US‑Negativliste: Fehlen wichtiger Online‑Plattformen kritisiert

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Die neue Notorious‑Markets‑Liste der US‑Regierung legt in diesem Jahr den Fokus vor allem auf Sicherheitsrisiken gefälschter Produkte und auf deren Folgen. Kritisiert wird dagegen erneut vor allem die Auslassung einiger relevanter, großer Online‑Plattformen.

Mit der Notorious‑Markets‑Liste will das Amt des US‑Handelsbeauftragten (USTR) jährlich Marktplätze hervorheben, die angeblich in erheblichem Umfang Markenpiraterie beziehungsweise Urheberrechtspiraterie betreiben oder diese erleichtern. In der diesjährigen Ausgabe listet das Amt insgesamt 33 physische und 39 Online‑Marktplätze; der Schwerpunktbereich behandle dieses Mal zudem die Gesundheits- sowie Sicherheitsrisiken gefälschter Produkte, so das USTR. Wie auch im Vorjahr sieht sich die Liste des USTR dabei erneut deutlicher Kritik ausgesetzt, vor allem, weil einige relevante Online‑Plattformen fehlen würden.

Die aktuelle Notorious‑Markets‑Liste enthält erneut einige Marktplätze und Seiten, die im letzten Jahr auch schon aufgeführt waren, darunter mehrere Plattformen aus China. Laut USTR sei China die größte Quelle von Fälschungen – nach den USTR‑Angaben machten die Plagiate aus China 2022 rund 60 % des Gesamtwerts der vom US‑Zoll beschlagnahmten Fälschungen aus. Dementsprechend finden sich auch große Online‑Plattformen aus China auf der Liste, wie Pinduoduo und Taobao. Im Gegensatz zum Vorjahr ist allerdings der Marktplatz AliExpress nicht mehr auf der Negativliste vertreten. Sowohl AliExpress als auch Taobao gehören zum chinesischen Konzern Alibaba Group, der vor Kurzem noch neue Maßnahmen gegen Plagiate angekündigt hatte.

Der US‑Wirtschaftsverband American Apparell & Footwear Association (AAFA) äußert sich dennoch unzufrieden mit der Nicht‑Auflistung einiger relevanter Online‑Plattformen. Zwar zeigt sich die AAFA dankbar, dass die Online‑Märkte DHGate und Shopee weiterhin auf der Notorious-Markets-Liste sind. Allerdings hatte sie insbesondere auch gefordert, den Konzern Meta mit seinen wichtigen Social‑Media‑Plattformen zu listen, wie etwa auch die Plattformen Lazada und Alibaba Cloud (auch Teil des Alibaba‑Konzerns). Diese sind jedoch nicht auf der Negativliste vertreten. Generell fordert die AAFA von der US‑Regierung weitere Maßnahmen gegen die Verbreitung von Fälschungen über das Internet.

//„Wir fordern den Kongress auf, Vertretern der großen E‑Commerce- und Social‑Media‑Plattformen harte Fragen zu stellen, wenn sie diese Woche vor dem Kongress aussagen. Unter anderem, warum diese Unternehmen nicht in der Lage sind, die Werbung und den Verkauf von Fälschungen auf ihren Plattformen zu stoppen. Außerdem fordern wir den Kongress auf, das dringend benötigten SHOP SAFE‑Gesetz rasch zu verabschieden.“

Steve Lamar, Präsident und CEO von AAFA

Vor allem für den Social‑Media‑Riesen Meta wurde nun schon mehrmals gefordert, den Konzern auf die Notorious-Markets-Liste aufzunehmen. Die bekannten sozialen Netzwerke Facebook, Instagram und WhatsApp, die zu Meta gehören, wurden bereits für ihre Rolle beim Handel mit Plagiaten kritisiert. So implizierte beispielsweise eine 2022 erschienene Studie, dass Fälscher die sozialen Netzwerke und E‑Commerce‑Funktionen von Facebook, Instagram und WhatsApp erfolgreich nutzen und dort jährliche Umsätze in Höhe mehrerer Milliarden US‑Dollar machen würden.

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