den Handel mit Fälschungen in Freihandelszonen weltweit untersucht. Wirtschaftsvertreter rufen die Behörden auf, Konsequenzen zu ziehen.

Die Studie Trade in Counterfeit Goods and Free Trade Zones zeigt auf, dass die Anzahl der Freihandelszonen innerhalb eines Landes direkt mit dem Wert der exportierten Fälschungen zusammenhängt. Demnach reiche bereits die Errichtung einer einzelnen neuen Freihandelszone in einer Volkswirtschaft aus, um den Wert der von dort ausgeführten Fälschungen um 5,9 % ansteigen zu lassen.

Die Studie war Mitte März von OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und EUIPO (Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum) in Paris vorgestellt worden. Neben spezifischen Statistiken zu Freihandelszonen basiert sie unter anderem auch auf Informationen von Zollbehörden aus knapp 100 Ländern weltweit.

„Freihandelszonen werden routinemäßig genutzt, um den Handel mit gefälschten und raubkopierten Produkten sowie den Schmuggel und die Geldwäsche zu erleichtern“, erklärt Jeffrey Hardy, Director General der unabhängigen Wirtschaftsinitiative Transnational Alliance to Combat Illicit Trade (TRACIT). Für ihn bestätigt der Bericht, was Unternehmen seit Langem befürchten.

Den Grund für den starken Zusammenhang von Freihandelszonen und Piraterie sehen die Experten von OECD und EUIPO in den weniger strengen Regularien und Kontrollen, durch die ausländische Investitionen angezogen und die Wirtschaft in diesen Regionen gefördert werden soll. Zwar profitieren legitime Unternehmen, insbesondere in Entwicklungsländern, mitunter enorm von den Freiheiten – doch auch Produktpiraten schlagen daraus Kapital.

Im Detail gehen EUIPO und OECD in ihrem Bericht davon aus, dass eine Zunahme von Exporten und Investitionen in Freihandelszonen auch stets den Handel mit Fälschungen fördert:

  • Steigt der Wert der Ausfuhren aus den Freihandelszonen eines Landes um 1 % an, so steigt der Wert der ausgeführten gefälschten Produkte zugleich um 0,28 % an.
  • Nimmt die Zahl der in Freihandelszonen tätigen Unternehmen bzw. die Zahl der dort Beschäftigten um 1 % zu, so erhöht sich der Wert der ausgeführten gefälschten Produkte um 0,29 % bzw. 0,21 %.
  • Steigen die Investitionen innerhalb einer Freihandelszone um 1 %, so erhöht dies den Wert der ausgeführten gefälschten Produkte um 0,17 %.

Weltweit gibt es mehr als 3.500 Freihandelszonen in rund 130 Ländern, in denen etwa 66 Millionen Menschen beschäftigt sind. TRACIT sieht dringenden Handlungsbedarf. „Wir ermutigen die OECD, weiterhin eine führende Rolle bei der Förderung der Transparenz in den Freihandelszonen zu übernehmen, die Zusammenarbeit mit den Interessengruppen zu verstärken und die Entwicklung geeigneter Verfahren zur Verringerung der Anfälligkeit der Zonen für illegalen Handel zu fördern“, so Hardy.

Quellen: EUIPO, OECD, TRACIT, World Trademark Review

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