Zoll meldet sprunghaften Anstieg an Piraterie-Fällen

Wie die jetzt veröffentlichte Zoll-Jahresstatistik zeigt, registrierten deutsche Fahnder 2014 mehr als 45.000 Fälle von Beschlagnahmung gefälschter Waren. Im Vergleich zu 2012 haben sich die Zahlen damit nahezu verdoppelt. Wirtschaftsvertreter reagieren mit Sorge.

Der deutsche Zoll sieht sich mit einem enormen Anstieg an Piraterie-Fällen konfrontiert. Das geht aus der aktuell von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in Berlin vorgestellten Zollstatistik hervor. Insgesamt konnten die Beamten demnach im letzten Jahr fast sechs Millionen gefälschte Produkte in rund 45.000 Beschlagnahmungen sicherstellen. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der Aufgriffe um mehr als 70 Prozent zugenommen, gegenüber 2012 ist bereits annährend die doppelte Fallzahl erreicht.

Insgesamt haben die beschlagnahmten Waren einen geschätzten Wert von rund 138 Millionen Euro. Besonders häufig konfiszierte der Zoll dabei Schuhe und Accessoires wie Taschen, Sonnenbrillen, Uhren und Schmuck. Knapp die Hälfte der Waren stammte aus China, gefolgt von Hongkong und den USA, die ihren Anteil im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelten.

 

 

 

Wirtschaftsvertreter reagierten besorgt auf die starke Zunahme von Fälschungen. „Das ist nicht nur ein beeindruckender Beweis für die gute Arbeit des Zolls, sondern auch ein alarmierendes Zeichen für die Zunahme dieser Form von Kriminalität“, kommentiert Dr. Alexander Dröge vom Markenverband. Eine Ansicht, die auch der Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) teilt: „Die aktuellen Aufgriffszahlen sind ein schrilles Alarmsignal“, erklärt APM-Vorstandsvorsitzender Volker Bartels. „Die deutschen Verbraucher gehen den Fälschern tausendfach in die Falle“, so Bartels weiter.

Als erschreckend sehen beide Verbände die hohe Bedeutung, die das Internet beim Verkauf gefälschter Waren einnimmt. APM und Markenverband fordern daher, Internet-Händler stärker in die Pflicht zu nehmen. Die Missbrauchsmöglichkeiten für Fälscher im Netz erscheinen Wirtschaftsvertretern allerdings schier unbegrenzt. „Kaum ist das Angebot einer Fälschung oder eine gefälschte Webseite entfernt, tauchen sie unter anderem Namen schnell wieder auf. Leider erscheint dies immer noch wie ein Kampf gegen Windmühlen“, bestätigt Doris Möller, Referatsleiterin für gewerblichen Rechtsschutz beim DIHK.

Bereits bei der Vorstellung der letzten Jahresstatistik reagierten die Wirtschaftsvertreter besorgt (wir berichteten). Im Jahr 2013 waren es noch rund 4 Millionen Produkte, die der Zoll beschlagnahmt hatte, also rund 2 Millionen weniger als 2014. Als besonders wichtig für den Erfolg des Zolls erwähnte der APM damals auch die enge Zusammenarbeit mit den Rechteinhabern, z. B. in Schulungsveranstaltungen. Verbände und Dienstleister wie beispielsweise die Anti-Piraterie-Experten von Karg und Petersen können Unternehmen dabei unterstützen.

Quellen: Zoll, Markenverband, APM

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