Der E-Commerce-Riese Amazon veröffentlicht zum zweiten Mal seinen jährlichen Brand Protection Report und gibt detaillierte Einblicke in seine Markenschutz-Aktivitäten im Jahr 2021. So habe Amazon allein im letzten Jahr über 900 Millionen US-Dollar (rund 877 Millionen Euro) investiert. Auch beschäftige man mittlerweile mehr als 12.000 Personen, um gegen Fälschungen vorzugehen, so der Konzern. Gegenüber dem Vorjahr sind die Ausgaben des Konzerns dabei deutlich angestiegen – im Jahr 2020 investierte Amazon laut eigenen Angaben noch über 700 Millionen US-Dollar (rund 688 Millionen Euro), um gegen Fälschungen, Betrug und Missbrauch auf seiner Plattform vorzugehen.
Insgesamt seien im Jahr 2021 demnach mehr als 3 Millionen Fälschungen und Plagiate aus dem Verkehr gezogen worden, so Amazon. Darunter fallen Produkte, die im Rahmen des Programms Versand durch Amazon (Fulfillment by Amazon, FBA) an die Logistikzentren des Konzerns geschickt worden waren; und auch Produkte, die sich in Lagerhäusern und Räumlichkeiten von Fälschern befanden und etwa bei Razzien von Strafverfolgungsbehörden sichergestellt worden waren, bei denen Amazon mit Marken und Behörden kooperierte.
Zudem habe der Konzern mehr als 2,5 Millionen Versuche gestoppt, betrügerische Verkäufer-Accounts anzulegen. Dass es sich dabei um rund 60 % weniger Fälle handelt als noch im Jahr 2020, führt Amazon auf einen verbesserten Verifizierungsprozess zurück. Dadurch würden laut dem Konzern betrügerische Händler bereits davor abgeschreckt, neue Accounts überhaupt anlegen zu wollen. Entscheidend sei dabei die Neuerung, dass Händler nun eine persönliche Verifizierung durchlaufen müssten.
// Unser Team arbeitet kontinuierlich an Innovationen, um böswilligen Akteuren einen Schritt voraus zu sein, und arbeitet zugleich mit Rechteinhabern, Strafverfolgungsbehörden und anderen Experten zusammen, um sicherzustellen, dass die Kunden weiterhin unbesorgt einkaufen können.
Dharmesh Mehta, Vice President, Selling Partner Services
Amazon verweist auch auf seine Programme, um mit Unternehmen zusammenzuarbeiten. So seien mittlerweile rund 700.000 Marken dem Markenschutz-Programm Brand Registry beigetreten, ein Plus von rund 40 % gegenüber dem Vorjahr. Abgenommen hätte hingegen die Anzahl der Meldungen von Verstößen um rund 25 % – eine Entwicklung, die der Konzern auf seine automatisierten Markenschutz-Maßnahmen zurückführt.
Stark zugenommen, nämlich um rund 300 %, habe dagegen die Anzahl der Klagen und Strafverfahren, die Amazons 2020 gegründete Counterfeit Crimes Unit (CCU) initiiert habe. So hätten die Experten des Konzerns in der EU, den USA, dem Vereinigten Königreich und in China rund 600 mutmaßliche Betrüger verklagt bzw. bei den Behörden gemeldet. Erst kürzlich hatte Amazon beispielsweise gemeinsam mit dem Schweizer Luxuswarenhersteller Cartier vor einem U.S.‑Gericht Klage gegen insgesamt neun Beschuldigte eingereicht, die in den Fälschungshandel involviert sein sollen; darunter ein Influencer. Ihm wird vorgeworfen, potenzielle Käufer von Fälschungen zu einem Amazon‑Shop geleitet zu haben, in dem die Produkte ohne offensichtliche Markenrechtsverletzung angeboten wurden.
Neben reaktiven Maßnahmen setzt Amazon auch auf ein proaktives Vorgehen gegen Fälschungen mit seinem Programm Project Zero, das zuvor auch breite Kritik hervorrief. Project Zero soll laut Konzern maschinelles Lernen und automatisierte Prozesse nutzen, um betrügerische Angebote zu erkennen und zu entfernen. „Bei den Marken, die an Project Zero teilgenommen haben, haben Amazons automatische Schutzmaßnahmen für jedes von einer Marke entfernte Angebot mehr als 1.000 mutmaßliche Verstöße proaktiv entfernt“, so der Report.
Trotz anhaltender Kritik an Amazon zeigen die Maßnahmen des Unternehmens auch Wirkung: So wurden die europäischen Plattformen des US‑Konzerns etwa zuletzt von der Notorious-Markets-Liste der US-Regierung entfernt. Allerdings sieht auch der US-Konzern selbst noch weiteren Handlungsbedarf: „Obwohl wir stolz auf die Fortschritte sind, die wir gemacht haben, werden wir nicht aufhören, bis wir die Zahl der Fälschungen in unserem Geschäft auf Null reduziert haben”, so Mehta.