Brexit könnte Weg für Fälscher ebnen

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Der Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der EU könnte den Handel mit Fälschungen fördern und britische Sicherheitsstandards senken. Aktuell warnen verschiedene britische Interessengruppen vor den möglichen Risiken.

Im Vereinigten Königreich warnen aktuell Wirtschaftsverbände und Verbraucherschutzgruppen vor einem möglichen dramatischen Anstieg im Handel mit Fälschungen durch den Brexit. Dieser könne sich so potenziell zu einer ernsten Bedrohung entwickeln. Grund für die Sorge ist vor allem der bevorstehende Ausstieg aus geltenden EU-Vorschriften über Sicherheitsstandards, etwa bei Pharmaprodukten und Elektrogeräten.

So mahnt jetzt beispielsweise die britische Stiftung Electrical Safety First (ESF) die Übernahme geltender EU-Regelungen für die Sicherheit von elektronischen Geräten in britisches Recht an. „Es ist von essentieller Bedeutung, dass das Vereinigte Königreich durch eine mögliche Deregulierung von Sicherheitsstandards nicht zu einem Hauptziel für minderwertige oder gefälschte Produkte wird“, so die Stiftung.

Laut ESFs eigener Forschung hat im Vereinigten Königreich bereits jeder dritte Konsument – insgesamt etwa 18 Millionen Menschen – online unwissentlich gefälschte Elektroprodukte gekauft. Sollte es vor dem Brexit nicht zu eindeutigen Regelungen über die Weiterführung der EU-Sicherheitsmaßnahmen kommen, befürchtet ESF schwerwiegende Folgen: „Elektrizität ist für mehr als die Hälfte der unbeabsichtigt verursachten Hausbrände in England verantwortlich und jede Schwächung solcher Standards könnte diese Zahl zukünftig ansteigen lassen“, so ESFs Vorstandvorsitzender Phil Buckle.

Auch im Pharmabereich könnte der Brexit dreisten Fälschern in die Hände spielen. So warnt etwa die Association of the British Pharmaceutical Industry (ABPI) vor einem Ausschied aus dem neuen Verifikationssystem für Arzneimittel der EU: Seit dem 9. Februar müssen verschreibungspflichtige Medikamente unter anderem mit individuellen Sicherheitscodes versehen werden, die Patienten vor gefälschten Pharmazeutika schützen sollen. „Es wäre eine komplette Farce, wenn Patienten des NHS [des britischen National Health Service] nicht Teil eines Systems wären, das speziell zu ihrem Schutz entwickelt wurde“, so Dr Rick Greville, Director of Supply Chain der ABPI.

Darüber hinaus fehlt bislang eine eindeutige Post-Brexit-Regelung für die Einfuhr von innerhalb der EU zugelassenen Medikamenten. Laut Medienberichten führt die Angst vor möglichen Arzneimittel-Engpässen durch einen ungeregelten Brexit bereits jetzt zu Hamsterkäufen. Zunehmend würden dabei auch Medikamente aus unzuverlässigen Quellen bezogen. Dies könnte die Verkäufe auch anfällig machen für Betrüger, die mit potenziell gefälschten Pharmazeutika handeln.

Nach Angaben britischer Zollbehörden werden aktuell jedes Jahr mehr als 15 Millionen Kilo Arzneimittel aus der EU ins Vereinigte Königreich importiert; bislang ist die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) als zentrale Behörde für deren Zulassung zuständig. Wie in Zukunft mit den Importen umgegangen werden soll, ist bislang unklar.

Quellen: Electrical Safety First, SecuringIndustry, The Guardian, HM Revenue & Customs,The Telegraph

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