EUIPO: jede Zehnte Social-Media-Interaktion behandelt Plagiate

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Fälschungen sind in den Sozialen Medien weit verbreitet, wie jetzt eine neue Studie des EUIPO verdeutlicht. Demnach steht auf sozialen Netzwerken jede Zehnte Interaktion zu physischen Produkten und von Nutzern aus europäischen Ländern in Verbindung mit möglichen Fälschungen.

Erkenntnisse über das hohe Ausmaß und die enorme Häufung von IP-Verletzungen in sozialen Medien bietet nun eine neue Studie des Amts der Europäischen Union für Geistiges Eigentum (EUIPO). Rund 11 Prozent aller Interaktionen zu physischen Produkten in den sozialen Netzwerken stehen demnach in Verbindung mit mutmaßlichen Produktfälschungen; rund 35 Prozent der analysierten Interaktionen betrafen zudem mögliche Raubkopien.

Über sechs Monate hinweg (April bis September 2020) analysierten Experten dazu mehrere Millionen Interaktionen auf den sozialen Netzwerken Facebook, Instagram, Reddit und Twitter. Mittels Data-Mining sammelten sie Inhalte von Nutzern aus sechs europäischen Ländern: Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Polen und Schweden. Analysiert wurde dann die öffentlich zugängliche Kommunikation bezüglich möglicher Schutzrechtsverletzungen bei physischen Produkten und digitalen Inhalten.

Insgesamt rund 3,9 Millionen Interaktionen zu physischen Produkten betrachtet die Studie. Am häufigsten wurden Spielwaren diskutiert (rund 1,9 Millionen Interaktionen), gefolgt von Parfüms und Kosmetika (1,2 Millionen Interaktionen). Insgesamt rund 11 Prozent der Interaktionen über alle Produktkategorien hinweg standen demnach möglicherweise in Zusammenhang mit Produktfälschungen. Am höchsten war dieser Anteil mit 36 Prozent bei Bekleidung, gefolgt von Schuhen (21 Prozent). Bei Spielwaren standen rund 7 Prozent der Interaktionen in möglicher Verbindung mit Fälschungen.

Instagram hatte den größten Anteil (rund 67 Prozent) aller Interaktionen, die mit Plagiaten in Verbindung stehen könnten, gefolgt von Twitter (26 Prozent) und Reddit (7 Prozent). Facebook hatte den geringsten Anteil (unter einem Prozent) – der Bericht betont jedoch, dass Interaktionen in Facebook-Gruppen nicht analysiert wurden, da diese nicht öffentlich sind. Eine 2017 erschienen Studie wies bereits darauf hin, dass verdächtige Inhalte auffallend häufig über geschlossene Facebook-Gruppen geteilt würden.

Der Anteil der Produktkategorie in den möglichen Fälschungs-Erwähnungen unterscheidet sich zum Teil deutlich zwischen den einzelnen Social-Media-Netzwerken. Bei jeder der analysierten Branchen wies allerdings Instagram den höchsten Anteil aller Interaktionen zu mutmaßlichen Fälschungen auf, mit Ausnahme von Bekleidung. Bekleidungs-Plagiate wurden am häufigsten auf Twitter diskutiert. Auf Instagram betrafen die meisten verdächtigen Erwähnungen Parfüms und Kosmetika (30 Prozent), Schuhe (29 Prozent) und Spielwaren (25 Prozent). Auf Twitter betrafen die meisten Interaktionen möglicherweise gefälschte Spielwaren (45 Prozent), Bekleidung (36 Prozent) und Schuhe (13 Prozent). Auf Reddit überwogen Interaktionen zu potenziell gefälschten Spielwaren (68 Prozent) deutlich, genauso auf Facebook, wo sich etwa die Hälfte der Interaktionen um mögliche Spielwarenplagiate drehte.

Fast alle möglichen Erwähnungen von Fälschungen fanden in englischsprachigen Inhalten statt (86 Prozent); mit weitem Abstand folgen die Sprachen Spanisch, Italienisch, Deutsch und Französisch. Wiederum deutlich geringer war der Anteil in polnisch- und schwedisch-sprachigen Inhalten.

In Bezug auf digitale Inhalte wiesen rund 35 Prozent der Interaktionen einen möglichen Zusammenhang mit Raubkopien auf. Den höchsten Anteil hatten laut Analyse die digitalen Inhalte in Form von E-Books (61 Prozent), TV-Shows (48 Prozent) und Musik (43 Prozent).

Auch den Einfluss der Covid-19-Pandemie untersuchte die Analyse und zeigte hier einen Anstieg der Erwähnungen von potenziell gefälschten Arzneimitteln sowie von Bekleidung. Die vollständige Untersuchung Überwachung und Analyse sozialer Medien im Zusammenhang mit Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums kann über die Website des EUIPO abgerufen werden.

Quelle: EUIPO

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