Laut einer neuen Reportage des ZDF‑Formats ZDFzoom machen sich Fälscher oftmals den Instagram-Algorithmus zu Nutze, um Konsumenten mit Werbung und Beiträgen auf ihre illegalen Waren aufmerksam zu machen. In dem im März veröffentlichten Beitrag sucht das Fernsehteam auf Instagram mutmaßliche Verkäufer von Fälschungen und erlebt selbst, wie einfach der Kauf von Fälschungen über Instagram abläuft. Zudem sprechen die Reporter mit Influencern und Experten aus der Wirtschaft und erhalten Hintergrundinformationen eines anonymen Insiders mit Kontakten zu Verbrecherbanden.
Bei einer Straßenumfrage stößt das ZDF auf viele jüngere Menschen, die offen zum Tragen von Fälschungen stehen und genau wissen, wo diese zu finden sind. Oft genannt dabei ist das soziale Netzwerk Instagram des US-amerikanischen Meta-Konzerns, der auch für Facebook und WhatsApp bekannt ist. Wie bei vielen anderen Plattformen ist der Instagram‑Algorithmus so eingestellt, dass er Nutzern mehr von dem zeigt, was sie zuvor angeklickt hatten, so der ZDF-Beitrag. Entsprechend bekomme eine Person, die beispielsweise nach Marken‑Sneakern sucht, vermehrt Werbung für solche angezeigt – auch für gefälschte.
Und vor allem der Handel mit gefälschten Luxus-Sneakern sei besonders lukrativ: Sneaker‑Influencer Willy Iffland schätzt in einem Interview im ZDF‑Beitrag, dass Instagram neben TikTok eine der erfolgreichsten Plattformen im Generieren von sogenannten ‚Hypes‘ ist und damit bestimmte Artikel besonders begehrt machen kann. Felipe Thomaz, Professor für Marketing an der Oxford University, bezeichnet Instagram als eine Art Trichter, da es viele und verschiedenste Menschen an einen Platz bringt. So ergibt sich eine Masse an potenziellen Kunden für Fälscher, welche sich die gehypten Originalartikel eventuell nicht leisten können oder wollen. Diese werden dann durch den Algorithmus automatisch vermehrt mit Werbung für Fälschungen angesprochen.
Thomaz vergleicht außerdem die Professionalität solcher Fälscher‑Gruppen mit der von Großkonzernen. Diese zu bekämpfen sei schwierig, unter anderem auch wegen der Verteilung ihrer Geschäfte auf verschiedene Länder, so der Rechtsanwalt Constantin Rehaag. Bei der Bekämpfung solcher Machenschaften kommt laut ZDF‑Bericht erschwerend hinzu, dass sich die Behörden nicht einig zu sein scheinen: So verweisen auf Nachfrage des ZDF sowohl das Bundeskriminalamt als auch die Bundespolizei auf den Zoll, welcher sich allerdings selbst nicht in der Verantwortung sieht. Denn er könne erst agieren, wenn die geschädigten Markeninhaber aktiv werden und Strafverfolgung anstreben.
Das ZDF fragt auch das Technologieunternehmen Meta, das die Social-Media-Plattform Instagram betreibt, nach deren Maßnahmen gegen Fälschungen und übergibt ihnen eine Liste von Shops, mit denen das Reportage-Team in Kontakt getreten war. Meta antwortet mit Hinweis auf die Unternehmensrichtlinien, welche den Verkauf von Fälschungen nicht dulden. Die im Zuge der Reportage gefundenen Shops wurden gelöscht, weitere dürften aber wohl weiterhin auf der Plattform zu finden sein.
Die knapp halbstündige ZDFzoom‑Reportage kann online beim ZDF angesehen werden. Der Beitrag ist dabei nicht der einzige aktuelle Bericht des ZDF zum Thema Fälschungen und Markenschutz: Bereits im September 2019 berichtete der Sender über das Geschäft mit Produktfälschungen und im Oktober 2022 über Produktion, Vertrieb und Bekämpfung von Plagiaten.