AliExpress und WeChat landen auf schwarzer Liste

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Die diesjährige Notorious-Markets-Liste der US-Regierung nimmt mehrere bekannte chinesische E Commerce-Plattformen erstmals auf. Gleichzeitig wurden allerdings auch einige oft kritisierte Marktplätze entfernt, darunter Seiten von Amazon sowie Mercado Libre.

Das Amt des US-Handelsbeauftragten (USTR) nennt in seiner Mitte Februar veröffentlichten, neuen Notorious-Markets-Liste erstmals auch die zwei bekannten chinesischen Online-Plattformen AliExpress und WeChat. Diese Negativliste der US-Regierung benennt Märkte, die nach Einschätzung des USTR geistiges Eigentum und Marken nur unzureichend schützen.

Zu den wichtigsten Änderungen in diesem Jahr zählt allerdings auch, wer nicht mehr gelistet ist: Für Aufmerksamkeit sorgte insbesondere die Entscheidung des USTR, die europäischen Plattformen des US-Konzerns Amazon nicht mehr aufzuführen. Die Amazon-Seiten für Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien waren letztes Jahr noch neu aufgenommen worden; Amazon hatte damals die Aufnahme in die Notorious-Markets-Liste scharf kritisiert und sprach laut Medienberichten von der „Fortsetzung eines persönlichen Rachefeldzugs“ gegen Amazon durch die damalige Trump‑Regierung.

Der chinesische E‑Commerce-Gigant Alibaba Group findet sich dagegen dieses Jahr mit zwei Online-Marktplätzen auf der Notorious-Markets-Liste wieder: Neben dem bereits zuvor gelisteten Marktplatz Taobao, der sich im Consumer-2-Consumer-Segment positioniert, findet sich dort nun erstmals auch die B2C-Plattform AliExpress. Zwar habe AliExpress Fortschritte in Sachen Piraterie-Schutz gemacht, jedoch berichteten Markeninhaber über eine Zunahme von Fälschungen sowie eine unzureichende Verifizierung von Händlern, so die Einschätzung des USTR-Berichts. Alibaba reagierte gefasst auf die Nachricht: Der chinesische Onlinehändler kommentierte, dass man um die Herausforderungen des IP-Schutzes wisse und man auf einen weiteren Ausbau der Maßnahmen hinarbeite.

Ebenfalls neu aufgenommen wurde das Smartphone-Ökosystem WeChat des chinesischen Konzerns Tencent, das über eine Milliarde aktiver Nutzer zählt. Die App, die als Chat-App startete, umfasst unter anderem auch eine Onlinehandels-Funktion. Der Report kritisiert, dass WeChat den Handel mit Fälschungen ermögliche, etwa indem potenzielle Kunden über Livestreams zu Plagiaten geführt werden. Markeninhaber berichteten zudem von schlechten Verifizierungssystemen und ineffektiven Meldefunktionen, um Plagiate entfernen zu lassen, so das Fachmagazin WTR.

Die Notorious-Markets-Liste des USTR führt in diesem Jahr 42 Online-Marktplätze sowie 35 physische Märkte. Zu den Online-Marktplätzen zählen beispielsweise auch DHGate, Shopee und Pinduoduo, die zweitgrößte E‑Commerce-Plattform in China. Der Bericht weist zudem auf eine neue Bedrohung durch „piracy -as-a-service“-Anbieter hin, die es Fälschern erleichtern, ihr illegales Geschäft aufzubauen, zu betreiben und zu monetarisieren. Die US-amerikanische Industrievereinigung AAFA lobt die kontinuierliche Arbeit des USTR, kritisiert jedoch auch, dass einige bedeutende Akteure im Fälschungshandel nicht aufgenommen worden seien.

Quellen: USTR, AAFA, World Trademark Review (WTR)

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