eBay: Rasanter Handel mit gefälschten Grafikkarten

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Auf eBay boomt einer aktuellen Stichprobe zufolge der Handel mit gefälschten Grafikkarten. Die Plattform, die selbst vom Handel mit den Plagiaten profitiere, biete Fälschern systematisch Schlupflöcher und versage beim Kundenschutz, wie jetzt ein Fachmagazin beklagt.

Über den Online-Marktplatz eBay sind derzeit möglicherweise zahlreiche gefälschte Grafikkarten im Umlauf. Dritthändler bieten angebliche Markenmodelle an, teils deutlich unter handelsüblichen Preisen, geliefert werden dann allerdings nur billige Nachahmungen – das ist das Ergebnis eines aktuellen Tests des Fachmagazins c‘t. Kritisch sehen die Journalisten auch das Verhalten der Online-Plattform eBay, die auch vom Handel mit den Plagiaten profitiere: Im Test wurden Rückzahlungen nur widerwillig durchgesetzt und Sanktionen gegen die Fälscher blieben durchwegs aus.

Für die Testaktion erwarben Reporter der c’t auf eBay acht GTX-1060 Grafikkarten der Marke Nvidia, die dort von chinesischen Händlern angeboten wurden. Bei der Kontrolle durch die c’t-Experten entpuppten sich alle acht Modelle als Fälschungen. Unter anderem fielen die gelieferten Grafikkarten durch falsche Anschlüsse und GPU-Chips auf, teilweise war auf Komponenten der angeblich aktuellen Grafikkarte auch ein Herstellungsdatum von 2012 zu erkennen.

Die Reklamation der mangelhaften Ware über eBay erwies sich laut c’t als schwierig: Der offizielle Beschwerdeweg über eBays Käuferschutz, der zusammen mit dem Online-Bezahldienst PayPal angeboten wird, führte nicht zur vollständigen Rückzahlung, wie das Magazin berichtet. Teilwiese wurden die Tester sogar aufgefordert, externe Gutachten vorzulegen, bevor die Plattform die Kosten erstatten wollte – und dann in einem Fall auch erst nach Vorlage eines Nachweises über die Rücksendung nach China auf Eigenkosten der Käufer. Andere Händler versuchten die Käufer vermutlich so lange hinzuhalten, bis die Reklamationsfristen auf eBay abgelaufen waren. Erst nachdem das Magazin sich an die Presseabteilungen eBays und PayPals wandte, wurde ein Großteil des Geldes ausgezahlt; laut c’t bleibt eine versprochene Rückzahlung aber noch immer offen.

Zudem blieben laut c’t erkennbare Sanktionen gegenüber den Fälschern wohl komplett aus; die fraglichen acht Händler sind weiterhin auf der Plattform aktiv. Dabei schaffe eBay den Betrügern sogar ein ganz einfaches Schlupfloch: Erstatten die Händler bei einer Kundenbeschwerde den Kaufpreis freiwillig zurück, wird der Fall von eBay nicht als Käuferschutz-Reklamation gewertet. Die Fälscher könnten ihre Waren dann also weiterhin ungehindert auf der Plattform vertreiben.

Kritik an eBays Maßnahmen gegen den Verkauf von Fälschungen gibt es nicht zum ersten Mal. Im vergangenen Jahr hatte der Online-Marktplatz zwar einen Service zur Echtheitsprüfung für bestimmte Marken eingeführt. Doch gilt der Service bislang nur für Luxushandtaschen und nur in den USA. Mit den aktuellen Testkäufen der c‘t stellt sich die Frage, inwieweit eBays Mitverdienst am Handel mit Plagiaten den Markenschutz auf der Plattform behindert – ähnlich wie bei der Diskussion um den Handelsgiganten Amazon.

Quelle: c’t Magazin, eBay

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