Maschinenbau mit riesigen Verlusten durch Plagiate

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Fälschungen führen zu milliardenschweren Schäden im Maschinenbau, zeigt eine neue Studie des deutschen Branchenverbands VDMA. Rund dreiviertel der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer sind betroffen – und ein Land rückt neu in die Top 3 der Herkunftsländer.

Allein im Jahr 2021 soll sich der Umsatzverlust durch Fälschungen und Plagiate im deutschen Maschinen- und Anlagenbau auf erschreckende 6,4 Milliarden Euro summieren. Das geht aus der aktuellen Piraterie‑Studie des Branchenverbands VDMA hervor. Damit ist der Schaden zwar im Vergleich zur vorherigen VDMA‑Studie aus dem Jahr 2020 etwas zurückgegangen. Diesen Rückgang führt der VDMA allerdings auch darauf zurück, dass die Unternehmen mittlerweile mehr Maßnahmen gegen Produkt- und Markenpiraterie ergreifen würden.

Insgesamt gaben dennoch rund drei von vier befragten Firmen an, von Fälschungen betroffen zu sein – bei mittelständischen Unternehmen mit über 500 bis 1.000 Mitarbeitern gaben sogar alle Befragten an, unter Nachahmungen zu leiden. Bei jeweils rund 60 % der Firmen werden dabei Komponenten sowie das äußere Design nachgemacht, gefolgt von Ersatzteilen (rund 42 % der Firmen sind hiervon betroffen) und ganzen Maschinen (rund 40 % sind hiervon betroffen). Seltener kommen dagegen sogenannte weiche Plagiate wie nachgemachte Kataloge vor, von denen 29 % der Firmen berichten. Erstmals gefragt wurde nach plagiierten Websites und Online‑Shops, wovon jedes fünfte Unternehmen betroffen ist.

2022-06_Anteil betroffener Unternehmen

Der erlittene Umsatzverlust entspräche rund 29.000 Arbeitsplätzen, die ohne diesen Schaden gesichert werden könnten. Neben verlorenen Arbeitsplätzen können Fälschungen auch zu einem Imageverlust führen, zum Verlust des Marktvorsprungs oder zu ungerechtfertigten Regressforderungen. Firmen, die einen Umsatzverlust durch Produktpiraterie verbuchen, beziffern den Schaden im Schnitt auf rund 4,9 % des Unternehmensumsatzes; für Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern sogar auf alarmierende 6,8 % des Umsatzes.

2022-06_Umsatzverlust durch Produktpiraterie

Einen Spitzenwert als Hauptursprungsland von Fälschungen erreicht China, das von nun 87 % der Befragten als Hauptursprungsland von Plagiaten genannt wurde. Gefolgt wird die Volksrepublik auf dem zweiten Platz von Indien, das von 26 % der Befragten als Ursprungsland von Fälschungen genannt wurde – damit hat sich die Nennung des südasiatischen Landes mehr als verdoppelt. Deutschland, im Vorjahr noch auf Platz 2 der Herkunftsländer, liegt nun an dritter Stelle, weiterhin mit rund 19 %.

2022-06_Ausgewählte Herkunftsländer

Deutlich zugenommen hat der Anteil der Unternehmen, die Maßnahmen gegen Produkt- und Markenpiraterie ergreifen. Über die Hälfte der Firmen (rund 58 %) nutzen beispielsweise außergerichtliches Vorgehen gegen Fälschungen – rund 20 % mehr als noch vor zwei Jahren. Etwa 35 % ergreifen zudem zivilrechtliche Maßnahmen und weitere 19 % setzen auf Grenzbeschlagnahmen. Nur noch rund ein Drittel der befragten Maschinen- und Anlagenbauer sind nicht aktiv (2020: 49 %). Besonders häufig trifft dies auf kleinere Unternehmen zu – wohl auch, weil sie vor möglicherweise kostspieligen Schritten zurückschrecken.

Weiteres, entscheidendes Potenzial kann in der Aufklärung rund um Produktpiraterie liegen – wie auch der VDMA betont: „Wir empfehlen den Unternehmen daher, zuerst ein außergerichtliches Vorgehen zu prüfen, beispielsweise Anwaltsschreiben, persönliche Gespräche oder Aufklärungsmaßnahmen beim Kunden. Erfahrungsgemäß stellt sich danach eine erste Besserung ein, da viele Plagiatoren unerkannt agieren und nicht öffentlich genannt werden wollen“, erklärt Steffen Zimmermann, Leiter des VDMA Competence Center Industrial Security. Auch die vor kurzem neu erschienene Markenschutz‑Studie 2022 von Karg und Petersen sowie Arvato Systems hatte bereits das große Potenzial von gezielter Kommunikation im Bereich Brand Protection betont.

2022-06_Nach Entdeckung ergriffene Massnahmen

Die VDMA‑Studie Produktpiraterie 2022 ist die aktuelle Ausgabe der Umfrage zu Produkt- und Markenpiraterie im Anlagen- und Maschinenbau, die seit 2003 alle zwei Jahre vom Branchenverband veröffentlicht wird. Die aktuelle Studie wurde im Auftrag des Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) vom Fraunhofer‑Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC erstellt.

Quellen: VDMA, Die Welt, Ingenieur

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