Der chinesische Online-Marktplatz Pinduoduo steht im Zentrum von Ermittlungen zum Verkauf gefälschter Waren durch Dritthändler. Eine entsprechende Initiative machte die chinesische Behörde für Marktüberwachung SMAR Anfang August öffentlich, nur wenige Tage nach Pinduoduos Börsenstart am New Yorker Nasdaq. Pinduoduo, das in nur drei Jahren zum drittgrößten Online-Marktplatz Chinas nach Alibaba und JD.com aufstieg, verbindet Einkaufs- und Social-Media-Funktionen: Händler verkaufen auf der Plattform eigene Waren; Nutzer erhalten beachtliche Rabatte, wenn sie Produkte mit Freunden teilen und diese den Artikel auch kaufen.
Gegen Pinduoduo laufen zudem bereits mehrere Sammelklagen von Investoren aus den USA, wie chinesische Medien berichten. Die Discount-Handelsplattform habe Anleger irregeführt, so die Kläger: Da ihre Maßnahmen gegen das Angebot von Fälschungen durch Drittanbieter unwirksam seien, beruhten die Einnahmen des Unternehmens auf rechtswidrigem Verhalten. Markeninhaber forderten unterdessen die Löschung von Nachahmungen. So wirft etwa ein US-amerikanischer Windelhersteller Pinduoduo vor, wissentlich den Verkauf von Imitaten unter dem Markennamen Daddy’s Choice erlaubt zu haben.
Pinduoduo reagiert und will laut CEO Colin Huang jetzt energische Maßnahmen gegen Piraterie ergreifen. Das Unternehmen habe eine Vereinbarung mit fast 500 Markeninhabern getroffen, um Fälschungen gemeinsam zu bekämpfen. 10,7 Millionen verdächtige Produkte habe der Konzern in letzter Zeit von seiner Plattform entfernt und weitere 40 Millionen fragwürdige Links blockiert. Zudem sei Pinduoduo „die erste und eine der wenigen Plattformen in China”, die für gefälschte Angebote „auf einer zehnfachen Strafe bestanden haben”, so Huang. Trotzdem räumt er ein, dass es „noch eine ganze Menge zu tun gibt, um Schutzrechtverstöße auf unserer Plattform zu beseitigen”.
Die jüngsten Updates der Handelsplattform sollen daher Marken stärker betonen, etwa über Flagship-Stores in einem neuen „Branded Goods Pavillion“. Zudem sind neue Investitionen in Technologien zur Fälschungsbekämpfung geplant. Beispielsweise sollen Pinduoduos Suchalgorithmen Kunden in Zukunft direkt zu offiziellen Markenprodukten führen, anstatt sie auf Nachahmungen zu leiten.
Das Unternehmen aus Shanghai, das vor allem auch auf große Rabatte setzt, hat in China mittlerweile über 300 Millionen Nutzer. Dabei ist Pinduoduo nicht der einzige Online-Marktplatz, dem ein mangelhafter Schutz gegen Fälschungen vorgeworfen wird: Auch der chinesische Handelsgigant Alibaba und sein US‑amerikanischer Rivale Amazon standen wegen dem Verkauf von Plagiaten durch Dritthändler aktuell in der Kritik (wir berichteten jeweils).