Zoll-Beschlagnahmungen steigen 2013 auf Rekordniveau

Obwohl der deutsche Zoll im vergangenen Jahr so viele Fälschungen wie nie zuvor konfisziert hat, blicken Behörden und Wirtschaftsvertreter mit Sorge auf aktuelle Entwicklungen.

Die Beschlagnahmungen von Piraterie-Waren durch den deutschen Zoll erreichten im vergangenen Jahr einen historischen Höchststand, wie Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble Ende März in Berlin verkündete. In über 26.000 Grenzbeschlagnahmen konfiszierten die Zöllner 3,9 Millionen gefälschte Produkte im Wert von rund 134 Millionen Euro. Im Vorjahr hatten Zollfahnder noch etwa 13.500 Sendungen gestoppt und Fälschungen im Wert von rund 130 Millionen Euro sichergestellt (wir berichteten). Da nur zwei bis drei Prozent aller Waren kontrolliert werden, dürfte die Dunkelziffer jedoch dramatisch höher liegen. „Die Statistik kann hier nur die Spitze des Eisberges darstellen“, kommentiert Volker Bartels, Vorstandsvorsitzender des Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM).

Um ihre Nachahmungen an den Konsumenten zu bringen, nutzen Fälscher immer häufiger die Kombination aus Internet und Postversand. So stieg die Zahl der Beschlagnahmungen im Brief- und Paketverkehr um 3 %. „Das bestätigt die Beobachtungen der Markeninhaber, dass das Internet als Verkaufskanal mit anschließendem Postversand der Ware immer größere Bedeutung erlangt“, verdeutlicht Dr. Alexander Dröge vom deutschen Markenverband.

Steigende Zahlen an Beschlagnahmungen lassen vor allem auch die Kosmetikindustrie aufhorchen. Im letzten Jahr wurden Kosmetika im Wert von rund 23 Millionen Euro konfisziert. Die Zahl der beschlagnahmten Artikel stieg dabei um satte 68 % auf über eine Million Stück. Martin Ruppmann, Geschäftsführer des VKE-Kosmetikverbands, erklärt besorgt: „Diese Werte zeigen ein weiterhin steigendes Bedrohungspotential für die Konsumenten.“ Dass Produktpiraten keinerlei Wert auf die Unversehrtheit von Kunden und auch Kindern legen, zeigt vor allem die Verdreifachung der Beschlagnahmungen bei Spielwaren auf 720.000 Fälle.

„Herstellung und Vertrieb dieser Produkte sind ein äußerst lukrativer und risikoarmer Geschäftszweig organisierter Fälscherbanden. Auf Sicherheitsstandards wird dabei kein Wert gelegt. Allein der äußere Schein der Fälschungen wird immer weiter perfektioniert“, erläutert Bartels. Der APM fordert jetzt: „Schlupflöcher, wie z. B. die Durchlieferung gefälschter Waren durch die EU in Drittländer, sollten nach Möglichkeit geschlossen werden“, so Bartels. Einem entsprechenden Richtlinienentwurf hat jüngst das Europäische Parlament mit großer Mehrheit zugestimmt (wir berichteten). Wichtig für den Erfolg des Zolls ist laut Bartels auch die enge Zusammenarbeit mit den Rechteinhabern, z. B. in Schulungsveranstaltungen. Verbände und Dienstleister wie beispielsweise die Experten von Karg und Petersen können Industrieunternehmen dabei unterstützen.

Alarmierende Zahlen hatte jüngst auch der österreichische Zoll zu vermelden. Im letzten Jahr wurden hier 98.440 Fälschungen im Wert von 5,6 Millionen Euro beschlagnahmt. Am häufigsten wurden gefälschte Medikamente konfisziert, die 25 % der aufgegriffenen Nachahmungen ausmachen. Das macht Österreich zum Spitzenreiter bei den Beschlagnahmungen von falschen Arzneimitteln in der Europäischen Union: Nahezu ein Viertel aller in der EU konfiszierten Medikamenten-Plagiate wurden in der Alpenrepublik sichergestellt. Gefälschte Pharmazeutika waren auch ein ernstes Thema beim eidgenössischen Zoll. Der Jahresbericht der Schweizer Oberzolldirektion wurde bereits im Februar veröffentlicht (wir berichteten).

Quellen: Zoll, APM, Markenverband, VKE, ORF, BMF

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