Betrug mit gefälschten Speichermedien auf Online‑Marktplätzen

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Fälscher führen mit nachgemachten Flash-Speichern auf vielen Online‑Marktplätzen unbedarfte Käufer hinters Licht. Recherchen eines Fachmagazins zeigen, wie die Betrüger vorgehen – und werfen Plattformen wie Amazon oder eBay vor, zu wenig dagegen zu tun.

Gefälschte Flash‑Speichermedien sind weiterhin ein weit verbreitetes Problem im Onlinehandel. Dies zeigt eine aktuelle Stichprobe des Fachmagazins c’t, das Testkäufe von USB‑Sticks, SSD‑Laufwerken und SD‑Speicherkarten auf mehreren bekannten E‑Commerce-Plattformen tätigte – und alle überprüften Produkte als Plagiate entlarvte. Im aktuellen Test stammten die Speichermedien von den Web‑Shops Amazon, AliExpress, eBay, Wish.com und Joom.com – und wiesen teilweise weniger als ein 1 % der angegebenen Speicherkapazität auf.

Neben vielen Produkten mit gängigen Speichergrößen würden die Fälscher im Internet zudem auch Produkte mit vermeintlich besonders hohem Speicherplatz anbieten, so der c’t‑Bericht. Teilweise handele es sich dabei auch um Speichermedien, die es so überhaupt nicht auf dem Markt gibt oder zumindest nicht zu diesen Preisen. So seien etwa alle zurzeit angebotenen USB‑Sticks mit zwei Terabyte gefälscht – denn es gibt im Moment keinen Hersteller, der Speichersticks mit mehr als einem Terabyte Speicherkapazität produziert, so die Experten der c‘t. Auch externe SSD‑Laufwerke (Solid‑State‑Drives) mit USB‑Anschluss mit angeblich 10 Terabyte für lediglich rund 100 Euro seien sehr sicher gefälscht. Eine aktuelle Masche wären zudem USB‑SSDs mit bis zu 18 Terabyte: Solche Produkte gebe es zwar, allerdings entlarvten die deutlich zu günstigen Preise solch zweifelhafte Angebote oft als Fälschungen. Besonders dreiste Betrüger böten zudem Produkte an, die so technisch gar nicht möglich seien. So könne es etwa aus Platzgründen keine MicroSD‑Karten mit zwei Terabyte Speicherkapazität geben – zumindest nicht nach dem aktuellen Stand der Technik.

Wenn es sich um handelsübliche Speicherkapazitäten handle, könne ein auffällig günstiger Preis ein klares Zeichen für ein Plagiat sein. Übliche Preise für USB‑Sticks mit einem Terabyte Speicherplatz lägen derzeit bei rund 90 Euro – und könnten auch nicht deutlich günstiger produziert werden. Denn die Preise für Chips der wenigen existierenden Chiphersteller seien relativ gut bekannt – einen Anbieter für günstigere Chips gebe es nicht, da für die Produktion von Chips milliardenschwere Fertigungsmaschinen nötig seien, so die Tester.

Gefälschte Speichermedien seien oft sehr langsam, manche nutzten nur ein Bruchteil der Datenrate, die selbst die 22 Jahre alte USB‑2.0-Technologie ermöglichen würden. Zudem würden Plagiate von Speichermedien ein hohes Risiko für Datenverlust bergen, so c‘t. Denn: Die Produkte wiesen oft weitaus weniger Speicherplatz auf als angeben. Wird jedoch die real verfügbare Speicherkapazität überschritten, würden ältere Dateien zugunsten der neu abzuspeichernden Daten einfach unwiederbringlich gelöscht. Konsumenten bemerkten oft erst dann, wenn sie bereits Daten verloren, dass mit ihrem Datenspeicher etwas nicht stimmt.

Der c’t-Bericht kritisiert dabei, dass Angebote für Fälschungen zu auffällig niedrigen Preisen von Online-Plattformen wie Amazon, eBay und AliExpress sehr leicht zu identifizieren wären. Die Markplätze könnten also eigentlich aktiv werden, um ihre Kunden zu schützen, so c’t. Umso mehr, als dass Unternehmen wie Amazon und Alibaba, der Mutterkonzern von AliExpress, zu den führenden Firmen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) gehörten. Auf Nachfragen von c’t wollte Amazon nicht eingehen, sondern antwortete nur allgemein: Man „arbeite ständig an Innovationen, um das Kundenerlebnis in unserem Store zu verbessern und zu schützen“ – allerdings würden „Akteure mit schlechten Absichten immer raffinierter und versuchen, unsere Kontrollen zu umgehen,“ so Amazon gegenüber c’t. Der Konkurrent eBay antwortete gar nicht auf die Anfrage des Fachmagazins.

Für den aktuellen Test tätigte das Fachmagazin c’t insgesamt 20 Testkäufe – von denen jedoch nur 18 Produkte geliefert wurden. Die überprüften Artikel wiesen zum Teil deutlich weniger Speicherkapazität auf als angegeben. Zudem arbeitete keines der getesteten Produkte mit der angegebenen USB‑3.0-Technologie – stattdessen waren in allen Produkten veraltete USB‑2.0-Chips eingesetzt. Bereits 2020 testete das Fachmagazin c’t Flash‑Speichermedien wie USB‑Sticks und Speicherkarten und entlarvte viele der überprüften Produkte als Fälschungen. Und erst letztes Jahr zeigten Testkäufe der c’t, dass anscheinend bis zu mehr als 90 Prozent der auf manchen Online-Plattformen angebotenen Smartphones gefälscht seien.

Quelle: c‘t Magazin

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